Weil viele heimische Wildpflanzen nicht auffällig blühen, sind sie fast in Vergessenheit geraten – zu Unrecht! Flächenverlust, Herbizide
und die Überdüngung der Landschaft machen ihnen in freier Wildbahn zu schaffen. Umso schöner, wenn wir ihnen in unseren Gärten zum Comeback verhelfen können – mit Naturgärten.
Die Pflanzen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt.
Pflanzenportrait Dezember 2023
Gemeine Fichte (Picea abies)
Oh Fichtenbaum!
Die Gemeine Fichte ist in Deutschland allgegenwärtig. Kein Baum ist hierzulande häufiger zu finden. Ursprünglich kommt sie bei uns nur
in höheren Lagen im Süden – auch in den Alpen –
und im Osten vor. In wärmeren, tiefer liegenden Gegenden konnte sie sich nicht durchsetzen.
Sie ist der „Brotbaum der Forstwirtschaft“ und wurde flächendeckend in Deutschland ge-pflanzt. Auch an Standorten, die
ihr weniger zusagen. Sie hat wenig Ansprüche an Nährstoffe, wächst schnell und kann bis zu 50 m hoch werden. Typisch ist ihre konische Form. Ihre Nadeln sind spitz (Merkspruch: „Die Fichte sticht,
die Tanne nicht.“). Und ihre Zapfen hängen – im Gegensatz zur Tanne, an der die Zapfen nach oben zeigen.
So stark auf die Fichte zu setzen, ist jedoch problematisch. Das zeigt sich immer deutlicher, nicht erst seit dem Klimawandel:
Gestresste Bäume sterben ab, knicken bei Sturm um oder halten insbesondere in Monokultur der Besiedlung durch Borkenkäfer oder parasitische Pilze nicht stand.
Weil Fichten flach wurzeln, kommen sie zudem mit Trockenheit nicht zurecht. Mehr noch: Fichten-nadeln versauern den Boden, sodass dort
kaum noch etwas wachsen möchte. So heißt es in der Forstwirtschaft auch: „Willst du den Wald bestimmt vernichten, pflanze nichts als reine Fichten!” Immerhin: Durch ihren schnellen Wuchs kann die
Fichte auch viel Kohlenstoffdioxid im Holz speichern.
Für die Tierwelt hat die Fichte einiges zu bieten: Die Raupen zahlreicher Falter finden hier Nahrung. Fichten-Bürstenspinner oder
-Baumspanner tragen sie im Namen. Schild- und Rindenläuse saugen an den zucker-reichen Pflanzensäften und bilden so die Grundlage für Waldhonig. Für den Fichtenkreuzschnabel – ein Finkenvogel –
bieten die Samen in den Zapfen eine wichtige Nahrungsgrundlage. In manchen Gegenden wird er auch als „Weihnachtsvogel“ bezeichnet, weil er manchmal schon im Dezember mit seiner Brut beginnt. Als
Weihnachtsbaum griffen auch die Menschen früher meist auf die Fichte zurück. Inzwischen stellen wir uns meist jedoch Nordmann-Tannen in die adventliche Stube.
Auch als Holz ist die Fichte überall um uns herum zu finden. Aber auch in der Küche (etwa als Sirup oder Honig) und in der Medizin
(etwa als Harzsalbe oder Badezusatz) wird der „Baum des Jahres 2017“ schon seit langen Zeiten oft genutzt.
Übrigens: Der „Old Tjikko“ in Schweden gilt als ältester Einzelbaum der Erde. Während diese Fichte selbst nur einige
hundert Jahre alt ist, bringen es die Wurzelreste, aus denen sie stammen soll, auf knapp 10.000 Jahre!
Pflanzenportrait November 2023
Hundsrose (Rosa canina)
Signalrot im Novembergrau
Knallrote Farbtupfer bieten nun die Hagebutten der Hundsrose. Sie sind auch im November noch lecker. Die vitaminreichen Früchte liefern
uns Tee, Marmelade und mehr. Der Name der Rose drückt vermutlich frühere Geringschätzung aus, wie wir es von Wörtern wie „Hundewetter“ oder „hundsgemein“ kennen. Doch das wird ihr keinesfalls
gerecht! Denn die Hundsrose hat – wie auch andere heimische Wildrosen – einen sehr großen ökologischen Wert: Sie blüht nur kurz
im Juni, bietet dann aber viel Pollen. Neben Bienen und Rosenkäfern, die sich für die hellrosa Blüten interessieren, nutzen Schmetterlingsraupen, Gallwespen, Zikaden, Dickmaul-rüssler (Käfer),
Blattschneiderbienen und einige weitere Tiere die Blätter der Pflanzen. Die Früchte wiederum sind wichtiges Futter für Vögel. Auch einige Kleinsäuger, wie zum Beispiel Mäuse oder Marder, fressen
sie.
