An dieser Stelle finden Sie regelmäßig Kurzbeiträge zu wichtigen Nachhaltigkeitsthemen
unserer Zeit. Die Beiträge stammen von der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung.
Autor*in (soweit nicht anders gekennzeichnet): Susanne Hufmann.
8/2022
Wie nachhaltig sind E-Autos?
Gedanken zur E-Mobilität
„Elektromobilität ist eine Schlüsseltechnologie für die Gestaltung eines innovativen, nachhaltigen Verkehrssystems und zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor.“, so das Bundes-ministerium für Digitales und Verkehr. Demnach waren im Juli 2021 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs. Bis zum Jahr 2030 sollen es 15 Millionen werden, so das erklärte Ziel der Bundesregierung.
Der Markt für Elektrofahrzeuge aller Art boomt: Immer mehr Elektroautos im Straßenverkehr, E-Bikes auf den Radwegen, E-Roller auf den Fußwegen, kommunale E-Lastenräder zur Ausleihe und vieles mehr. Einige große Vorteile bringt der Trend zur Elektromobilität für unsere Innenstädte sicher mit sich: Es wird endlich leiser. Auch die Luftschadstoffwerte an dicht befahrenen Knoten-punkten könnten sinken. Alles in allem wichtige Aspekte, die die Lebensqualität und Gesundheit vor Ort betreffen und die sich positiv auf das Klima auswirken könnten.
Natürlich sind Elektroautos ein erster wichtiger Schritt, damit der Verkehrssektor seine Klimaziele schafft. Doch sind die Fahrzeuge mit der Energie aus der Steckdose wirklich sauberer als klassische Verbrennermotoren? Wie ist es um die Ökobilanz tatsächlich bestellt?
Abschließend lässt sich diese brisante Frage nicht klären. Recherchiert man dazu, stößt man auf eine sehr heterogene Studienlage mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen, die je nach Auftrag-geber variieren. Die Fakten sind zudem oft enttäuschend.
Verlassen wir uns besser auf den gesunden Menschverstand. Tatsächlich relevant für eine möglichst unvoreingenommene Beurteilung sind doch folgende Fragen: Wie umweltschädlich ist die Herstellung der wieder aufladbaren Lithium-Ionen-Batterien, welcher Energiemix im Stromnetz liegt zugrunde und wie viele Kilometer werden zurückgelegt?
Versorgten Lithium-Ionen-Batterien in der Hauptsache bisher tragbare Geräte mit einem hohen Energiebedarf wie Mobiltelefone oder Tablets, sind sie mittlerweile fast überall anzutreffen. Aufgrund ihrer hohen Leistungsfähigkeit sind sie als Energiespeicher für E-Autos und Hybridfahrzeuge unverzichtbar.
Der weltweite Bedarf an Lithium ist heute schon immens, wird sich in den nächsten Jahrzehnten noch weiter rasant erhöhen. Die viel beschworene Energiewende zeigt bei der Rohstoffbe-schaffung leider eine ihrer problematischsten Kehrseiten: In Bolivien, Chile und Argentinien lagern rund 70 Prozent der weltweiten Lithium-Vorkommen. Doch der industrielle Abbau vernichtet die Lebensgrundlagen vieler Menschen, darunter die der indigenen Bevölkerung. Die Zerstörung der Natur durch Grundwasserabsenkungen, die Kontamination der Umwelt mit Schadstoffen und die Verunreinigung des Trinkwassers gehen wie immer Hand in Hand.
Die Aussage, dass Elektroautos so gut wie keine Emissionen erzeugen, stimmt nicht.
Die klimaschädlichen Emissionen entstehen natürlich nicht am Fahrzeug selbst, sondern an
ganz anderer Stelle. Wird der benötigte Strom in Kohle- oder Atomkraftwerken erzeugt, ist die Produktion weder emissionsfrei noch umweltfreundlich. Legt man den derzeitigen deutschen Strommix
zugrunde, der sich aktuell immer noch zu 54 % aus konventionellen Energieträgern wie Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und Kernenergie speist, sieht es für die Ökobilanz gar nicht mehr so gut aus.
Lediglich E-Fahrzeuge, die ihren Strombedarf vollständig über regenerative Energien decken, leisten wirklich einen Beitrag zum Schutz der Umwelt und des Klimas.
Vergleicht man außerdem die Jahreskilometerleistung herkömmlicher Fahrzeuge mit der von E-Autos und Hybridfahrzeugen, zeigt sich eine weitere bedenkliche Tendenz, die das Kraftfahrt-Bundesamt feststellte: Im Vergleich zu 2019 stieg die Jahresfahrleistung aller erfassten E-Pkw um insgesamt 35,1 Prozent, während die Jahreskilometer von Dieseln und Benzinern leicht sank. Anscheinend verführt die vermeintlich umweltfreundlichere Antriebsart dazu, das Auto sogar mehr zu nutzen.
