In Deutschland leben mehr als 600 Arten Wildbienen. Diese kleinen Insekten sind ganz wichtig
für uns, da sie zahlreiche Pflanzenarten bestäuben. Allerdings stehen mehr als die Häfte auf der Roten Liste, während über 30 Arten sogar vom Aussterben bedroht sind. Mit den folgenden Steck-briefen wollen wir den kleinen Helfern etwas Aufmerksamkeit schenken.
Die Wildbienen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt.
Wildbiene des Monats Dezember 2024
Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens ALFKEN, 1924)
Sie wird nur 10 Millimeter groß und steckt voller Überraschungen: Haben Sie schon von einer Biene gehört, die ihr Nest aus präzise geschnittenen Blattstückchen baut? Die Filzzahn-Blatt-schneiderbiene ist so eine geschickte Handwerkerin. Sie gehört zur Gattung Megachile, welche in Deutschland mit 23 Arten gelistet ist. Vor allem die Männchen der Gattung sind oft schwer voneinander zu unterscheiden. Die Flugaktivität der Weibchen können wir durch einen deutlich hörbaren hohen Flugton vernehmen.
Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist weitverbreitet und liebt trockenwarme Standorte. So hat sie sich in den vergangenen Jahren neue Regionen in Deutschland erschlossen und kommt mittlerweile auch in Norddeutschland vor. Besonders wohl fühlt sie sich auf Magerrasen, in Weinbergen mit Trockenmauern, in Lehmund Kiesgruben und an sonnigen Steilwänden. Hier nistet sie ober- und unterirdisch. Als geschickte Innenarchitektin schneidet das Weibchen passgenaue Blattstückchen für ihr Nest, die sie miteinander verklebt. Auch für den Nestver-schluss verbaut sie Blattstückchen. Ihr Nest finden wir in Hohlräumen am Boden, in Felsspalten, in Lücken von Steinhaufen und in offenen Fugen von Trockenmauern. Die Männchen haben keinen Anteil am Nestbau. Sie nächtigen oft in Gemeinschaft, festgebissen an Pflanzenstängeln. Die Flugzeit der Filzzahn-Blattschneiderbiene erstreckt sich über die Monate Juni bis August.
Für den Nachwuchs sammelt das Weibchen in den Sommermonaten Pollen von Kratzdistel, Wald-Platterbse, Hornklee, Hauhechel, Felsen-Fetthenne und von weiteren Blütenpflanzen aus insgesamt drei Pflanzenfamilien. Dabei bevorzugt sie Schmetterlingsblütler. Um den Blütenpollen zu transportieren, nutzen die Weibchen ihre feinhaarigen weißen Bauchbürsten.
Als Gegenspielerin ist die Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841) bekannt. Sie ist eine Kuckucksbiene, die ihre Eier in die Nester von Blattschneiderbienen legt, anstatt selbst Brutpflege zu betreiben. Sie fliegt von Juni bis August an trockenen, warmen Standorten und benötigt Nektar von Pflanzen wie Hornklee oder Natternkopf. Obwohl sie in einigen Teilen Deutschlands vorkommt, ist sie in vielen Regionen stark gefährdet, ebenso wie die Filzzahn-Blattschneiderbiene.
Wollen Sie unserer Wildbiene des Monats helfen? Dann erlauben Sie gerne etwas mehr „Unordnung“ in Ihrem Garten: Lassen Sie vertrocknete Pflanzenstängel stehen, schichten Sie Totholz auf, platzieren Sie Natursteine, und machen Sie den Garten nicht winterfest – auch, wenn es manchmal in den Fingern juckt! Schon im kommenden Frühjahr werden es Ihnen Wildbienen & Co. danken.
Schnelle Fakten
Name |
Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens ALFKEN, 1924) |
Flugzeiten |
Juni–August |
Lebensraum |
trockenwarme Standorte: sonnige Steilwände / Magerrasen / Weinberge mit Trockenmauern / Lehm- und Kiesgruben |
Nahrung |
unspezialisiert (polylektisch) |
Nistweise |
nistet ober- und unterirdisch; schneidet Blattstückchen mit ihren Mundwerkzeugen für Brutzellen und Nistverschluss |
Kuckucksbienen |
Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841) |
Gefährdung
Besonderheiten |
weitverbreitet, in Ausbreitung nach Norddeutschland
Weibchen geben hohen Flugton von sich |
Wildbiene des Monats November 2024
Glockenblumen-Wespenbiene (Nomada braunsiana SCHMIEDEKNECHT, 1882)
Sie sieht so mancher Wespe zum Verwechseln ähnlich. Jedoch ist sie weder staatenbildend noch jagt sie andere Insekten. Vielmehr ist sie eine geschickte Strategin, die als Kuckucksbiene keinem eigenen Brutgeschäft nachgeht. Die kleine Biene erreicht eine Körpergröße von 11 Millimetern. Die für Wespenbienen nicht unübliche Rotfärbung der Fühler und Beine sowie die braunroten Augen machen die GlockenblumenWespenbiene zu einer auffälligen Art.
Unsere Wildbiene des Monats ist zwar weitverbreitet, dabei allerdings sehr selten. Zum Leben braucht sie trockenwarme Standorte wie Magerrasen, Trockenhänge, sonnige Waldränder oder auch extensiv genutztes Grünland. Wir treffen sie dort an, wo ihre Wirtsbienen neuen Baugrund für ihre Nester suchen. Ihre Wirtsbienen sind spezialisiert auf Glockenblumen, was der Wespen-biene auch den entsprechenden deutschen Namen einbrachte.
Wie alle Kuckucksbienen baut sie keine eigenen Nester, um ihre Nachkommen durchzubringen. Sie schleust sich bei unterschiedlichen pollensammelnden Schuppensandbienen ein. So parasitiert sie die Graue Schuppensandbiene (Andrena pandellei), die Braune Schuppensand-biene (A. curvungula) und die Kahle Schuppensandbiene (A. paucisquama). Dafür wartet sie in einer Art „Lauerstellung“, bis die Wirtsbiene zum Sammelflug aufbricht. Dann geht alles ganz schnell. Die Kuckucksbiene öffnet die unterirdisch angelegten Brutzellen und legt zu den vorhandenen Eiern ihre eigenen dazu. Zumeist unbemerkt, frisst die zeitig geschlüpfte Larve der Wespenbiene das Ei und Pollenbrot der ahnungslosen Gastgeberin. Im späten Frühjahr des Folgejahres schlüpfen dann die Nachkommen, um sich erneut ins gemachte Nest zu setzen. Bis in den August hinein ist die geschickte Infiltrantin unterwegs, ehe sich ihre Lebensspanne dem Ende neigt.