Die Hundsrose wächst gerne entlang anderer Pflanzen, Zäune oder Mauern. Weil sie fremde Äste oder Ritzen nutzt, um ihren Trieben Halt
zu geben, zählt sie zu den „Spreizklimmern“. Dabei helfen ihr auch ihre kräftigen Stacheln. Diese können für uns bei der Gartenarbeit sehr schmerzhaft sein. Für Vögel wiederum bieten sie Schutz
während der Brutzeit. Die überhängenden Äste können drei Meter lang werden, im Schatten sogar bis zu fünf Meter. Dadurch werden Hecken „wehrhaft“ und dicht.
Sie hat es gerne hell. Ansonsten stellt sie keine besonderen Ansprüche an ihre Umwelt. Oft zieht sie auch ohne unser Zutun in unsere
Gärten ein. Meist sind Vögel dafür zuständig, die ihre Samen ausscheiden. Die Pflanze kann sehr alt werden. Ausläufer bildet sie nicht – im Gegensatz zu vielen anderen Rosen.
Auch in „gezähmten“ Gärten, in denen nur Kulturformen der Rose erwünscht sind, stoßen wir auf Hundsrosen – wenn auch nicht auf den
ersten Blick: In Baumschulen wird sie nämlich gerne als Unterlage zur Veredelung genutzt.
Heimische Wildrosen sind sehr artenreich. Neben der Hundsrose gibt es noch Feld-, Acker-, Hecken-, Bibernell-, Essig-, Weinrosen und
einige mehr. Weil sie Mensch und Tier so viel zu bieten haben, sollten sie in keinem Garten fehlen.
Pflanzenportrait Oktober 2023
Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum)
Kleine Falter-Tankstellen
Allzu viel blüht im Oktober nicht mehr. Doch nach wie vor können wir kleine leuchtend pinke Blüten entdecken. Die tapfere
Kartäusernelke blüht schon seit Mai und deckt damit fast die gesamte Saison ab.
Die Blüten haben einen langen Schaft. Das bedeutet, dass nur Insekten mit langem Saugrüssel an den Nektar kommen. Das macht die
Kartäusernelke zu einem ausgesprochenen Schmetter-lingsliebling. Diese zarten Insekten fühlen sich auch von der Farbe angezogen und können die aufrechten Blüten-stände gut anfliegen. Besonders der
Zitronenfalter lässt sich oft an ihr ent-decken. Für einige Eulenfalter bietet die Pflanze auch Raupenfutter. Ihr Pollen wird zudem von zwei Sandbienenarten und von der Großen Keulhornbiene
genutzt.
Die Kartäusernelke wächst gerne dort, wo es sehr sonnig, eher trocken und nährstoffarm ist. Das macht sie im Garten zur guten Partnerin
von Wiesen-Salbei, Taubenkropf-Leimkraut und Berg-Sand-glöckchen. Auch im Topf auf dem Südbalkon blüht sie dankbar, wenn sie nicht unter Staunässe leiden muss. Sie sät sich leicht und reichlich aus.
Doch Vorsicht beim Jäten: Noch blütenlos erinnert sie stark an ein Grasbüschel!
In Deutschland kommt die Kartäusernelke fast flächendeckend vor. Nur im Nordwesten suchen wir sie vergeblich. Natürlicherweise finden
wir sie vor allem in Trockenrasen, gerne an warmen und sonnigen Hängen. Ihr Namen leitet sich vermutlich vom Kartäuserorden ab, der sie oft in seinen Klostergärten gepflanzt hat.
Pflanzenportrait September 2023
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Die Herbstzeitlose hat nicht nur eine ungewöhnlich späte Blütezeit. Auch ihr sonstiger Rhythmus ist besonders: Die hübschen lila Blüten
sind nie zusammen mit den Blättern zu sehen.