Was in der aktuellen Diskussion daher zu wenig Beachtung findet, ist, dass auch der Abrieb von Reifen und Bremsen eine große Gefahr für Gesundheit und Umwelt darstellt. Laut Schätzungen ist der dabei entstehende Feinstaub für mehrere Millionen Todesfälle im Jahr verantwortlich. Ein Großteil des innerstädtisch messbaren Feinstaubs geht auf Abriebpartikel von Reifen, Brems-scheiben und Bremsbeläge zurück, die mit dem Straßenstaub aufgewirbelt werden.
Fassen wir zusammen: E-Autos verursachen beim Fahren zwar keine Emissionen, ihre Herstel-lung und Produktion sind aber alles andere als optimal und weder umwelt- noch klimafreundlich, insbesondere dann, wenn es um den Einsatz von Energie und Rohstoffen für die Akkus geht. In Bezug auf die Feinstaubbelastung in unseren Städten ändert der Umstieg auf das Elektroauto dagegen noch zu wenig.
7/2022
Lebensmittelverschwendung – NEIN DANKE!
Es ist kaum zu glauben, aber in Deutschland werden tatsächlich immer noch 78 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr weggeworfen. Neben ungenießbarer Nahrung landen dabei auch essbare Lebensmittel im Müll. Das Statistische Bundesamt* errechnete aktuell, dass etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel nur „für die Tonne“ produziert werden.
Wie kann das sein? Und können wir uns das überhaupt noch leisten?
Experten ermittelten, dass 2 Prozent der Lebensmittel bereits bei ihrer Erzeugung verloren gehen; 15 Prozent bei der Verarbeitung. Mit 17 Prozent oder 1,9 Millionen Tonnen kommt die Außer-Haus-Verpflegung ins Spiel. Nur 7 Prozent entsorgt der Handel. Den größten Anteil (59 Prozent) an der Verschwendung haben aber die Privathaushalte und so landen 6,5 Millionen Tonnen jedes Jahr im Abfall. Zumindest das wäre vermeidbar, haben wir es doch selbst in der Hand, wie wir mit unseren Lebensmitteln umgehen.
Es ist so, als würde man einen Teil seines Wocheneinkaufes direkt in den Abfalleimer verfrachten, anstatt ihn zu verarbeiten. Auf diese Idee käme erst einmal niemand, haben die Einkäufe doch Geld und ihre Besorgung viel Zeit gekostet. Vor allem haben sie aber viele Ressourcen und noch mehr Energie verbraucht, bevor sie in unserer Küche landen. Gemeint ist der Flächen- und Bodenverbrauch beim Anbau, bei der Bearbeitung und Düngung. Dabei entsteht sehr viel CO2. Ebenso beim Transport in die Supermärkte, bei der Weiterverarbeitung und Verpackung und nicht zuletzt in der eigenen Küche.
Die Welthungerhilfe dokumentierte unlängst, was wir wegwerfen. Gemüse wird in Deutschland am häufigsten entsorgt, gefolgt von bereits zubereitetem Essen und Backwaren. Als Hauptursache wurde der Überfluss enttarnt, an den wir uns seit langem gewöhnt haben und der zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. So werden Produkte nicht richtig gelagert, verschwinden in den Untiefen unserer Kühlschränke oder werden als Reste verschmäht, da man ja jederzeit alles frisch nachkaufen kann.
Mindestens haltbar bis – danach immer noch essbar
Das vom Gesetzgeber vorgeschriebene Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) trägt ebenfalls einen großen Anteil an dem Problem, suggeriert es doch, dass Produkte nach Überschreiten eines vom Hersteller vorzugebenden Termins nicht mehr genießbar seien. Ein verhängnisvoller Irrtum, wie sich im Folgenden zeigt.
Denn das MHD ist kein Wegwerfdatum. Es gibt lediglich den Zeitpunkt an, bis zu dem ein Lebensmittel unter entsprechenden Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigen-schaften wie Geschmack, Farbe und Konsistenz behält. Lebensmittel dürfen auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sogar weiter verkauft werden. Denn bei verschlossener Verpackung und richtiger Lagerung sind sie auch dann häufig noch bedenkenlos genießbar. Sollten doch einmal Zweifel entstehen, helfen uns unsere Sinnesorgane, allen voran die Nase. Achtung: Nicht zu verwechseln ist das MHD mit dem Verbrauchsdatum, das den letzten Tag angibt, an dem ein Lebensmittel verkauft und verzehrt werden darf. Das betrifft in erster Linie sensible Produkte wie rohes Hackfleisch oder frischen Fisch.
Es gibt viele Lebensmittel, die zwar ein MHD aufweisen, die aber gar keines benötigen, da die Produkte bei richtiger Lagerung so gut wie nie schlecht werden. Dazu zählen Nudeln aus Hartweizengrieß, weißer Reis, Grieß, Stärke, Haferflocken, Honig, Salz, Zucker, Essig, getrocknete Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen, Tee und vieles mehr. Ausführlichere Informationen dazu geben die Verbraucherzentralen und andere.
Mit Tipps gegen die Verschwendung
Es gibt viele Möglichkeiten, mit Nahrungsmitteln sorgfältiger und verantwortungsvoller umzugehen. Ein großes Vorbild sind die TAFELN, die heute vielfältige gesellschaftliche Aufgaben übernehmen, aber zu ihrer Anfangszeit gegründet wurden, um Lebensmittel zu retten. In einigen Bundesländern existieren bereits FOODSHARING Projekte. Hier tauschen Menschen kostenfrei Lebensmittel miteinander. Oder Sie nutzen die mobile App „Too Good To Go", mit der Essen bei Gastronomiebetrieben zu einem günstigeren Preis bestellt werden kann, das ansonsten weggeschmissen würde.