Da die Kuckucksbiene keinen Pollen für ihren Nachwuchs sammeln muss, kann sie sich voll und ganz auf die Eigenversorgung konzentrieren. So saugt sie ab Mai an diversen Blütenpflanzen Nektar. Als Nahrungspflanze nachgewiesen wurde bisher der Knollige Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) und der Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys).
Vielleicht fragen Sie sich, wie wir dieser besonderen Wildbienenart und ihren Verwandten helfen können? Die Antwort ist klar: Wir müssen ihre wertvollen Lebensräume schützen. Leider werden diese zunehmend für Siedlungen, Verkehr und Gewerbe versiegelt. Es ist wichtig, diesem Trend entgegenzuwirken und naturnahe Flächen zu erhalten. Ermutigen Sie Ihre Lokalpolitiker, sich für Magerrasen, vielfältige Waldränder und mehr extensiv genutztes Grünland als Lebensräume einzusetzen. Sie selbst können in Ihrem Garten oder auf dem Balkon regionale Wildpflanzen pflanzen. Halten Sie zudem die Augen nach Wildpflanzen offen, deren Samen Sie sammeln und aussäen können. Und erzählen Sie Ihren Freunden und Bekannten, wie faszinierend unsere Insektenwelt ist.
Schnelle Fakten
Name |
Glockenblumen Wespenbiene (Nomada braunsiana SCHMIEDEKNECHT, 1882) |
Flugzeiten |
Mai–August |
Lebensraum |
trockenwarme Standorte / Magerrasen / Trockenhänge / sonnige Waldränder / extensiv genutztes Grünland |
Nahrung |
braucht nur Nektarquellen |
Nistweise |
baut keine eigenen Nester |
Wirtsbienen |
Graue Schuppensandbiene (Andrena pandellei PÉREZ 1895), Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula THOMSON 1870), Kahle Schuppensandbiene (Andrena paucisquama NOSKIEWICZ, 1924) |
Gefährdung |
weitverbreitet, extrem selten; in Deutschland vom Aussterben bedroht, in Sachsen und Thüringen bereits ausgestorben |
Wildbiene des Monats Oktober 2024
Helle Erdhummel (Bombus lucorum LINNAEUS, 1761)
Dieses Multitalent kommt nahezu überall zurecht und fällt sofort ins Auge. Die pelzige, samt-schwarze Hummel zeichnet sich besonders durch ihre zitronengelben Streifen aus: In Kopf-nähe befindet sich ein zwei Millimeter breiter gelber Streifen, der am Flügelansatz endet und allmählich ausbleicht. Gelegentlich tragen sie auch gelbe Büschel im Gesicht. Im ersten Drittel ihres Hinterleibs prangt ein blassgelber Streifen, während die letzten beiden Ringe in einem Weiß bis Grauweiß schimmern. Die robusten Königinnen erreichen eine Größe von bis zu 21 Milli-metern, während Arbeiterinnen und Drohnen etwas kleiner bleiben.
Die Helle Erdhummel ist in ganz Europa zuhause und häufig anzutreffen. Diese Hummelart fühlt sich in verschiedenen Lebensräumen wohl: an Waldsäumen, in Hecken, auf extensiv genutztem Grünland und an Hochwasserdämmen. Sie liebt zudem Brach- und Ruderalflächen sowie Sand-, Kies- und Lehmgruben. Die Allrounderin lebt dabei in unterschiedlichsten Höhen – angefangen vom flachen Land bis hin zu höheren Lagen der Berge. Dank ihrer dichten Behaarung trotzt sie dabei auch niedrigen Temperaturen.
Die Ersten werden die Letzten sein… Die überwinterten Erdhummel-Königinnen gehören zu den ersten aktiven Wildbienen eines Jahres. Sie sind von März bis in den Oktober hinein unterwegs. In warmen Jahren können wir sie sogar schon im Februar entdecken. Die Staatsregentin eines Hummelvolkes beginnt nach der Überwinterung mit der Suche eines geeigneten Nistplatzes. Sie nistet überwiegend unterirdisch, bevorzugt in verlassenen Kleinsäugernestern oder auch unter Holzböden von Gartenschuppen. In ihrem Hummelstaat leben zwischen 100 und 400 Individuen. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen. Ab Juli sehen wir die Jungköniginnen und Drohnen fliegen. Als genügsame Sammlerinnen besuchen die Weibchen eine Vielzahl von Wildpflanzen. Zur Bestäubung verwenden sie, wenn nötig, eine besondere Technik. Dabei beißen sie sich an einer Blüte fest und bringen ihre Muskeln so stark zum Vibrieren, dass sie die Pollen aus der Blüte herausschütteln. Ihre Vorräte lagern die fleißigen Hummeln in kleinen Tönnchen. Diese Tönnchen sind kleine, runde Zellen, die aus Wachs bestehen. Die Pollenladungen setzen sich oft aus zwei bis acht verschiedenen Pollentypen zusammen, was ihr vielseitiges Sammelverhalten unterstreicht.
Bei der Hellen Erdhummel besteht Verwechslungsgefahr mit der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) und mit zwei weiteren Hummelarten, der Heide-Erdhummel (Bombus cryptarum) und der Großen Erdhummel (Bombus magnus). Diese vier Arten werden zu einem Komplex nah verwandter Arten zusammengefasst. Ihre Merkmale erlauben Fachkundigen jedoch eine Unter-scheidung. Als „Gegenspielerin“ der Hellen Erdhummel wird oft die parasitierende Böhmische Kuckuckshummel (Bombus bohemicus) an den Nestern der Hellen Erdhummel gesichtet.
Um Hummeln und andere Wildbienen zu unterstützen, können Sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon einiges tun: Heimische Wildpflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und damit kontinuierlich Nahrung bieten, sind eine wesentliche Grundlage. Recherchieren Sie im Inter-net nach Staudengärtnereien, die Wildformen von heimischen Pflanzen anbieten. Wenn Sie etwa zweijährige heimische Insektenmagneten wie den Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare), Färberwaid (Isatis tinctoria) oder Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) als vorgezogene Topfware noch dieses Jahr in die Erde bringen, blühen diese bereits im kommenden Jahr. Verzichten Sie auf Pestizide und chemische Düngemittel und fördern Sie vielfältiges Grün durch verringertes Mähen und das Anlegen von Wildblumenwiesen. Nun ist die richtige Zeit dafür, denn einige Kalt-keimer wie Storchschnäbel (Geranium spec.) Platterbsen (Lathyrus spec.) und Schlüsselblumen (Primula spec.) profitieren von einer herbstlichen Aussaat. So tragen Sie aktiv zum Schutz und zur Förderung der heimischen Flora und Fauna bei.
