Brüssel, Radolfzell. In einer Reihe von Resolutionen des EU-Parlaments zu Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro,
Nordmazedonien und Serbien fordern die Abgeordneten dringende Maßnahmen zur Umsetzung und Durchführung wichtiger EU-Naturschutzvorschriften. EuroNatur begrüßt diese Schwerpunktsetzung des Parlaments
– es spiegelt die Besorgnis über die schwache Umweltbilanz der Region wider, die Naturschützer seit langem immer wieder betonen. In einem Überblick über die Parlamentsbeschlüsse beleuchtet
EuroNatur die Defizite aller sechs Westbalkanstaaten beim Schutz der reichen Biodiversität in diesen Ländern.
Viktor Berishaj, Senior Policy Officer bei EuroNatur: "Das Europäische Parlament hat deutlich gemacht, dass die Erfüllung der EU-Standards im Umweltbereich nicht nur eine Ankreuzübung ist, sondern
eine Grundvoraussetzung für den EU-Beitritt. Die Regierungen in den westlichen Balkanstaaten müssen die Umsetzung der Umweltgesetze drastisch verbessern. Ein Land, das seine Flüsse, Wälder und
Tierwelt nicht schützt, kann nicht glaubhaft versichern, dass es für den EU-Beitritt bereit ist."
Die Beschlüsse des Parlaments verdeutlichen für den gesamten westlichen Balkan Umweltde-fizite und die Notwendigkeit umfassender Verbesserungen. So äußerte das Europäische Par-lament zum Beispiel
ernste Bedenken über die jüngsten Änderungen des Gesetzes zu Schutz-gebieten in Albanien, die Infrastrukturprojekte und Fünf-Sterne-Tourismus in geschützten Gebieten ermöglichen würden. Die
Resolution unterstreicht auch die Besorgnis des Parlaments über den Bau des Flughafens Vlora im Vjosa-Narta-Schutzgebiet, der gegen nationale und internationale Normen zur biologischen Vielfalt
verstößt.
Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur: "Wir unterstützen nachdrücklich die klare Botschaft des Europäischen Parlaments an Albanien. Die Regierung in Tirana muss zeigen, dass sie es mit
der EU-Mitgliedschaft ernst meint, indem sie Projekte stoppt, die gegen Naturschutzrecht verstoßen, und indem sie die jüngsten Gesetzesänderungen zurücknimmt, die den Status von Schutzgebieten
schwächen. Die EU sollte feste Maßstäbe setzen: Beitritt ist nur möglich mit echten Fortschritten beim Naturschutz."
EuroNatur fordert die Staats- und Regierungschefs der Westbalkanstaaten und die EU-Institutionen auf, den Empfehlungen aus den Resolutionen zu folgen. Während die Beitrittsverhandlungen
voranschreiten, müssen ökologische Fortschritte in den Mittelpunkt der Reformen rücken. Ob es darum geht, zerstörerische Flughafen- und Wasserkraftprojekte zu stoppen, Nationalparks
besser zu schützen oder die Zivilgesellschaft an der Entscheidungs-findung zu beteiligen - die in den nächsten Monaten unternommenen Schritte werden das Engagement dieser Länder für Europas
Natur unter Beweis stellen müssen . „Wenn die westlichen Balkanländer wirklich der EU beitreten wollen, müssen sie das zeigen, indem sie die Natur schützen und die Rechtsstaatlichkeit in
Umweltangelegenheiten aufrechterhalten, und zwar ab heute“, erklärt Berishaj. „Die Europäische Union darf und wird nicht weniger akzeptieren.“
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