In der eigenen Küche hilft es vor allem, die Einkäufe im Voraus zu planen. Um nicht zu viel zu besorgen, lohnt ein Blick in den Vorrats- oder Kühlschrank und das Erstellen einer Einkaufsliste. XXL Packungen bleiben im Supermarkt, saisonale und regionale Einkäufe verbessern die eigene Ökobilanz.
Auch auf dem Weg nach Hause kann man schon vorsorgen: Bei Milchprodukten und bei Fleisch sollte die Kühlkette möglichst gar nicht oder nur ganz kurz unterbrochen werden. Dafür gibt es entsprechende Kühltaschen, die immer wiederverwendet werden können. Nach dem Einkauf kommt es, um unnötige Verluste zu vermeiden, auf das richtige Lagern an. Ob im Keller, im Kühlschrank oder bei Zimmertemperatur verraten zahlreiche Webseiten im Internet.
Obst und Gemüse mit kleinen Schäden oder leichten Druckstellen kann bedenkenlos verzehrt werde. Die unschönen Stellen sind ganz einfach vor dem Essen wegzuschneiden. Zuviel Brot kann sehr gut eingefroren werden. Das gilt auch – bis auf wenige Ausnahmen - für alle Reste schon gekochter Speisen. Nur Lebensmittel, die bereits Schimmel angesetzt haben, sollten der Gesundheit zuliebe wirklich im Abfalleimer landen.
* Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
6/2022
Burgenbaumeister im Anmarsch
Portrait eines sympathischen Zeitgenossens
Der Biber war seit dem 19. Jahrhundert in Hessen ausgerottet, bis er 1987/88 im hessischen Spessart wiederangesiedelt wurde. An Sinn und
Jossa setzte man 18 „Elbebiber“ aus. Die Ansiedelung glückte sofort. Der Main-Kinzig-Kreis war lange Zeit
das Hauptausbreitungsgebiet für Hessen und Bayern.
Die Auen sind der natürliche Lebensraum der sympathischen Nager. Wo Biber als Landschaftsge-stalter tätig sind, entstehen ganz neue Feuchtgebiete, die vielen seltenen und bedrohten Tieren und Pflanzen zugutekommen. Ihre Anzahl steigt beträchtlich. Das ist ein großer Gewinn für die Biodiversität!
Die Spuren der Biber in der Landschaft sind nicht zu übersehen. Aus Ästen und Zweigen bis zu einem Meter bauen sie Dämme, die sie mit Schlamm und Pflanzenteilen abdichten. Sie stauen kleine Bäche auf, bis ihr „Bibersee“ eine Wassertiefe von 80 cm erreicht. Erst später beginnt der Burgenbau. Der Eingang liegt unter Wasser, um bei Gefahr schnell abtauchen zu können. Da das Gewässer nicht bis zum Grund zufriert, erreichen Biber auch im Winter ihre Nahrungsvorräte. In der Zeit, in der die Natur nichts Frisches zu bieten hat, sind Biber auf Rinden angewiesen. So fällen sie vor allem in der kalten Jahreszeit Bäume - am Gewässer meist Weiden - um nicht zu verhungern.
Eine Biberburg ist ein gemütliches Zuhause für die ganze Familie, schützt vor Feinden und wird ständig ausgebessert. Damit es innen warm und trocken bleibt, verarbeiten die tierischen Bau-meister Schlamm vom Gewässergrund. Die Wohnkammer liegt über der Wasseroberfläche auf einem Haufen aus Stöcken, Ästen und Zweigen. Sie wird erst betreten, wenn das Fell auf einem Absatz getrocknet ist. Ordnung muss sein!
Typisch Biber
Sein wissenschaftlicher Name lautet Castor fiber, er ist der größte heimische Nager, ein Säugetier mit einer Körperlänge von 80 bis 130 cm, einem Gewicht von 20 bis 30 kg und kann bis zu 20 Jahre alt werden. Die Geschlechter unterscheiden sich äußerlich kaum. Das Fell des Bibers ist mit 25.000 Haaren/cm² besonders dicht. Der breite, abgeplattete Schwanz wird Kelle genannt, ist mit einer lederartigen Haut bedeckt und unbehaart. Die Vorderpfoten sind klein, die Hinterfüße, die als Paddel dienen, recht groß und mit Schwimmhäuten ausgestattet. Seine großen Schneide-zähne sind sehr scharf und Achtung, jetzt wird es interessant: dauerhaft nachwachsend!
Die Nahrung des Bibers ist ausschließlich vegetarisch. So verspeist er am liebsten frische Triebe, Knospen, Blätter, Gräser, Kräuter, Feldfrüchte (u.a. Mais) und im Winter notgedrungen auch Baumrinde. Sein bevorzugter Lebensraum sind fließende und stehende Gewässer sowie Ufer mit dichter Kraut- und Weichholzvegetation.
