16. Oktober 2024
Deutschland muss „Schwamm-Land" werden
WWF zum „State of Water“-Bericht: EU-Mitgliedsländern verschleppen Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
Berlin/Brüssel: Laut dem aktuellen Umweltbericht „State of Water“ der Europäischen Umweltagentur sind EU-weit nur 37% aller Oberflächengewässer in gutem ökologischen Zustand und nur 29% der
Oberflächengewässer sind in gutem chemischen Zustand. Aber auch das Grundwasser ist belastet: Nur 77% der europäischen Grundwasservorkommen sind in gutem chemischen Zustand. Hierzu erklärt Dr. Ruben
van Treeck, Gewässerexperte des WWF Deutschland:
„Diese Zustände sind völlig inakzeptabel. Was wir hier sehen, ist das katastrophale Resultat jahrzehntelanger, falscher Prioritätensetzung. Gewässerschutz war viel zu lange ein „nice to have“, was
man noch nebenbei abwickeln konnte, wenn Geld und Zeit übrig waren.
Deutschland muss ein „Schwamm-Land” werden. Der Report zeigt, wie dringlich eine mutigere und schnellere Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ist. Zudem benötigen wir naturbasierte Lösungen, wie etwa
Schwammstädte und –landschaften. So können wir uns besser gegen Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Dürren wappnen. Konkret brauchte es dafür großflächige Deichrückverlegungen, Rückbau von
obsoleten Wehren, Auenrenaturierungen und die Wiedervernässung von Mooren und Kleingewässern.
Eigentlich müsste der aktuelle Report wesentlich positiver ausfallen, denn die Wasserrahmen-richtlinie ist seit über zwei Jahrzehnten EU-weit in Kraft. Ihre Ziele bleiben jedoch weitgehend
unerreicht. Die nationalen Regierungen haben die die Umsetzung jahrelang verschleppt. Und statt einem Sprint zur Ziellinie im Jahr 2027 gibt es derzeit sogar starke Rufe nach einer Aufweichung
der Richtlinienstandards, um die Umsetzung naturschutz-unverträglicher Projekte zu erleichtern und das hohe Ambitionsniveau zu reduzieren. Schneckentempo statt Sprint – das ist angesichts der
kritischen Wassersituation in Europa, der kollabierenden Süßwasserbiodiversität und den zu erwartenden Auswirkungen der Klimakrise das Gegenteil von dem, was wir brauchen."
Quelle: WWF
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