Schnelle Fakten
Name |
Helle Erdhummel (Bombus lucorum LINNAEUS, 1761) |
Flugzeiten |
(Februar) März bis September/Oktober |
Lebensraum |
lebt in verschiedenen Lebensräumen |
Nahrung |
unspezialisiert |
Nistweise |
nistet unterirdisch; gern in alten Kleinsäugernestern, aber auch in Siedlungsnähe |
Kuckucksbienen |
Böhmische Kuckuckshummel (Bombus bohemicus SEIDL, 1838) |
Gefährdung
Besonderheiten |
gilt in Deutschland als ungefährdet
breites Nahrungsspektrum und Besiedlung unterschiedlichster Lebensräume; bildet einen Staat mit bis zu 400 Individuen |
Wildbiene des Monats September 2024
Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae, LEPELETIER, 1841)
Nur weil sie fliegen können, kommen Wildbienen nicht unbedingt sehr weit voran. Unter-
suchungen haben gezeigt, dass die meisten Wildbienen beim Pollensammeln eine Flugdistanz von weniger als 500 Meter haben. Honigbienen können im Gegensatz dazu Entfernungen von 1 bis 2 Kilometer zurücklegen. So braucht auch die Blutweiderich-Langhornbiene nahegelegene(s) Pollenquellen und Nistmaterial, um zu Überleben und ihre Jungen aufzuziehen.
Die kleine Biene wird bis zu 11 Millimeter groß. Die Männchen haben auffallend lange Fühler, die fast ihre gesamte Körperlänge erreichen. Ihr Brustbereich und ihr zweites Hinterleibs-segment sind mit langen gelbbraunen Haaren besetzt, während ihre mittleren Segmente gräu-liche Filzhaare aufweisen. Die Weibchen sind dabei noch filziger behaart als die Männchen. Die Blutweiderich-Langhornbiene ist selten und kommt nur in bestimmten Gegenden Mittel-europas vor. Sie bevorzugt warme, offene Landschaften – besonders Fluss- und Bachauen –, wo immer sie ihre Lieblingspflanze, den Blutweiderich (Lythrum salicaria), findet. Manchmal ist sie auch in alten Sand- und Kiesgruben zu entdecken.
Ihre Nester baut sie an offenen Bodenstellen mit spärlicher Vegetation, zum Beispiel in Sand und Lösslehm, oft in Hochwasserdämmen, Lössböschungen und Erdwegen. Die Biene fliegt in einer Generation von Mitte Juli bis weit in den September hinein. Um eine einzige Brutzelle für ihren Nachwuchs zu versorgen, benötigt sie Blutweiderich-Pollen von über 200 Blüten. Im südöstlichen Mitteleuropa nutzt sie gelegentlich auch den Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum) als Pollenquelle. Vereinzelt sammeln die Weibchen hierzulande auch Pollen von Weißem Steinklee (Melilotus albus). Ihre Hauptnahrungsquelle bleibt jedoch der Blutweiderich. Die Nester der Blutweiderich-Langhornbiene sind höchst attraktiv für die Filzbiene Epeolus tristis. Diese Kuckucksbiene nutzt das gemachte Langhornbienen-Nest einfach für ihre eigene Brut. Sie ist bisher nur in Österreich und in der Schweiz nachgewiesen.
Wir können der seltenen Blutweiderich-Langhornbiene helfen, indem wir Blutweiderich in unsere Gärten pflanzen. Viele Schmetterlinge, aber auch die hochspezialisierte Blutweiderich-Sägehorn-biene (Melitta nigricans), sind auf die mehrjährige Staude als Nahrungsquelle angewiesen. Wenn wir zudem darauf achten, offene, vegetationsarme Bereiche mit sandigem oder lehmigem Boden anzubieten, finden Wildbienen und Co. ideale Nistmöglichkeiten.
Zusätzlich können wir die natürlichen Lebensräume schützen und uns für den Erhalt von Fluss- und Bachauen sowie alten Sand- und Kiesgruben einsetzen. Indem wir Freunde und Nachbarn über die Bedeutung von Wildbienen informieren und sie ermutigen, ebenfalls Maßnahmen zum Schutz dieser faszinierenden Insekten zu ergreifen, unterstützen wir die Blutweiderich-Langhorn-biene und zahlreiche andere Tiere.
Schnelle Fakten
Name |
Blutweiderich-Langhornbiene (Eucera salicariae, LEPELETIER, 1841) |
Flugzeiten |
Mitte Juli bis weit in den September |
Lebensraum |
warme, offene Landschaften, Fluss- und Bachauen, alte Sand- und Kiesgruben |
Nahrung |
spezialisiert auf Blutweiderich (Lythrum salicaria), gelegentlich auch an Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum) und Weißem Steinklee (Melilotus albus) |
Nistweise |
baut Nester an offenen Bodenstellen mit spärlicher Vegetation, zum Beispiel in Sand und Lösslehm, oft in Hochwasserdämmen, Lössböschungen und Erdwegen |
Kuckucksbienen |
Filzbiene Epeolus tristis; diese ist nur in Österreich und in der Schweiz nachgewiesen |
Gefährdung
Besonderheiten |
in Deutschland gefährdet; in Berlin und Bayern ausgestorben, in Brandenburg vom Aussterben bedroht, in Baden-Württemberg stark gefährdet, in Rheinland-Pfalz gefährdet, für die restlichen Bundesländer keine Angaben stark verlängerte Fühler der Männchen; enge Bindung an den Blutweiderich (Hauptnahrungsquelle) |
Wildbiene des Monats August 2024
Gebuchtete Maskenbiene (Hylaeus sinuatus SCHENCK, 1853)
Auf den ersten Blick wirkt sie vielleicht wie eine fliegende Ameise. Doch bei dem kleinen Sechs-beiner handelt es sich um eine Wildbiene. Die äußerlich unauffällige Gebuchtete Maskenbiene hat einen mattschwarzen Rücken und ein eiförmiges Gesicht. Sie und ihre Verwandten tragen ihren Namen aufgrund der weiß-gelben Flecken im Gesicht. Die Maskierung ist bei den Männ-chen zumeist ausgeprägter als bei den Weibchen. Das Männchen hat einen weißen Kopfschild, gelb-weiß gestreifte Fühler und helle Fühlersegmente. Das Weibchen hat eine gelbliche Gesichts-zeichnung mit gebogener Linie neben den Augen. Um diese Merkmale zu erkennen, müssen wir genau hinsehen, denn mit einer maximalen Körpergröße von sechs Millimetern gehört sie zu den kleinsten Wildbienen Deutschlands.
Hierzulande ist die Gebuchtete Maskenbiene weitverbreitet und gilt als mäßig häufig. In den meisten Bundesländern, in denen die Art ausreichend erfasst ist, gilt sie als ungefährdet. Jedoch ist sie in Niedersachsen stark gefährdet und in Schleswig-Holstein extrem selten. Wildbienen meiden dichte Wälder. Deren Randbereiche nehmen sie hingegen gern an.