Zur Lebensweise lässt sich sagen, dass Biber keinen Winterschlaf halten, dämmerungs- und nachtaktiv sind, außerdem monogam und im Familienverband leben. Die Elterntiere leben immer mit den letzten beiden Jungtiergenerationen in einem Revier, das mit dem so genannten „Bibergeil“, einem körpereigenen Sekret, markiert wird.
Die Berufe des Bibers sind recht ausgefallen. Alle sind gleichzeitig Holzfäller und Wasserbau-ingenieure. So bauen sie Burgen und Dämme, stauen Gewässer auf und gestalten als einziges Tier aktiv ihre Umgebung, so wie sie ihnen gefällt.
Früher intensiv bejagt, um Pelze zu gewinnen oder um als Fastenspeise zu dienen, oder durch Flussbegradigungen und Entwässerung der Auen zurückgedrängt: Jahrhundertelang wurden Biber durch uns Menschen an den Rand der Ausrottung gebracht. Heute ist es der Verlust der Auen durch unseren Siedlungsdruck, durch immer mehr Neubau- und Gewerbegebiete „in Flussnähe“, der dem Biber zunehmend zu schaffen macht. Hinzu kommen die intensive Land-wirtschaft und eine „tödliche Zerschneidung der Reviere“ durch Straßen, die zu Verkehrsunfällen führt. Aber auch Tötungen, die illegale Zerstörung von Dämmen und Burgen oder das Ertrinken in Fischreusen sind wieder Thema.
Schutz eines Landschaftsgestalters
Zwar sind Biber nach der europäischen FFH-Richtlinie und dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Doch durch den Ausbau der Gewässer und eine intensive Landnutzung fehlt es oft an geeigneten Lebensräumen. Konflikte sind so vorprogrammiert. Daher ist der Schutz von Auen, Flüssen und Bächen besonders wichtig. Durch ihre Bautätigkeit schaffen Biber Kleingewässer, Totholz und Feuchtwiesen. So entstehen neue Biotope für Fische und Vögel, Libellen, Amphibien und Reptilien.
Da wo viel Geld und Energie für Renaturierungen und den Erhalt der Biodiversität aufgewendet werden müsste, hilft uns der Biber zum Nulltarif. Wir sollten ihm dafür dankbar sein, anstatt ihn weiterhin als Störenfried wahrzunehmen. Denn eins sollten wir uns immer vor Augen halten: Die Biber sind die Ureinwohner der Auen, nicht wir!
5/2022
Ozon – ein vergessenes Sommerproblem
Ozon (O3) ist ein natürlicher Bestandteil der Atmosphäre. Während das Ozon in Höhen von 10 bis 50 km zu schwinden drohte, kommt es während des Sommers lokal zu bedenklichen Konzen-trationen in Bodennähe. Wie ist das möglich?
Die Zerstörung der Ozonschicht wurde in den letzten Jahrzehnten unter dem Schlagwort Ozonloch bekannt. Seit 1980 beobachtete man alljährlich zu Beginn des arktischen Frühlings über dem Südpol innerhalb kürzester Zeit das Absinken der Ozongehaltes auf etwa die Hälfte der üblichen Werte. Verantwortlich für den menschengemachten Ozonschwund sind chemische Verbindungen wie FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe), die als Treibgase in Spraydosen, zum Aufschäumen von Kunststoffen, als Lösemittel oder als Kältemittel in Kühlgeräten und Klimaanlagen Verwendung fanden.
Die langlebigen FCKW „wandern“ in die schützende Luftschicht und zerstören dort Ozonmoleküle. Deren Konzentration sinkt und die Schichtdicke nimmt ab. Mit drastischen Folgen für das Leben auf der Erdoberfläche, denn die ultraviolette Strahlung nimmt zu. Zu starke UV-Strahlung aber schädigt Haut, Augen, das Erbgut und schwächt das Immunsystem. Der größte Strahlungsanstieg erfolgt im Frühjahr, also gerade dann, wenn Menschen und Pflanzen noch „sonnenungewohnt“ und besonders UV-empfindlich sind. In dieser Zeit ist auf einen besonderen Schutz zu achten. Wissenschaftlichen Prognosen zufolge wird sich die UV-Strahlung noch bis 2060 auf dem hohen Niveau halten, bis internationale Bemühungen zum Schutz der Ozonschicht endlich greifen.
Hoch oben zu wenig – ganz unten zu viel
Ozon ist - in sehr geringer Konzentration - ein natürlicher Bestandteil unserer Atemluft. Gefährlich wird es erst, wenn menschengemachtes Ozon dazu kommt. Hauptverursacher ist neben Kraftwerken der Straßenverkehr. Denn er liefert die für die Ozonbildung notwendigen Vorläufersubstanzen wie Stickoxide. Flüchtige Kohlenwasserstoffe aus Lösungsmitteln, Farben oder Lacken sind eine weitere, ernst zu nehmende Quellen.
Eine anhaltend sommerliche Schönwetterlage wie zurzeit befeuert die Ozonentstehung. Neben der Hitzebelastung kommt es zu weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen, denn Ozon ist ein aggressives Reizgas.