Die Blüten erinnern an Krokusblüten. Die Herbstzeitlose hat jedoch sechs Staubblätter, Krokusse nur drei. Sie mag es halbschattig bis
sonnig und sie braucht einen frischen bis feuchten und nähr-stoffreichen Boden. An geeigneten Standorten kann sie Blütenteppiche bilden. Dort lockt sie Falter, Bienen und Fliegen an. Typischerweise
finden wir sie eher im Süden des Landes. Dort lebt sie in lichten Auwäldern oder in selten gemähten und eher feuchten Wiesen.
An geeigneten Stellen macht sich die Herbstzeitlose auch sehr gut im Garten. Besonders vor Gehölzen mit intensiver Herbstfärbung, wie
dem Pfaffenhütchen, kann es dadurch noch spät in der Saison schön bunt werden. Auch im Kübel auf dem Balkon kann sie gut zur Geltung kommen. Dazu werden die Knollen etwa 10–25 Zentimeter tief
gesetzt. Die tiefere Pflanzung empfiehlt sich dann, wenn der Boden eher trocken ist. Lassen Sie immer etwas Platz zwischen den Knollen, damit genug Raum für Tochterknollen bleibt. Diese bilden sich,
wenn die Mutterknolle nach einem Jahr stirbt. Pflanzzeit ist zwischen Juli und September.
Die Blätter der Herbstzeitlosen treiben im Frühling aus. Sie erinnern an Tulpenblätter und entfernt auch an Bärlauch. Das ist für
Ungeübte sehr gefährlich, denn die Herbstzeitlose ist sehr giftig! Bereits 50 Gramm Blätter oder 5 Gramm Samen sind tödlich für Erwachsene! Auch für viele Tier-arten ist die Herbstzeitlose giftig.
Daher ist sie auf Weiden nicht gerne gesehen, zumal der Wirkstoff Colchicin auch noch im Heu giftig ist.
Die Eigenschaften des Wirkstoffs haben jedoch auch positive Seiten: Sie helfen zum Beispiel in der Pflanzenzüchtung, größere Pflanzen
zu erzeugen. Auch in der Medizin spielt Colchicin eine Rolle.
Wer sich an einer späten und schönen Blüte erfreuen möchte, setzt auf die Herbstzeitlose!
Pflanzenportrait August 2023
Rainfarn (Tanacetum vulgare)
Unterschätzt am Wegesrand
Noch bis in den September blüht der Rainfarn an Wegrändern, Schuttplätzen und Dämmen. In Gärten finden wir ihn aber selten. Warum
eigentlich? Er punktet mit einer langen Blütezeit und ist Wirtspflanze für zahlreiche Insekten. Schauen wir ihn genauer an!
Seine kleinen gelben Blütenkörbe bestehen jeweils aus etwa 100 Röhrenblüten. Sie sind nicht nur für über 20 Wildbienenarten wichtig,
die hier Pollen sammeln, sondern auch für zahlreiche Falter, Fliegen und Käfer. Auch der Rest der Pflanze bietet Nahrung und Unterschlupf für Wanzen, Minier-fliegen und Gallmücken. Spezialisten wie
die Rainfarn-Maskenbiene oder der Rainfarn-Blattkäfer tragen ihn sogar im Namen. Ein guter Grund, ihn vermehrt auch im Garten zu pflanzen!
Er wird bis zu 150 cm groß. Die gesamte Pflanze duftet intensiv und unverkennbar. Am wohlsten fühlt er sich in der vollen Sonne auf
kalk- und eher nährstoffreichem Boden. Besondere Unter-stützung benötigt er nicht. Im Gegenteil: Weil er sich durch Ausläufer gut ausbreitet, sollten wir ihn gegebenenfalls daran hindern. Über den
Winter bleiben die verdorrten Stängel stabil und sorgen für einen schönen Anblick.
Der Rainfarn ist auch als „Wurmkraut“ bekannt. Das deutet auf seine frühere medizinische Nutzung hin. Weil er in größeren Dosen
allerdings giftig ist, sollten wir heutzutage davon absehen. Durch sein starkes Aroma ist er jedoch ein gutes Mittel, um Kleidermotten, Blattläuse und sogar Kartoffel-käfer zu vertreiben. Textilien
lassen sich damit ebenfalls färben. Zeit also, den Rainfarn mehr zu würdigen! In größeren Töpfen und Kübeln gedeiht er auch auf sonnigen Balkonen.