So besiedelt die Gebuchtete Maskenbiene Waldlichtungen, Waldsäume, aber auch Kahlschläge. Dort sowie auf Ruderalflächen geht sie ihrem Brutgeschäft nach. Es sind also vom Menschen beeinflusste Standorte, die oft brach liegen oder als Wegränder, Eisenbahnböschungen und Industriebrachen vorkommen. Diese Flächen bieten eine hohe Artenvielfalt und dienen als Lebensraum für Pionierpflanzen und viele Tierarten.
Unsere Wildbiene des Monats mag es warm und fliegt daher nur in den Sommermonaten von Ende Juni bis in die letzten Augusttage hinein. Sie nistet während dieser Zeit oberirdisch in bereits vorhandenen Hohlräumen. Dabei freut sie sich besonders über alte Käferfraßgänge im Totholz und über hohle Pflanzenstängel. Als Nachnutzerin vorhandener Löcher mit einer Loch-größe bis etwa vier Millimeter können wir der Art auch mit künstlichen Nisthilfen einen Lebens-raum anbieten. Zur Versorgung ihrer Nachkommen sammelt sie Pollen an Wilder Möhre, Wiesen-Schafgarbe, Berg-Sandglöckchen und an anderen Blütenpflanzen. Ihr Pollentransport ist speziell: Da sie weder eine Bauchbürste noch Pollenhöschen besitzt, nimmt sie den Pollen mit einem Borstenkamm der Unterkiefer auf. Anschließend verschluckt sie ihn und transportiert ihn in ihrem Kropf zum Nest. Dort angekommen würgt sie den Pollen und Nektar wieder hervor, um daraus den Futtervorrat für die Larven anzulegen.
Die Nachkommen für das Folgejahr durchzubringen, ist nicht selbstverständlich. Etwa die Hälfte der heimischen Wildbienenarten sind bestandsgefährdet. Um ihnen zu helfen, können wir auch im eigenen Garten Lebensraum schaffen. Besonders beim Mähen empfiehlt es sich, kleine Bereiche über den Winter stehen zu lassen. Ebenso lohnt es, dass Potenzial des Bodens zur Geltung kommen zu lassen. Wählen Sie dazu einige Bereiche aus, die Sie sich selbst überlassen, sodass Wildpflanzen aufwachsen können.
Es ist wichtig, eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenarten zu etablieren, um eine große Vielfalt an Nahrungsquellen und Lebensräumen zu schaffen. Besonders auf mageren Standorten, die wenig Nährstoffe enthalten, gedeihen oft mehr Arten als auf nährstoffreichen Böden. Diese Stand-orte fördern die Biodiversität und das Wohl vieler Insektenarten.
Name |
Gebuchtete Maskenbiene (Hylaeus sinuatus, SCHENCK, 1853) |
Flugzeiten |
Ende Juni bis Ende August |
Lebensraum |
Waldlichtungen / Waldsäume / Kahlschläge / Ruderalflächen |
Nahrung |
unspezialisiert (polylektisch) |
Nistweise |
nistet oberirdisch in vorhanden Hohlräumen und markhaltigen Pflanzenstängeln |
Kuckucksbienen |
unbekannt |
Gefährdung |
gilt in Deutschland als ungefährdet, in Niedersachsen als stark gefährdet, in Schleswig-Holstein extrem selten |
Diese kleine glänzende Biene ist sicherlich nicht die auffälligste Erscheinung im Kosmos der Hautflügler. Doch die Metallische Keulhornbiene hält noch ein Geheimnis parat: Sie überwintert! Mehr dazu erfahren Sie unten im Text. Ähnlich den Maskenbienen (Hylaeus) haben Keulhornbie-nen eine weiße Gesichtsfärbung auf dem Kopfschild. Diese ist bei den Männchen zumeist ausgeprägter als bei den Weibchen. Mit ihrer maximalen Körpergröße von 10 Millimetern hat die Biene bequem Platz auf einer 1-Cent-Münze.
Sie mag es warm. Wir treffen die Metallische Keulhornbiene daher vor allem an trockenwarmen Standorten an. Mit etwas Glück finden wir sie in verlassenen Weinbergen, an Trockenhängen und Straßendämmen sowie an sonnigen Waldrändern und Ruderalstellen, wo die Vegetation sich selbst überlassen ist. Allerdings finden wir die Art nur in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und als Erstnachweis seit 2022 auch im Saarland. Für die meisten Bundesländer sind die Daten unzureichend, weshalb es keine Kategorisierung für ihre Verbreitung gibt.
Ihre Flugzeit ist von April bis in den September hinein. In dieser Zeit nistet sie oberirdisch in markhaltigen, verholzten abgebrochenen Pflanzenstängeln. Beliebte Nistplätze sind die Ranken von Brombeeren sowie Stängel von Disteln, Königskerzen und Strauchpappeln.
In der Nähe sammelt sie eifrig Pollen für ihren Nachwuchs. Zum Bau ihrer Brutzellen nutzt sie das Material der verholzten Pflanzenteile. Aus dem Mark und verholzten Pflanzenteilen fertigt sie die Zwischenwände in ihrem Brutgang. Keulhornbienen überwintern als unverpaarte Erwach-sene in den hohlen Pflanzenstängeln. Erst im folgenden Frühjahr beginnen sie auszufliegen und sich zu paaren. Sie ähneln damit den Holzbienen (Xylocopa). Keulhornbienen und Holzbienen leben nach der Überwinterung eine Zeit lang mit ihren frisch geschlüpften Töchtern zusammen.
Bei der Nahrungsaufnahme zeigt sich die Metallische Keulhornbiene wenig wählerisch. Zu ihren zahlreichen Futterpflanzen zählen unter anderem das Berg-Sandglöckchen, Kornblumen, Flockenblumen, die Wegwarte, die Kartäuser-Nelke und der Natternkopf. Um Wildbienen in unserem Garten oder auf dem Balkon zu helfen, können wir einfach einige wilde Ecken mit geeigneten Nistmöglichkeiten erhalten oder anlegen. Willkommen sind dort zum Beispiel trockene Stängel und Ranken von Brombeeren und anderen Pflanzen. Diese Nistplätze nehmen neben Keulhornbienen auch Blattschneider-, Masken- und Mauerbienen an. Auch das Anpflanzen von nektar- und pollenreichen Wildpflanzen unterstützt Wildbienen, ja bereichert die biologische Vielfalt vor unserer Haustür insgesamt.