So leiden gerade an Sommertagen viele Menschen an Husten, Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen. Auch die Augen sind betroffen. Die Reizungen treten meist unabhängig davon auf, ob man sich körperlich betätigt oder nicht. Vielmehr bestimmt allein die Aufenthaltsdauer in ozonbelasteter Luft das Ausmaß der Beeinträchtigung bis hin zu einer verminderten Lungenfunktion oder entzündlichen Reaktionen der Atemwege.
Das sollte man wissen
Ozon hat einen ausgeprägten Tagesverlauf. Morgens sind die Werte am niedrigsten, die höchsten Konzentrationen herrschen am Nachmittag zwischen 14 und 17 Uhr. Abends und in der Nacht nehmen die Werte – zumindest in städtischen Gebieten - allmählich ab. In Reinluftgebieten wie auf dem Land ist die Nachtabsenkung weniger ausgeprägt. Auch wenn die Spitzenwerte der 1990er Jahre nicht mehr erreicht werden, ist ein Anstieg in den mittleren Konzentrationsbereichen festzustellen, die sowohl den EU-Zielwert als auch die Empfehlung der WHO überschreiten. Hinzu kommt der Klimawandel mit langen Hitzeperioden.
Das sollte man tun
Um die Vorläufersubstanzen von Ozon einzudämmen, empfiehlt es sich, das benzin- oder dieselbetriebene Auto stehen zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Auch die Bildung von Fahrgemeinschaften ist ein Beitrag. Kurze Wege sollten auf keinen Fall mit dem Auto zurückgelegt werden. Lieber mal mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sein. Außerdem sollten möglichst nur wasserlösliche Farben und Lacke zur Anwendung kommen.
Energie sparen ist das Gebot der Stunde
Jeder nicht verbrannte Liter Benzin, jeder nicht verbrannte Liter Heizöl, jeder nicht verbrannte Kubikmeter Gas vermindert die Emissionen. Aber das wissen Sie ja schon …
Wissenswert
Ozon (O3) ist eine sehr reaktionsfreudige, gasförmige Verbindung und ein starkes Oxidations-mittel. Im Gegensatz zum zweiatomigen Luftsauerstoff (O2) besteht es aus drei Sauerstoffatomen und hat die Tendenz, das „überzählige“ Sauerstoffatom schnell abzugeben.
Die Ozonschicht ist überlebenswichtig, denn sie hält den größten Teil der biologisch schädlichen UV-Strahlung der Sonne zurück und fungiert als Schutzschirm. Etwa 90 % des natürlichen Ozongehalts der Erdatmosphäre befinden sich in der Stratosphäre.
Intensive Sonneneinstrahlung ist der „Motor“ der Ozonbildung am Boden. Hohe Konzentrationen treten dann auf, wenn die Sonne bei ruhigen, austauscharmen Wetterlagen praktisch ungehindert auf die Erde strahlt. Hohe Ozonwerte treten nicht im Winter auf. Daher spricht man von „Sommersmog“.
4/2022
Auch Vögel und Insekten haben Durst
Der Sommer ist da und mit ihm wochenlange Hitzeperioden und Trockenheit. Während sich die einen auf ihren wohlverdienten Urlaub in weiter Ferne freuen, sorgen sich die anderen um die Natur und Umwelt in der Heimat.
Das Problem: Auch in den kommenden Wochen wird es nicht nennenswert regnen. Die Tem-peraturen steigen weiter, aber die Landschaft ist jetzt schon ausgetrocknet. Die Tierwelt ächzt unter ausgetrockneten Tümpeln, verlandeten Flutmulden und einem Wassermangel, der nicht nur uns Menschen zu schaffen macht.
Um die Hitze abzumildern, verfolgen Vögel recht unterschiedliche Strategien: Man kennt bei Amseln und Rabenvögeln das Kehlsackhecheln. Sie sitzen mit weit geöffnetem Schnabel da und atmen schnell ein und aus, um über die Lunge Wärme abzugeben. Wer sich in diesen Tagen schon einmal über die Beine eines Weißstorches gewundert hat, die jetzt wie weiß bemalt wirken, ist einer weiteren Strategie gegen die Hitze auf der Spur: Der Storch bespritzt seine Beine mit flüssigem Kot, um Wärme abführen zu können.
All das hilft aber nur, wenn die Tiere auch Zugang zu Schatten und sauberem Wasser haben. So genannte Schottergärten sind jetzt Todesfallen. Durch die Sonneneinstrahlung heizen sich Beton und Steine extrem auf. Manch ein begeisterter Schottergärtner wird seine Entscheidung in diesen Tagen schon bitter bereut haben, denn ein Aufenthalt im „pflegeleichten Areal“ rund ums Haus ist schier unmöglich und die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, um das Haus überhaupt bewohnbar zu machen. Das ist nicht nur schlecht für das eigene Portemonnaie und schlecht für die Öko-bilanz, sondern ganz schlecht für das Klima. Außerdem belastet die zusätzliche Hitzestrahlung Nachbargrundstücke und wirkt sich negativ das gesamte Mikroklima in der Straße aus.