Pflanzenportrait Juli 2023
Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
Eine für jede Jahreszeit
Die Wilde Karde hat zu jeder Jahreszeit viel zu bieten. Jetzt im Hochsommer blüht sie auf ungewöhnliche Weise: In der Mitte des
Blütenstandes öffnet sich ein Kranz aus kleinen rosa Blüten, der sich teilt und mit der Zeit nach oben und unten wandert. Meist sehen wir also zwei solcher Blütenkränze an der Pflanze. Besonders bei
Hummeln und anderen Insekten mit langem Saugrüssel ist der Nektar sehr beliebt.
Eine weitere Besonderheit sind die kleinen Becken, die sich durch die Blätter am Stängel bilden. Bei Regen sammelt sich in ihnen Wasser –
und mit der Zeit auch einige ertrunkene Insekten oder gar Schnecken. Noch immer ist nicht ganz klar, was die Pflanze damit bezwecken will: Sollen krabbelnde Insekten am Hochsteigen gehindert werden?
Zieht die Karde aus der Flüssigkeit zusätzliche Nährstoffe, wie fleischfressende Pflanzen das tun? Oder ist das einfach eine „Laune der Natur“, ohne tieferen Sinn?
Früher haben durstige Menschen das Wasser auf Wanderungen zur Erfrischung genutzt. Der botanische Gattungsname Dipsacus kommt vom
griechischen Wort „dipsa“ für „Durst“. Vögel nehmen das Wasser ebenfalls gerne an. Im Herbst werden Stieglitz und andere gefiederte Körnerfresser zudem magisch von der stachligen Erscheinung
angezogen: Sie sind ganz wild auf die nahrhaften Samen der Pflanze. Weil dabei immer wieder welche auf den Boden fallen, sichert die Karde auf diese Weise ihren Fortbestand. Der steife Stängel
schleudert bei Wind oder nach Berührung die Samen zudem einige Meter weit hinaus. Hierbei hilft auch ihre stattliche Größe von bis zu 250 Zentimetern.
Im Winter sehen die trockenen Samenstände sehr gut in jedem Garten aus. Auch die Floristik nutzt die Karde für Sträuße. Weil die
Samenstände hart und bürstenartig sind, wurden sie früher in der Weberei zum Aufrauen der Wolle genutzt. So heißt eine enge Verwandte der Wilden Karde auch „Weber-Karde“.
Die Wilde Karde ist zweijährig. Im Frühjahr finden wir nur die wintergrüne und stachlige Rosette der Pflanze, bevor sich der lange
Stängel bildet. Sie mag es sonnig, eher feucht und nährstoff-reich. In jedem Garten ist sie ein absoluter Blickfang und sie gibt Beeten allein durch ihre Größe Struktur. Ist der Topf groß genug,
„funktioniert“ sie auch auf dem Balkon.
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Pflanzenportrait Juni 2023
Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
Leicht zu übersehen, aber unverzichtbar
Von Juni bis in den September hinein blüht der Gewöhnliche Hornklee. Wir finden ihn in Wiesen und an Wegrändern. Den Namen verdankt er
seinen Samenständen, die an kleine Hörner erinnern. Für die heimische Insektenwelt ist er von unschätzbarem Wert: Fast 60 Wildbienenarten sammeln seinen Pollen, darunter auch einige Spezialisten. Sie
und andere Bestäuber werden von den feinen roten Linien auf den sattgelben Blütenblättern zum Nektar und Pollen geführt. Auch knapp 50 Schmetterlingsarten brauchen Hornklee als wichtige
Raupenfutterpflanze oder Nektarquelle. Egal ob Sonnenröschen-Bläuling, Grüner Zipfelfalter oder Kleines Fünffleck-Widderchen: Sie alle freuen sich über den kleinen „Schmetterlingsblütler“. Übrigens:
Diese Pflanzenfamilie hat ihren Namen aufgrund der Blütenform, die an einen Schmetterling erinnert.
Hornklee bereichert jeden Garten und Balkon. Er ist langlebig und sehr pflegeleicht. Er mag es sonnig. Die Erde kann gerne mager sein.