Name |
Metallische Keulhornbiene (Ceratina chalybea, CHEVRIER, 1872) |
Flugzeiten |
April-September |
Lebensraum |
trockenwarme Standorte; verlassene Weinberge / Trockenhänge / sonnige Waldränder / Ruderalstellen |
Nahrung |
unspezialisiert (polylektisch) |
Nistweise |
nistet oberirdisch |
Kuckucksbienen |
unbekannt, jedoch parasitiert von der Schmalbauchwespe (Gasteruption pyrenaicum) und der Erzwespe (Monodontomerus obsoletus) |
Gefährdung |
gilt in Deutschland als gefährdet, Vorkommen lediglich in Süd- und Südwestdeutschland |
Wildbiene des Monats Juni 2024
Östliche Zwergwollbiene (Pseudoanthidium nanum, MOCSÁRY 1879)
Für Wildbienen und andere Insekten ist jetzt Hochkonjunktur. Dieser Betriebsamkeit schließt sich auch unsere Wildbiene des Monats an, die Östliche Zwergwollbiene. Als echte Sonnenanbeterin ist sie in den Sommermonaten von Juni bis August unterwegs. Sie erreicht eine Körpergröße von maximal 8 Millimetern und zeichnet sich durch eine schwarze Grundfarbe mit gelber Zeichnung und weißer Bauchbürste aus.
Mit Vorliebe nistet sie auf trockenwarmen Standorten. Besonders Magerrasen, Waldränder, Brach- und
Ruderalflächen oder die unmittelbare Nähe von Feldhecken nutzt sie gerne.
Entgegen dem Großteil der heimischen Wildbienen nistet die Zwergwollbiene oberirdisch. Dafür benötigt sie passende Hohlräume. Diese findet sie in den Pflanzenstängeln von Brombeeren, Disteln, Holunder, Königskerzen und Schilfhalmen. Auch die alten kugelförmigen Galläpfel von Gallwespen an Stieleichen räumt sie aus, um hier bis zu neun Brutzellen einzurichten. Diese staf-fiert sie sorgsam mit Pflanzenwolle aus, welche sie aus abgeschabten Pflanzenhaaren von Blättern und Stängeln fertigt. Auch die Zwischenwände ihrer linienförmig angeordneten Brutzellen schützt sie mit Pflanzenwolle. Dann fügt sie jeder Brutzelle einen gehaltvollen Futterbrei hinzu, auf dem sie ein Ei platziert. Zum Schluss verschließt sie die letzte Brutzelle mit Pflanzenhaaren. Dieser Verschluss schützt ihre Brut vor unerwünschten Eindringlingen.
Den Futtervorrat für ihre Nachkommen sammelt die Zwergwollbiene mithilfe ihrer Bauchbürste ausschließlich an Korbblütlern: Flockenblumen, Kratz-, Ring- und Eselsdisteln. Letztere brachten ihr auch den Namen „Distel-Wollbiene“ ein. In der hierzulande ausgeräumten Landschaft findet die Östliche Zwergwollbiene mittlerweile jedoch zu selten geeignete Futterplätze. Insbeson-dere spezialisierte Wildbienen haben es immer schwerer, die notwendigen Lebensbedingungen für sich und ihren Nachwuchs zu finden.
In Deutschland ist die wärmeliebende Östliche Zwergwollbiene gefährdet. In Berlin und Thürin-gen gilt sie sogar als vom Aussterben bedroht, in Brandenburg und Sachsen gilt sie bereits als ausgestorben. Mut machen hier einzelne Wiederfunde der Art in den beiden letztgenannten Bun-desländern. Auch auf den umgestalteten Flächen der Stiftung für Mensch und Umwelt in Berlin konnte diese seltene Art nachgewiesen werden. Zudem zeigen sich erfolgreiche Erstnachweise in geeigneten Lebensräumen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Lediglich in Sachsen-Anhalt gilt die Östliche Zwergwollbiene als ungefährdet.
Um der seltenen Biene zu helfen, stellen wir am besten unseren Ordnungssinn etwas zurück. Besonders die Pflanzenstängel des Vorjahres können hier an geeigneten Stellen bis in den Som-mer hinein überdauern. Wir können aber auch aktiv werden, indem wir Nisthilfen mit Schilf-halmen anbieten. Oberirdisch nistende Wildbienen nehmen diese gerne an, sofern sie Loch-durchmesser von 3–9 Millimeter in geschützter sonniger Lage vorfinden. Jede kleine Tat zählt!
Name |
Östliche Zwergwollbiene (Pseudoanthidium nanum, MOSCÁRY, 1879) |
Flugzeiten |
Juni–August |
Lebensraum |
trockenwarme Standorte: Magerrasen, Waldränder, Brach- und Ruderalflächen, Feldhecken |
Nahrung |
spezialisiert auf Korbblütler, besonders Disteln und Flockenblumen |
Nistweise |
nistet oberirdisch |
Kuckucksbienen |
Stängel-Düsterbiene (Stelis ornatula, KLUG, 1807) Punktierte Düsterbiene (Stelis punctulatissima, KIRBY, 1802) |
Gefährdung |
weitverbreitet; gilt in Deutschland als gefährdet, in mehreren Bundesländern ausgestorben oder vom Aussterben bedroht |
Wildbiene des Monats Mai 2024
Die Vierzähnige Kegelbiene (Coelioxys conica, LINNAEUS 1758)
In unserem Bienenkalender steht der Mai ganz im Zeichen der Vierzähnigen Kegelbiene. Denn jetzt im Wonnemonat offenbart sie uns ihre faszinierende Strategie, Eier unbemerkt in die Nester anderer Bienen zu schmuggeln. Ein beeindruckendes Beispiel für die versteckten Netzwerke des Lebens!
Wir können Kegelbienen schnell an ihrem kegelförmigen, zum Körperende schmaler zulaufenden Hinterleib erkennen. Helle Binden oder Flecken am ansonsten dunklen Hinterleib bilden bei den Kegelbienen einen auffälligen Kontrast. So zeigt sich auch unsere Wildbiene des Monats im auf-fälligen Gewand.
Sie erreicht eine maximale Körpergröße von 13 Millimetern. Typisch ist zudem ihr dornenartiger Fortsatz am Hinterleib der Männchen. Coelioxys conica wird zu den sogenannten „Kuckucks-bienen“ gezählt, das heißt zu den Bienen, die selbst keine Futtervorräte für ihre Nachkommen anlegen. Stattdessen schmuggeln diese Bienen ihre Eier zu anderen Wildbienen, die bereits Pollen und Nahrung für ihre eigenen Larven gesammelt haben. Diese Strategie ist bei Wildbienen weitverbreitet. Immerhin ist in Deutschland jede fünfte Wildbienenart eine Kuckucksbiene. Die Vierzähnige Kegelbiene wählt für ihren Nachwuchs gern die Nester von Blattschneiderbienen aus. In einem günstigen Moment durchstößt sie die Blatthülle der Brutkammern ihrer Wirte und legt dort jeweils ein Ei auf den Pollenvorrat. Die Kegelbienen-Larve schlüpft nach drei Tagen und frisst das Wirtsei und das Pollenbrot, bevor sie sich verpuppt.