Bäume, Sträucher und Hecken kühlen ihre Umgebung dagegen um etwa 2 bis 3 Grad ab und bieten Mensch und Tier Schattenplätze, die jetzt vermehrt auch von Vögeln aufgesucht werden. Das hilft alles aber nichts, wenn nicht auch sauberes Wasser zur Verfügung steht. An dieser Stelle können wir eingreifen und mit Vogeltränken oder Flachwasserbereichen im Gartenteich Abhilfe schaffen. Letztere eignen sich zudem hervorragend für ein kühlendes Vogelbad.
Vogeltränken sollten regelmäßig gereinigt werden, um Keimanreicherungen zu vermeiden, die die Vogelschar krank machen könnte. Dabei ist auf chemische Desinfektionsmittel zu verzichten. Eine Bürste und sauberes Wasser reichen völlig. Wenn die flache Tränke nun noch an einem „katzensicheren“ Ort platziert oder aufgehängt wird, hat man in diesen Tagen schon viel getan.
Auch auf Friedhöfen und in öffentlichen Parkanlagen sind jetzt vermehrt Vogeltränken aufgestellt. Oft fehlt den Kommunen aber das Personal, um die Tränken regelmäßig mit Wasser zu versorgen. Hier sind wir wieder gefragt: Einfach mal nachschauen, wenn nötig säubern und wieder auffüllen. So einfach kann Naturschutz sein.
Insektentränke selbstgemacht
Für Käfer, Hummeln, Wespen und Bienen eignen sich Blumentopfuntersetzer oder ausrangierte Teller, die, mit Steinen und Moosen als kleine „Sitzwarten“ ausgestattet, sehr schnell von der Insektenwelt angenommen werden. Dass das „kinderleicht“ leicht ist, stellte vor kurzem die Naturschutzjugend der GNA unter Beweis. Nun zieren etliche Insektentränken den Natur- und Lehrgarten im Alten Pfarrgehöft und auch den ein oder anderen elterlichen Balkon in Rodenbach.
3/2022
Was ist ein Baum?
Ein Baum ist ein sehr großes Holzgewächs mit einem ausgeprägten einzelnen Stamm, mit einem weit verzweigten Astwerk, einer dicht belaubten Krone und starken Wurzeln. Man unterscheidet Nadelbäume und Laubbäume. Nadelblätter verbleiben mehrjährig am Baum während Laubblätter am Ende einer Vegetationsperiode abgeworfen werden.
Diese nüchterne Betrachtung wird den eindrucksvollen Geschöpfen nicht wirklich gerecht. Man könnte einen Baum auch so beschreiben: Ein Baum ist ein lebendes Wesen, durch und durch eine Persönlichkeit – von seinen Wurzeln bis zum Wipfel – geprägt durch seine Umwelt, seine Erfahrungen und seine individuelle Geschichte. Bäume überraschen uns durch eine Vielzahl besonderer Merkmale und außergewöhnlicher Eigenschaften, wie zum Beispiel durch ihre Größe und Langlebigkeit.
So hören Bäume niemals auf zu wachsen. Jedes Jahr verlängert sich der Stamm und die Äste wachsen mit dem Austreiben neuer Endknospen. Außerdem nehmen sie stetig an Umfang zu. Manche Baumarten sind über 100 Meter hoch und können mehrere 100 Jahre, an bestimmten Standorten sogar mehrere 1000 Jahre alt werden.
Durch unterschiedliche Erscheinungsbilder während der Jahreszeiten führen uns die Bäume in unseren Breiten den Ablauf des Lebens vor Augen. Sie sind es, die uns zu allen Zeiten unser irdisches Werden, unser Dasein und unser Vergehen erkennen lassen. In früheren Zeiten glaubte man sogar, dass große Solitärbäume von Göttern bewohnt werden und verehrte sie.
Es ist noch gar nicht lange her, da waren Bäume die ständigen Begleiter im Leben eines Men-schen. Zur Hochzeit pflanzte man einen Baum, ebenso zur Geburt eines Kindes. Hausbäume zierten fast jedes Anwesen. In vielen Gärten gab es Obstbäume, die als wichtige Obstlieferanten geschätzt wurden. Wir kennen den Maibaum, den Kirmesbaum und auch den Weihnachtsbaum. Und auch heute noch zeigt ein Bäumchen bei jedem Richtfest die Fertigstellung des Dachstuhls an.
Trotz all der Wertschätzung werden Bäume in Gärten und im öffentlichen Raum zunehmend als Ärgernis wahrgenommen. Gründe sind der Schattenwurf und herabfallendes Laub. Aussagen wie „Sie sind zu groß.“ oder „Sie machen Dreck.“ sind zu hören. Die Folge ist: „Sie müssen weg.“.
Dabei wird oft nicht bedacht, dass Bäume das Mikroklima günstig beeinflussen, das Wasser im Boden speichern und vor der Sonne schützen. Außerdem stehen sie als Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen unter Schutz.
Nicht umsonst haben viele Kommunen Baumschutzverordnungen erlassen, die es verbieten, Bäume und Sträucher ab einer bestimmten Größe oder einem bestimmten Alter zurückzu-schneiden oder zu fällen. In der Regel gilt dies ab einem Stammumfang von 80 cm, gemessen in einem Meter Höhe. Ausnahmegenehmigungen werden nur sehr selten und bei kranken Gehölzen, die umzufallen drohen, erteilt.