Auch Trockenheit verträgt er gut. Selbst Rasenmähen überlebt der kleine Widerstandskämpfer, vorausgesetzt es wird höchstens ein Mal im Monat gemäht. Weil der Hornklee nicht sonderlich hoch und
dadurch in einer Wiese schnell von anderen Pflanzen überwachsen und beschattet wird, kann er vom Licht profitieren, das nach einem Schnitt wieder bis zum Boden durchdringt.
In Kombination mit Wiesensalbei, Kartäusernelke oder Kalk-Aster bildet Hornklee eine gute Nachbarschaft und bringt reichlich
Farbakzente ins Beet. Wird der heimische Garten gerne von Schnecken heimgesucht, kann der gelbe Bodendecker ebenfalls punkten: Schnecken meiden ihn, da er durch seine Blausäure ungenießbar für sie
ist.
Wie alle Schmetterlingsblütler kann Hornklee Stickstoff aus der Luft binden. Über die an seinen Wurzeln lebenden Knöllchenbakterien
reichert er ihn im Boden an. Er ist also Selbstversorger und auf keinerlei Düngung angewiesen.
Klarer Fall: Wer Schmetterlingen, Wildbienen und anderen Insekten etwas Gutes tun möchte, braucht Hornklee im Garten.
Er wächst auch gut im Topf auf dem Südbalkon!
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Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis)
Pfeifenputzer mit nassen Füßen
In feuchten Wiesen oder am Gewässerrand erheben sich im Mai hellrosa Blütenstände, die an
Pfeifenputzer erinnern. Der Schlangen-Knöterich – manchmal auch „Wiesen-Knöterich“ oder
„Schlangen-Wiesenknöterich“ genannt – beginnt nun, zahlreiche Bestäuber wie Bienen oder
Schmetterlinge anzulocken.
Er benötigt einen eher sonnigen, feuchten bis nassen, nährstoff- und humusreichen Standort. Auch im Garten fühlt er sich an entsprechenden Stellen wohl, etwa am Teichrand. Doch auch auf dem Balkon blüht er gerne. Hierfür eignet sich ein Topf mit Untersetzer, sodass er immer etwas im
Wasser steht. Austrocknen sollte der Topf besser nicht.
Passende Partner im Garten oder im großen Kübel sind Bach-Nelkenwurz oder die später
blühenden Pflanzen Blut-Weiderich und Mädesüß.
Nicht nur die Blüten, auch die Blätter sind interessant: Wir können sie in Maßen als Salat essen. Auch zahlreiche Schmetterlingsraupen, wie die von einigen seltenen Perlmutt- und Feuerfaltern, benötigen die Blätter als Nahrung. Für uns essbar ist auch das Rhizom, das durch seine S-Form dem Schlangen-Knöterich seinen Namen gibt. In der Naturheilkunde wird es auch bei Durchfall oder Rachenentzündungen verwendet.
An geeigneten Standorten benötigt die Pflanze keine Pflege, sondern breitet sich gerne von selbst
aus. Nachhelfen können wir ihr, indem wir sie aussäen oder das Rhizom teilen und an weiteren
Stellen einpflanzen. Dann können wir mit dem wunderschönen „Pfeifenputzer“ noch mehr Insekten anlocken.
Pflanzenportrait April 2023
Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris)
Wenn die Kuhglocken läuten
Vielleicht sind es die spektakulärsten Blüten, die die heimische Flora zu bieten hat: Große violette
Blütenblätter umranden das strahlend gelbe Zentrum. Im April hat die Kuhschelle ihren großen
Auftritt.
Ihren Namen hat sie von ihrer Blütenform, die an Kuhglocken erinnert. Der andere bekannte Name „Küchenschelle“ hat nichts mit Kochen oder Backen zu tun. Er ist eine Verniedlichungsform der Kuh (Kühchen), bei der ein „h“ verloren gegangen ist.
Die Kuhschelle wächst gerne an hellen, trockenen, mageren und eher kalkigen Stellen. Weil diese
Standorte immer seltener werden, gehen auch ihre Bestände stark zurück. Sie steht unter Naturschutz, darf also keinesfalls für den eigenen Garten ausgegraben werden. Dies würde sie ohnehin nicht
gut verkraften, weil die Wurzeln empfindlich auf Störungen reagieren.