Unsere Wildbiene des Monats ist beim Blütenbesuch nicht wählerisch, da sie nur Nahrung für sich selbst suchen muss. Um Energie zu tanken, saugt die Vierzähnige Kegelbiene mit Vorliebe Nektar an Gewöhnlichem Hornklee, Wiesen-Platterbse, Rot- und Weiß-Klee, Flockenblumen und an vielen anderen Blütenpflanzen. Dabei gibt es auch Beobachtungen, die auf Nektardiebstahl hin-weisen. Beim Hufeisenklee sammelt sie zum Beispiel Nektar, indem sie ihren Rüssel seitlich zwischen den Blütenblättern vorbeiführt, ohne diese zu beschädigen. Die Vierzähnige Kegelbiene ist in diesem Fall zu klein, um den Bestäubungsmechanismus der Pflanze auszulösen. Hummeln haben eine noch andere Strategie: Sie beißen von außen Löcher in die Blütensporne, um an den Nektar zu kommen.
Kegelbienen zeigen zudem eine besondere Schlafgewohnheit: Sie verharren nachts an Blattstie-len, Zweigen oder Grashalmen. Festgebissen mit den Mundwerkzeugen, verbringen sie so re-gungslos die Nacht. Wir kennen dieses Verhalten auch von Wespen-, Filz- und Harzbienen. Auch die Männchen verschiedener Furchen- und Schmalbienen sowie Sägehornbienen versammeln sich zur Nachtruhe an trockenen Fruchtständen in größeren Gruppen.
Um der Vierzähnigen Kegelbiene und anderen Wildbienen zu helfen, pflanzen Sie heimische Wildpflanzen anstelle von Zuchtformen. Bieten Sie auch gerne ober- und unterirdische Nistmög-lichkeiten an. Verzichten Sie auf Pestizide und teilen Sie Ihr Wissen. Schaffen Sie blütenreiche Ecken in Ihrem Garten oder auf dem Balkon und unterstützen Sie lokale Bienenprojekte. Jede kleine Tat zählt!
Name |
Vierzähnige Kegelbiene (Coelioxys conica, LINNAEUS 1758) |
Flugzeiten |
Mai–August |
Lebensraum |
zeigt keine besonderen Ansprüche |
Nahrung |
braucht nur Nektarquellen |
Nistweise |
baut keine eigenen Nester |
Wirtsbienen |
Große Harzbiene (Anthidium byssinum PANZER, 1798), Schornstein-Pelzbiene (Anthophora plagiata ILLIGER, 1806), Gebänderte Blattschneiderbiene (Megachile circumcincta KIRBY, 1802) Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella KIRBY, 1802) |
Gefährdung |
weitverbreitet, mäßig häufig, steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht |
Besonderheiten |
Schlafgewohnheiten der Männchen |
Wildbiene des Monats April 2024
Die Ovale Kleesandbiene (Andrena ovatula, KIRBY 1802)
Die Gattung der Sandbienen zeichnet sich durch eine erstaunliche Artenvielfalt aus. In der ge-mäßigten Zone der Nordhemisphäre sind über 1.000 Arten beheimatet. Auch in Afrika, Indien und Mittelamerika finden sich weitere Vertreter. Diese kleinen Geschöpfe variieren in Größe und Erscheinungsbild – von flauschigen, hummelähnlichen bis hin zu metallisch schimmernden Individuen. Die Weibchen dieser Arten beeindrucken oft mit ihrer einzigartigen Hüftlocke, aller-dings gibt es auch Arten ohne diese Charakteristik. Mit einer Körpergröße von 5–16 mm spielen Sandbienen eine wichtige Rolle als fleißige Bestäuber in der Natur.
Die Ovale Kleesandbiene ist eine von 113 Sandbienenarten in Deutschland und unsere Wildbiene des Monats April. Sie erreicht eine Körpergröße von etwa zehn Millimeter und zeichnet sich durch ihre bemerkenswerten Lebenszyklen aus. Sie gehört zu den häufigen Sandbienenarten und galt bisher in Deutschland als „nicht gefährdet“, mit Ausnahme von regionalen Einschätzungen in Thüringen und Sachsen. Jedoch wird aufgrund neuer taxonomischer Untersuchungen diskutiert, ob diese und ähnliche Arten wie A. afzeliella neu bewertet werden müssen, da sich die Arten-gruppe als komplexer erwiesen hat als zuvor angenommen.
Zum Überleben bevorzugt die Ovale Kleesandbiene mutmaßlich Trockenstandorte wie Sand-, Kies- und Lehmgruben sowie Mager- und Fettwiesen. Sie nistet unterirdisch und kann unter günstigen Bedingungen in Kolonien mit Artverwandten zusammenleben. Ihre Nahrung sammelt sie von einer Vielzahl von Kleearten und anderen Blütenpflanzen, was die Notwendigkeit eines vielfältigen Blütenangebotes unterstreicht.
Diese Vielfalt fehlt jedoch vielerorts. Neben fehlenden Futterpflanzen und geeigneten Lebens-räumen macht der Kleesandbiene auch die Rheinische Wespenbiene zu schaffen. Sie parasitiert als sogenannte „Kuckucksbiene“ an ihr. Das bedeutet: Die Wespenbiene schmuggelt ihre Eier ins gemachte Sandbienen-Nest, wodurch Teile der Brut der Ovalen Kleesandbiene verloren gehen können.
Um die Ovale Kleesandbiene und weitere Wildbienenarten zu fördern, ist es hilfreich, offene, unbewachsene und sandige Bodenstellen im Garten zu belassen. Diese sollten sonnig und trocken sein, um ideale Nistbedingungen zu schaffen. Auch das Anlegen von kleinen, feuchten Lehm- oder Schlammstellen kann bestimmten Arten helfen, ihre Nester zu bauen. So fördern wir pollensammelnde Bienen, Kuckucksbienen und viele weitere Tiere direkt vor unserer Haustür.
Name |
Ovale Kleesandbiene (Andrena ovatula, KIRBY, 1802) |
Flugzeiten |
April–September |
Lebensraum |
Trockenstandorte / Sand-, Kies- und Lehmgruben / Mager- und Fettwiesen / verlassene Weinberge / Ruderalstellen |
Nahrung |
unspezialisiert, polylektisch |
Nistweise |
nistet unterirdisch |
Kuckucksbiene |
vermutlich Rheinische Wespenbiene (Nomada rhenana, MORAWITZ, 1872) |
Gefährdung |
weitverbreitet, neu zu bewerten |
Besonderheiten |
fliegt in zwei Generationen, fliegt in zwei Generationen, Artenteilung in der ovatula-Gruppe nach neuester Forschung |
Wildbiene des Monats März 2024
Die Grünglanz-Schmalbiene (Lasioglossum nitidulum, FABRICIUS 1804)
Nach den dunklen Wintermonaten hoffen wir nun auf die ersten Frühlingsboten. Besonders jetzt können wir uns wieder mehr den kleinen Naturwundern hingeben, zum Beispiel unserer Wildbiene des Monats März. Sie ist nur 6 Millimeter groß, ähnlich einem Stecknadelkopf. Daher fällt die grünlich schimmernde Biene vielleicht nicht sofort ins Auge. Dabei leistet sie Erstaunliches. Und sie hat eine der längsten Flugzeiten unter unseren heimischen Wildbienenarten. Neben ihr gibt es noch 70 weitere Schmalbienen-Arten in Deutschland. Darunter auch weitere grünschimmernde und glänzende Arten wie die Dunkelgrüne Schmalbiene (L. morio).