Bevor man also zur Axt oder Kettensäge greift, sollte man sich nicht nur - um sich nicht strafbar zu machen – bei der Kommune nach der aktuellen Rechtslage erkundigen, sondern vor allem darüber nachdenken, ob das Entfernen des Baumes wirklich nötig ist. Anstatt einen Baum ganz zu fällen, reicht es in manchen Fällen schon aus, einen professionellen Landschaftsgärtner oder Baumpfleger zu engagieren, der kranke oder morsche Äste entfernt und die Krone fachgerecht auslichtet. Dadurch wirft der Baum nicht mehr so viel Schatten und wird wieder standfester.
2/2022
Steine blühen nicht
Die neue Lust am Gärtnern ist da. Schrebergärten erleben einen Ansturm wie noch nie, Zeitschriften über die Idylle des Landlebens boomen und zahllose Gartenbücher erscheinen jedes Jahr rechtzeitig zum Saisonbeginn in den Auslagen der Buchläden. Eine mögliche Erklärung: Das „Buddeln“ in der Erde, der Anbau von eigenem Obst und Gemüse befriedigt ein Urbedürfnis vieler vor allem in Städten lebender Menschen. Und auch das Gefühl, der Natur etwas zurückgeben und selbst etwas für den Erhalt der Biodiversität tun zu können, scheint ein Motiv zu sein.
Aber Gärtnern ist nicht gleich Gärtnern. Nahezu zeitgleich erreichen Dokutainment-Formate wie „Duell der Gartenprofis“, in dem zwei Gartenbauunternehmer Ideen für vermeintliche Traum-gärten entwickeln und um einen Auftrag kämpfen, ungeahnte Einschaltquoten. Nur: Die dort vorgestellten Konzepte für den lang ersehnten Traumgarten haben mit Natürlichkeit nichts zu tun und folgen einem immer gleichen Schema: Überdimensionierte Terrassen verlagern Wohnzimmer nach draußen, wertvoller Erdboden wird durch Trittplatten, Wege und Grillplatz versiegelt und sogar alte Obstbäume müssen nichtheimischen Gehölzen weichen.
Modern und pflegeleicht soll es sein. Unzählige Tonnen von Natursteinen, deren Herkünfte wegen der damit einhergehenden Landschaftszerstörung hinterfragt gehören, finden ihren Weg als „Rasenmähkante“ oder Hochbeet-Umrandungen in noch so kleine Außenbereiche. Dass bei so viel Einsatz insektenfreundliche Brachen und letzte Wildnisecken in den ansonsten sterilen Neubaugebieten für immer vernichtet werden, scheint weder die Protagonisten noch den Fern-sehsender zu stören. Rindenmulch, Vliese und Folien zur Rückdrängung von so genannten „Unkräutern“, die es für einen Botaniker gar nicht gibt, dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Zum krönenden Abschluss umrandet der immergrüne Kirschlorbeer einen sattgrünen Rollrasen, um wenigstens einen Anstrich von „Grün“ in die neue Außenanlage zu zaubern. Dabei müssten
es die gelernten Landschaftsgärtner doch eigentlich besser wissen. Und ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender mit Bildungsauftrag in Zeiten von Klimawandel und Artenschwund sich seiner besonderen Verantwortung bewusster sein.
Während viele immer noch mit Giftspritze und Unkrautvernichter in ihren Einheitsgärten mit Thujahecke und Schotterflächen gegen jedes noch so kleine Pflänzchen vorgehen, hat aber zum großen Glück schon längst ein Umdenken eingesetzt. Man kann beinahe von einer Gegen-bewegung sprechen, denn: Das „natürliche Gärtnern“ wird wieder groß geschrieben. Der Garten wird – endlich - als „ein kleines Stück Umwelt“ betrachtet, als Ökosystem und Lebens-raum, in dem es gilt, die biologische Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Bedenkt man, dass in Deutsch-land etwa 17 Millionen Gärten mit einer Gesamtfläche von 6.000 Quadratkilometern existieren – das ist das Fünffache der als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Flächen (ca. 1.240 Quadrat-kilometer) – wird klar, wie wichtig natur- und umweltverträgliches Gärtnern wirklich ist.
Tauschbörsen für heimische Wildsamen und Stauden florieren und bieten Naturgärtnern
und denen, die es werden wollen, eine willkommene Gelegenheit, gemeinsam Aspekte des biolo-gischen Gärtners zu beleuchten, denn wassersparendes Gießen, richtiges Düngen oder auch das erfolgreiche
Kompostieren von Garten- und Küchenabfällen wollen gelernt sein.
Die Natur für sich nutzen, ohne sie zu zerstören. Im Garten leben, sich erholen, ein Garten für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Aber auch ein Garten für Tiere wie Igel und Maulwurf, Vögel, Käfer und Insekten. Der natürliche Garten ist ein gangbarer und unverzichtbarer Weg, im Gleichgewicht mit der Umwelt zu leben und kommenden Generationen ein Stück Natur zu schenken. Packen wir es an!