Glücklicherweise können wir aber Kuhschellen-Pflanzen oder -Samen im Fachhandel kaufen. Die
Samen sind ähnlich attraktiv wie die Blüten. Ihre behaarten Federschweife sind nicht nur schön,
sondern drehen die Samen nach ihrem „Abflug“ in den Boden. Dies geschieht, weil sie sich je nach Luftfeuchtigkeit ausdehnen oder zusammenziehen. Unsere Vorfahren scheinen die Samenstände jedoch eher als unheimlich wahrgenommen zu haben, was alte Namen wie „Bocksbart“ oder „Teufelsbart“ vermuten lassen.
Direkt nach der Reife keimen die Samen zuverlässig. Finden sie nicht gleich einen geeigneten Platz dazu, gehen sie allerdings in eine Ruhephase und benötigen den Kältereiz des Winters, um im nächsten Jahr auszukeimen. Bis sich eine kräftige Pflanze entwickelt hat, kann es dann noch 3 oder 4 Jahre lang dauern.
Nicht nur wir Menschen, auch Insekten erfreuen sich an der Kuhschelle. Die Dunkelgrüne Schmalbiene und die Zweifarbige Schneckenhausbiene sammeln dort Pollen, um ihren Nachwuchs zu versorgen.
Wenn wir der Kuhschelle im eigenen Garten einen sonnigen und trocken-mageren Platz bieten, können wir uns jedes Frühjahr auf ein
Farbspektakel freuen.
Pflanzenportrait März 2023
Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Meist im Wald unter alten Buchen, aber auch unter Schlehenhecken leuchten schon bald die
weißen Blüten des Buschwindröschens. Die Pflanze nutzt die Zeit, in der die Bäume und Büsche
noch keine Blätter haben, um an möglichst viel Licht zu gelangen.
Buschwindröschen haben im Gegensatz zu anderen Frühblühern keine Zwiebeln, sondern ein
unterirdisches Rhizom. An dessen Triebspitzen erscheint in der Regel nur eine Blüte pro Pflanze.
Für die weißen Blütenteppiche ist also ein weitverzweigter Wurzelstock notwendig. Die Blüten sind in der Regel weiß und haben gelbe Staubgefäße. Sie schließen sich nachts und bei Regen.
Doch nicht nur die Blüten, auch die Blätter sind sehr hübsch anzusehen. Und auch sie sind nicht
von langer Dauer: Schon im Frühsommer hat sie das Buschwindröschen eingezogen, sodass wir
oberirdisch dann keine Spur mehr von der Pflanze finden.
Auch im eigenen Garten ist diese Pflanze attraktiv und unkompliziert. Allerdings benötigt sie
Humus. Den bekommt sie am natürlichen Standort vom zersetzten Falllaub der Bäume „frei Haus“
geliefert. Folgerichtig ist auch im Garten der beste Platz unter Laubgehölzen, an dem das gefallene Laub liegen bleiben und langsam kompostieren kann. In diesen Bereichen sollte der Boden nicht bearbeitet werden, um Schäden am Rhizom zu vermeiden.
Wer Buschwindröschen an weiteren Stellen haben möchte, kann einige Pflanzen nach der Blüte
ausstechen und am gewünschten Platz einpflanzen. Dort vermehren sie sich kräftig, wenn ihnen
der Standort gefällt. Oder Sie lassen die Ameisen machen: Sie verteilen die Samen, weil sie auf
deren nahrhaften Anhang, das Elaiosom, „scharf“ sind. Die Samen selbst werden anschließend aus dem Ameisenbau aussortiert und können keimen.
Für die Küche sind Buschwindröschen ungeeignet. Die ganze Pflanze ist giftig. Genießen wir daher nur den Anblick der hübschen weißen Blütenteppiche!
Pflanzenportrait Februar 2023
Kornelkirsche (Cornus mas)
Eine der Ersten fürs Buffet
Schon im Februar leuchtet es gelb an einigen Sträuchern. Die Kornelkirsche öffnet dann ihre wohlriechenden Blüten, die prall mit Nektar und Pollen gefüllt sind. Eine wichtige Nahrungsquelle
für die Frühaufsteher unter den Insekten!