Hierzulande gilt die Grünglanz-Schmalbiene als ungefährdet und häufig. Doch trotz ihrer Anpassungsfähigkeit wird sie in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein auf der Vorwarnliste geführt. In Niedersachsen ist sie bereits als gefährdet eingestuft.
Die kleine Grünglanz-Schmalbiene sammelt Vielfliegermeilen: Die Weibchen fliegen bereits im März aus und sind bis in den Herbst unterwegs. Die Männchen sind ab Ende Juni aktiv. Zum Nisten bevorzugen die Weibchen Steilwände, Weinberge, Trockenhänge, aber auch Sand- und Lehmgruben. Ihre Brutgänge fertigen sie gern in Trockenmauern und Felsspalten an. Wir finden die umtriebige Biene aber auch in unseren Dörfern und Städten. Hier nutzt sie sogar den Kalk-mörtel von Ziegelmauern und unsere Blumenkästen, um ihre Kinderstuben einzurichten.
Wer so lange durchs Jahr fliegt, darf beim Blütenangebot nicht wählerisch sein, und braucht ein ganzjähriges Blütenangebot. Die Weibchen sammeln ihren Pollen an einem Dutzend verschiede-ner Pflanzenfamilien. Gerne besuchen sie Acker-Rittersporn, Berg-Steinkraut, Färber-Waid, Küchenlauch, Gemeine Wegwarte, Schwert-Alant, Wiesen-Kerbel und andere Blütenpflanzen. Außerdem wurde die vielseitige Art sogar sammelnd am Wolligen Honiggras gesichtet. Das ist eine Besonderheit, denn nur wenige Wildbienen fliegen auf Süßgräser. Bei der Ernte nutzt die findige Biene gelegentlich auch gern ihre Mundwerkzeuge, um den Pollen direkt von den Staubbeuteln ihrer Nahrungspflanzen abzustreifen.
Parasitierende Kuckucksbienen sind für diese Art bisher nicht bekannt. Allerdings finden sich oft Blutbienen oder seltener auch Wespenbienen bei Schmalbienen ein. Auch Fächerflügler oder Milben rücken den Schmalbienen zu Leibe. Weitaus bedrohlicher ist jedoch der Verlust von geeigneten Lebensräumen. Versiegelung und Düngung rauben ihr und anderen Wildbienen den wertvollen Baugrund.
Doch wir können im eigenen Garten aktiv werden, um Wildbienen & Co. zu unterstützen. Mit offenen Fugen, kleinen Lesesteinhaufen und bereits zweizeiligen Trockenmauern können wir der kleinen Schmalbienenart und vielen anderen oberirdisch nistenden Wildbienen zu einem Nistplatz verhelfen.
Name |
Grünglanz-Schmalbiene (Lasioglossum nitidulum, FABRICIUS 1804) |
Flugzeiten |
März–Oktober |
Lebensraum |
felsige Trockenhänge, Sand- und Lehmgruben, Weinberge, Siedlungsbereich |
Nahrung |
unspezialisiert, sammelt an verschiedenen Pflanzenfamilien |
Nistweise |
nistet oberirdisch; in Felsspalten, Trocken- und Ziegelmauern |
Kuckucksbiene |
unbekannt |
Gefährdung |
weitverbreitet, häufig |
Besonderheiten |
besonders lange Flugzeit der Weibchen, sehr breites Nahrungsspektrum |
Wenn jetzt Sommer wär… Besonders in der kalten Jahreszeit tröstet die Vorfreude auf längere Tage und warme Temperaturen. Dann, wenn Tiere und Pflanzen auffallend ihre Vielfalt zeigen. Vor allem die Welt der Wildbienen vermag es, uns jedes Jahr aufs Neue zu überraschen. Mit viel Glück könnte dieses Jahr die Flockenblumen-Langhornbiene eine dieser Überraschungen sein.
Die frisch geschlüpften Bienen dieser Art fallen durch ihren ziegelroten Buckel auf. Besonders imposant sind die für Langhornbienen typischen, stark verlängerten Fühler der Männchen. Diese haben zudem einen hell-gelben Kopfschild, wie wir ihn auch von Pelzbienen kennen. Ihre wissen-schaftliche Artbezeichnung „dentata“ bedeutet so viel wie „gezähnt“. Sie verweist auf die kleinen dornenartigen Fortsätze der Männchen am Hinterleib.
Flockenblumen-Langhornbienen sind echte Sandliebhaber. Vor allem in großen Sandgebieten fühlen sie sich wohl. Dabei verweilen und nisten sie gern in Sand- und Lehmgruben sowie an Hochwasser-Dämmen. Falls vorhanden, nutzen sie auch den lückigen Bewuchs von trocken-warmen Weinbergen. Die Weibchen nisten zudem auch gern auf Ackerbrachen von Stilllegungs-flächen. Mittlerweile finden wir diese sehr seltene Biene nur noch im nordostdeutschen Tiefland. Vor allem durch den Verlust ihres Lebensraumes ist die Art in Deutschland mittlerweile als „stark gefährdet“ eingestuft. Die besten Bedingungen, ihre Nachkommen zu sichern, findet sie in Brandenburg. Hier gilt sie „nur“ als „gefährdet“. Doch es gibt Hoffnung: In den Jahren 2020 und 2021 wurde die Art im Jerichower Land und im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt wieder-entdeckt.
Als echte Sonnenanbeter fliegen Flockenblumen-Langhornbienen von Juli bis August. Die Männchen patrouillieren dabei im schnellen Flug auf Bahnen, die entlang ihrer Nektarquellen verlaufen. Hier hoffen sie, paarungsbereite Weibchen anzutreffen. Nach einer erfolgreichen Be-gattung sind die Arbeiten des Brutge-schäftes für die Männchen erledigt. Die Weibchen inves-tieren hingegen erheblich mehr: Für ihren Nachwuchs graben sie eigenständig kleine Gänge in sandige oder lehmige Böden. Die kurzen Bodengänge enden in den Brutkammern. Diese ver-sieht das Weibchen jeweils mit einem Pollenbrot, bestehend aus einem Pollen-Nektar-Gemisch. Auf das Pollenbrot legt sie ein Ei.