01/2022
Kein Torf in den Topf - Moore und Klima schützen
Die UN-Klimakonferenz in Glasgow ist beendet. Was bleibt, ist Rätselraten über die Wirksamkeit der beschlossenen Maßnahmen. Eins aber ist sicher: Klimaschutz fängt im Kleinem an. Jede(r) Einzelne kann und sollte darüber nachdenken. Denn selbst die Wahl der Blumenerde, die für Balkonpflanzen oder die Gartengestaltung verwendet wird, ist relevant für unser Klima. Wie das?
Wer einmal mit offenen Augen durch einen Baumarkt oder ein Gartencenter geht, wird schnell feststellen, dass die meisten Angebote, die als Blumenerde deklariert sind, hauptsächlich Torf enthalten. Doch was ist Torf eigentlich? Und was bringt Torf meinen Pflanzen? Für die meisten Blumenliebhaber ist die Antwort wahrscheinlich überraschend. Torf ist der Stoff, aus dem unsere Moore bestehen. Und den Pflanzen bringt er erst einmal NICHTS!
Moore sind weltweit bedroht, inzwischen sehr seltene Ökosysteme und als Lebensräume für ganz besondere Tier- und Pflanzenarten von immenser Bedeutung. Damit nicht genug: Moore sind außerordentlich klimarelevant, denn sie speichern das Treibhausgas Kohlendioxid.
Die Nutzung der vor etwa 12.000 Jahren natürlich entstandenen Moore begann schon ganz früh. Moorstandorte wurden zur land- und forstwirtschaftlichen Zwecken systematisch durch Gräben entwässert und genutzt, Torf wurde abgebaut, getrocknet und als Brenn- und Heizstoff verwendet. Obwohl bekannt ist, dass die Folgen dieser Eingriffe unumkehrbar sind, geschehen sie heute noch überall und zu jeder Zeit auf unserem Planeten. Zurück bleiben ein gestörter Wasserhaushalt, Bodenerosion und der Verlust einer ursprünglichen und einzigartigen Moorvegetation.
Dazu zählt in erster Linie das Torfmoos, das entscheidend für die Entstehung von Mooren ist. Denn die kleinen wurzellosen Pflänzchen können unbegrenzt wachsen. Die Basis unter Wasser stirbt dagegen aufgrund des Luftabschlusses ab. Aus den sich unvollständig zersetzenden Pflanzenresten entsteht der allseits beliebte Torf.
So weit so gut. Aber wussten Sie, dass dieser Prozess extrem langsam abläuft? Dass Torf durchschnittlich nur 1 Millimeter pro Jahr wächst? Aber dabei dauerhaft Treibhausgase bindet?
Dass Torf wider besseres Wissens immer noch sehr gerne im Garten und auf dem Balkon eingesetzt wird, hat zugegebenermaßen gleich mehrere gute, teils verführerische Gründe: Torf ist leicht und einfach zu transportieren. Torf speichert viel Wasser, ohne dass Pflanzenwurzeln an Sauerstoffmangel leiden. Torf hat einen niedrigen pH-Wert und kann mit Hilfe von Kalk an unterschiedlichste Pflanzenbedürfnisse angepasst werden. Und zu guter Letzt: Torf ist nährstoffarm, weshalb ihm Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphate zugesetzt werden können, aber auch müssen, denn ohne Nährstoff kein Pflanzenwachstum.
Doch das begehrte Gut wird knapp. Die globalen Vorräte können nur noch wenige Jahrzehnte unseren Bedarf decken. Hinzu kommt, dass der Torfabbau große Mengen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre freisetzt. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die heute schon unter dem Klimawandel leidenden Moorgebiete in Rußland, Skandinavien und im Baltikum seit geraumer Zeit „unlöschbar“ brennen und die Freisetzung von CO2 damit zusätzlich vorantreiben.
Moorschutz ist Klimaschutz. Nach industriell betriebener Abtorfung, großflächiger Entwäs-serung, Umnutzung für Landwirtschaft und Siedlung, Belastung durch Großvorhaben wie Autobahn- und Flughafenausbau u.v.m. sind in Deutschland nur noch 1 Prozent der Moore unbeeinflusst. Dass das nicht nur für das Klima schlecht ist, versteht sich von selbst. Durch die Entwässerung der Feuchtgebiete kommt es zu Artenverarmung und Biodiversitätsverlusten. Moosbeere, Wollgras und Sonnentau verschwinden, viele ans Moor angepasste Schmetterlings-arten sind akut gefährdet, Libellen und Fledermäuse sind ebenso betroffen wie Kreuzotter und Moorfrosch. Die Renaturierung und Wiedervernässung degradierter Moore könnte somit nicht nur einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zum Artenschutz leisten.
Aber auch im heimischen Umfeld ist der vollständige Verzicht oder zumindest eine starke Reduzierung des Torfeinsatzes aus vielerlei Gründen sinnvoll. Somit gilt ab sofort: Kein Torf in den Topf. Im Internet finden sich viele Beispiele klimafreundlicher Alternativen wie beispielsweise der eigene Kompost.
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