Der Strauch, der manchmal auch als Baum wächst, ist jedoch gar keine Kirsche. Er gehört zu den Hartriegelgewächsen. Sein Holz ist so hart und schwer, dass es im Wasser untergeht. Die Früchte, die
erst im Spätsommer ausreifen, sind bei Vögeln und Kleinsäugern sehr beliebt. Doch auch für uns Menschen haben sie einiges zu bieten: Aus ihnen lassen sich leckere Marmeladen, Säfte oder Obstbrand
herstellen. Hierfür bieten sich süßer schmeckende Kornelkirschen-Sorten wie „Jolico“ an.
Weil die Früchte gerne paarweise erscheinen, wird die Kornelkirsche in einigen Landstrichen auch „Hahnenhoden“ genannt. Etwas bekannter sind weitere Namen wie „Herlitze“, „Dürlitze“ oder auch
„Dirndlstrauch“.
Die Kornelkirsche lässt sich gut in Hecken integrieren und ist schnittfest. Besondere Ansprüche an den Standort stellt sie nicht, solange sie Sonne abbekommt. Dann kann sie sogar Hänge mit ihrem
dichten Wurzelwerk befestigen. Sie ist also ein tolles Gehölz für den Garten. Da kann keine Forsythie mithalten!
TIPP: Es kann einige Jahre dauern, bis eine neu gepflanzte Kornelkirsche blüht. Kaufen Sie daher eher größere und ältere Exemplare. Ob die Kornelkirsche im Frühjahr blühen wird,
lässt sich schon ab dem Herbst des Vorjahres erkennen. Denn dann bildet sie ihre kugeligen Blütenknospen aus, die sich leicht von den länglichen Blattknospen unterscheiden.
Pflanzenportrait Januar 2023
Kleine Braunelle (Prunella vulgaris): Kleine Rasendiamanten
Kennen Sie schon die „Blume des Jahres“? Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie ganz in Ihrer Nähe wächst. Die Kleine Braunelle
finden Sie in Wiesen und Weiden, aber auch in Rasen hält sie sich gut. Dort wächst sie oft neben Gänseblümchen, Weißklee oder Gamander-Ehrenpreis. Wie ihre Begleiter wird sie nur um die 10 cm hoch.
Dies hilft ihr dabei, auch gelegentliches Mähen gut wegzustecken.
Ihre violetten Lippenblüten locken von Juni bis September vor allem Hummeln und andere Hautflügler an, aber auch Schmetterlinge. Die
Stahlblaue Mauerbiene sammelt an ihr auch Pollen für den Nachwuchs.
Die Kleine Braunelle verbreitet sich vor allem über Ausläufer und eignet sich bestens für einen Blumen-Kräuterrasen. Das sind
blütenreiche Rasen, die nur 3 bis 6 mal im Jahr gemäht werden und einen guten Kompromiss zwischen ödem „Gebrauchsrasen“ und einer Blumenwiese bilden. Mähen Sie doch Ihren Rasen auch seltener!
Vielleicht blüht die Kleine Braunelle dann auch bei Ihnen.
Übrigens: Gefällt Ihnen die Kleine Braunelle so gut, dass Sie sie auch im Beet haben möchten, macht die eng verwandte Großblütige
Braunelle dort noch mehr her.
Die „Blume des Jahres“ wird von der Loki-Schmidt-Stiftung gekürt. Mit der Wahl der Kleinen Braunelle will sie auf den Schutz ihrer
Lebensräume in Blumenrasen, Wiesen, Weiden und an Wegrändern hinweisen.
Über die Stiftung für Mensch und Umwelt
Die Stiftung für Mensch und Umwelt (SMU) wurde als gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Berlin im September 2010 gegründet. Bekannt
ist sie insbesondere durch ihre Initiative „Deutschland summt! Wir tun was für Bienen“.
Damit lenkt die Stiftung seit 2010 die Aufmerksamkeit auf Möglichkeiten, dem rasanten (Wild)Bienensterben entgegenzutreten. Es entstand
ein Netzwerk aus mehr als 30 Gemeinden, Kommunen und Landkreisen – alle wollen ihre Region farbenfroher, attraktiver und lebenswerter gestalten und ihre Einwohnerinnen und Einwohner aktivieren,
selbst für mehr biologische Vielfalt einzutreten. Dabei dienen Wild- und Honigbienen als „Botschafterinnen“.
Quelle: Stiftung Mensch und Umwelt