Um der Flockenblumen-Langhornbiene unter die Flügel zu greifen, bietet es sich daher an, die heimischen Korbblütler auch im eigenen Garten zu pflanzen. Das Spannende daran: Davon profitieren gleichzeitig zahlreiche andere Wildbienenarten! Allein an der Rispen- Flockenblume und Skabiosen-Flockenblume sammeln 46 unterschiedliche Wildbienenarten Pollen. Darunter sind auch viele spezialisierte Arten.
Die Flockenblumen bevorzugen sonnige Standorte. Dank ihrer langen Wurzeln kommen sie auch mit längerer Trockenheit zurecht. Das macht sie somit noch interessanter für die klimafitten Gärten der Zukunft.
Name |
Flockenblumen-Langhornbiene (Eucera dentata, Germar, 1839) |
Flugzeiten |
Juli–August |
Lebensraum |
trockenwarme Biotope; Sand- und Lehmgruben, Hochwasserdämme, Weinberge, Ruderalflächen |
Nahrung |
spezialisiert auf Korbblütler; Vorliebe für Rispen- und Skabiosen-Flockenblumen, Weg- und Eselsdisteln |
Nistweise |
nistet unterirdisch in selbstgegrabenen Nestern |
Kuckucksbiene |
hierzulande nicht bekannt |
Gefährdung |
gilt allgemein als „stark gefährdet“, in Brandenburg als „gefährdet“, in Berlin als „vom Aussterben bedroht“; Wiederfund in Sachsen-Anhalt |
Besonderheiten |
lange Antennen der Männchen |
Wildbiene des Monats Januar 2024
Die Bunte Hummel (Bombus sylvarum LINNAEUS, 1761)
Im Winter herrscht Stubenarrest bei unseren heimischen Fluginsekten. Dennoch können wir an manchen warmen Wintertagen, wenn die Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt liegt, mutige Kältespezialist*innen sehen. Besonders die robusten Hummeln fliegen bereits früh im Jahr: Schon im Februar oder März suchen sie nach einer geeigneten Niststelle für ihr zukünftiges Hummelvolk. Ebenso halten sie nach ersten Nektar-quellen Ausschau. Unsere Wildbiene des Monats, die Bunte Hummel, ist da etwas genügsamer. Sie startet etwas später als ihre Verwandten ins Jahr. Die Königinnen der Bunten Hummel fliegen etwa ab Anfang April.
Die Bunte Hummel hat eine abwechslungsreiche Färbung. Die Kombination aus einer schwarzen Querbinde auf der Brustoberseite mit einem orangerot gefärbten Körperende lässt sie auch im Freiland recht sicher bestimmen. Wir finden sie in Süd- und Mitteldeutschland häufiger als im Norden des Landes. Die Bunte Hummel ist eine Art des Offenlandes. In Anlehnung an ihren wissenschaftlichen Namen (silva = Wald, Waldung) wird die Hummel gelegentlich auch als „Waldhummel“ bezeichnet. Gemäß ihres bevorzugten Lebensraumes – Wiesen, Streuobstwiesen, breite Ackerränder, alte Weinberge und Waldränder – ist dieser Name aber eher irreführend.
Ihr Lebenszyklus beginnt im Frühjahr mit dem Erscheinen der überwinterten Königinnen. Diese sind mit ihrer Länge von bis zu 18 mm größer als die späteren Arbeiterinnen und Drohnen. Um ihre Nester zu gründen, benötigen die Königinnen geeignete Plätze. Sie können sowohl alte Nester beziehen als auch neue bauen. Ihre Nester legen sie oft in der verfilzten Krautschicht, in alten Mäusenestern oder in verlassenen Kobeln von Eichhörnchen an. Sobald sie einen passen-den Hohlraum gefunden haben, weben sie eine Nestkugel aus eingetragenen Nistmaterialien.
Die Bunte Hummel zählt zu den „Pocketmakern“. Das bedeutet, dass sie Pollentaschen aus Wachs direkt an den Brutwaben fertigt. In diese werden die Pollenvorräte der heimkehrenden Sammlerinnen eingetragen. Die Hummel-Larven können sich dann selbst am Vorrat bedienen. Die Völker der Bunten Hummel sind im Vergleich zu anderen Hummelarten eher klein: Im Hoch-sommer umfasst ihr Staat maximal 150 Tiere. Einen eigenen Staat zu gründen, ist für die Bunte Hummel gar nicht so einfach. Ganz ohne Sorgen verläuft ihr Brutgeschäft nämlich nicht. Die Rotschwarze Kuckuckshummel hat es nämlich auf sie abgesehen. Sie nutzt die Bunte Hummel für ihre parasitische Lebensweise und schiebt ihr einfach die eigenen Eier unter. Und so zieht die nichts ahnende Bunte Hummel die Kuckuckskinder groß ...
Die Bunte Hummel ernährt sich von Nektar, Pollen und Honigtau. In ihrer Blütenwahl ist sie sehr vielseitig. Sie zeigt aber eine Vorliebe für Hülsenfrüchtler, Lippenblütler und Braunwurzgewächse. Wie viele andere Hummelarten gehört sie zu den Kleebestäubern. Neben Rot- und Weißklee, Hornklee und Sichelklee fliegt sie auf Obstbäume, Natternkopf, Salbei, Herzgespann, Zieste und viele andere Blütenpflanzen.
Nachgewiesenermaßen sind die Bestände der Bunten Hummel vor allem seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eingebrochen. Der Verlust
ihres Lebensraumes und die häufige Mahd machen ihr zu schaffen. Die Bunte Hummel und viele ihrer Verwandten brauchen blütenreiches Offenland. Somit gilt es, mehr extensive Bewirtschaftungen der
Flächen gemeinsam mit Land-wirten, Kommunen und Gewässerverbänden zu etablieren. Wenn wir seltener mähen und kleine wilde Ecken im Garten belassen, können wir auch im heimischen Garten einen Beitrag
zum Erhalt von Wildbienen & Co. leisten.
Name |
Bunte Hummel (Bombus sylvarum, LINNAEUS, 1761) |
Flugzeiten |
April–Oktober |
Lebensraum |
Offenland, Streuobstwiesen, Waldränder, naturnahe Gärten & Parks |
Nahrung |
unspezialisiert; Vorliebe für Hülsenfrüchtler, Lippenblütler & Braunwurzgewächse |
Nistweise |
nistet ober- und unterirdisch |
Kuckucksbiene |
Rotschwarze Kuckuckshummel (Bombus rupestris, FABRICIUS, 1793) |
Gefährdung |
steht auf Vorwarnliste; in Sachsen und Niedersachen gefährdet, in Nordrhein-Westfalen stark gefährdet, in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht |
Besonderheiten |
startet etwas später als ihre Verwandten ins Jahr (etwa ab Anfang April) |
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