12. Dezember 2024
Klare Regeln statt Verzögerungstaktik – Neues Papier zeigt Nutzen der
EU-Nachhaltigkeitsregeln
- Aufweichen der Nachhaltigkeitsregeln gefährdet Wirtschaftszukunft
- Mehr als 90 Organisationen und Verbände sprechen sich gegen Omnibus-Gesetz aus
- WWF-Papier zeigt, wie CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie ineinandergreifen
Berlin. Die neue EU-Kommission plant, zentrale Nachhaltigkeitsregeln für die Wirtschaft durch ein sogenanntes Omnibus-Gesetz zu verwässern. CSRD, CSDDD und die EU-Taxonomie sollen als abgespeckte
Versionen in ein einziges Gesetz überführt werden. Der Vorschlag schafft keine Klarheit, sondern eine noch nie dagewesene Rechtsunsicherheit. In einer gemeinsamen Erklärung mit dem WWF
sagen mehr als 90 Organisationen, Verbände und Institute, dass dieser Plan mehr Probleme schafft, als er löst. Wer jetzt die EU-Nachhaltigkeitsregeln aufweicht, verspielt
unsere wirtschaftliche Zukunft. Das neue WWF-Papier "Leitplanken für zukunftsfähige Entscheidungen" zeigt, wie CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie wie Zahnräder ineinandergreifen.
„Für Ausreden und einen 'Wettlauf nach unten' haben wir angesichts der vielen Krisen keine Zeit“, betont Laura Niederdrenk, Sustainable-Finance-Expertin beim WWF Deutschland. „Die bisherige
EU-Regulatorik ist praxistauglich und notwendig. Sie hilft Unternehmen dabei, zukunftsfähig zu werden. Die Zahlen sprechen für sich: Ohne schnelles Handeln drohen allein Deutschland bis 2050
BIP-Verluste von bis zu 19 Prozent. Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank gehört Deutschland zu den vier europäischen Ländern, die am stärksten von naturbezogenen Risiken betroffen
sein werden. Die Transformation zur Klimaneutralität ist die größte wirtschaftliche Chance seit der industriellen Revolution. Aber sie gelingt nur mit klaren Regeln. Jeder weitere Monat der
Verzögerung kostet uns wertvolle Zeit und Geld.“
Das neue WWF-Papier zeigt: Die EU-Nachhaltigkeitsregeln sind ein starker Hebel für die Trans-formation. Sie schaffen Transparenz und ermöglichen gezielte Investitionen in zukunftsfähige
Geschäftsmodelle. Viele Unternehmen, auch aus dem Mittelstand, begreifen die Regeln bereits als Chance für Innovationen und Wettbewerbsvorteile. „Die Vermeidungskosten sind sechsmal geringer als die
drohenden Klimaschäden“, betont Niederdrenk. „Wer heute investiert, spart morgen.“ Die EU-Nachhaltigkeitsregeln nutzen gezielt das Finanzsystem als Hebel für Veränderung. „Banken und Versicherungen
schauen heute genau hin, wie zukunftsfähig ein Geschäftsmodell ist“, sagt Niederdrenk.
Wirtschaft und Finanzmarkt brauchen keine radikale Überarbeitung der Regulierungslandschaft. Sie brauchen eine durchdachte, strategische Umsetzung von Maßnahmen, die Europa und Deutschland beim
Erfüllen seiner Verpflichtungen zum Green Deal und zur Nachhaltigkeit voranbringen. Nachhaltigkeitsdaten sollen künftig einheitlich und maschinenlesbar erfasst werden. „Statt den bürokratischen
Aufwand zu beschwören, ist es auch Aufgabe der Bundesregierung mit Hilfsformaten zu zeigen, wie die notwendigen Daten schlank und effizient zusammengeführt werden können. Viele der geforderten Daten
werden heute schon standardmäßig erfasst.“ Die Regeln helfen auch, Greenwashing zu verhindern und echte Transformationsleistungen sichtbar zu machen.
Hintergrund
Die EU-Taxonomie definiert erstmals verbindlich, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als "nachhaltig" gelten
können, indem sie wissenschaftlich fundierte Kriterien für sechs zentrale Umweltziele festlegt. Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) verpflichtet
Unternehmen zu einer standardisierten und umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Klima als auch umgekehrt die Auswirkungen von
Klimakrise und Umweltveränderungen auf das Unternehmen transparent macht. Die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) regelt die Sorgfalts-pflichten von
Unternehmen entlang ihrer globalen Lieferketten und verpflichtet sie, Menschen-rechtsverletzungen und Umweltschäden entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu identifizieren, zu verhindern und zu
beheben.
Quelle: WWF
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