11. Dezember 2024
Berner Konvention fordert erneut, den Flughafen Vlora in Albanien zu stoppen
++ Geplanter Vlora-Flughafen gefährdet Artenvielfalt in der Narta-Lagune und im Vjosa-Delta ++ Vjosa-Ökosystem trotz Nationalpark-Status in Gefahr ++Ausschuss äußert tiefe Besorgnis über neues Gesetz über Schutzgebiete ++
Straßburg, Tirana, Radolfzell. Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat die Regierung in Tirana erneut aufgefordert, den Bau des internationalen Vlora-Flughafens im Schutzgebiet Vjosa-Narta zu stoppen, da dieser gegen internationale Abkommen verstößt. Während ihrer jährlichen Sitzung in Straßburg in der vergangenen Woche äußerten der Ständige Ausschuss der Konvention seine tiefe Besorgnis über die Fortsetzung der Bauarbeiten und forderte die albani-schen Behörden auf, mit der lokalen Bevölkerung und allen relevanten Akteuren zusammen-zuarbeiten. Der Ständige Ausschuss „bedauere zutiefst, dass der Bau des Flughafens trotz der wiederholten Aufforderung, den Bau auszusetzen, bis ein neues und ausreichendes Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und eine ordnungsgemäße Bewertung der Umweltaus-wirkungen durchgeführt worden ist, fortgesetzt wurde“.
EuroNatur und ihre albanischen Partnerorganisationen PPNEA und EcoAlbania begrüßten die klare Stellungnahme des Ständigen Ausschusses, der vor allem das neue albanische Gesetz über Schutzgebiete deutlich kritisierte. Ab sofort sind große Infrastrukturprojekte in Schutzgebieten in Albanien nicht mehr verboten und unterliegen nicht mehr der Überprüfung durch die Schutzge-bietsbehörde. Mit diesem Gesetzesbeschluss vom Februar 2024 sind Megaprojekten wie Flug-häfen oder Luxushotels auch in ökologisch besonders wertvollen Gebieten Tür und Tor geöffnet – ein Beispiel ist das umstrittene Wasserableitungsprojekt an der Shushica, einem Nebenfluss der Vjosa und Teil des Vjosa Wildfluss Nationalparks.
„Die Verabschiedung des neuen Gesetzes über Schutzgebiete ist ein gefährlicher und systemi-scher Präzedenzfall, der zerstörerische Projekte in den Schutzgebieten legitimieren könnte, was in Zukunft zu einer irreversiblen ökologischen Zersetzung eines jeden dieser Gebiete führen könnte. Wir teilen in dieser Hinsicht die gleichen Bedenken wie die Berner Konvention, da wir nach wie vor darauf bestehen, dass das Gesetz überdacht und aufgehoben werden muss“, sagt Olsi Nika, Geschäftsführer von EcoAlbania.
„Es ist traurig zu sehen, dass die Baustelle des internationalen Flughafens Vlora zu einer Zerstörungsstätte für Vjosa-Narta wird. Der Flughafen allein wird schon zerstörerisch genug sein, aber was damit einhergeht, ist noch schlimmer. Die Regierung schafft einen gefährlichen Präzedenzfall: dass die Transport- und Tourismusinfrastruktur über geschützte Gebiete gestellt wird. Die Erklärung der Berner Konvention sollte als Hilfe für die albanischen Behörden betrachtet werden, die nun die Chance haben, einen Schritt zurückzutreten und nationale Gesetze und internationale Abkommen zu respektieren“, betont Zydion Vorpsi (PPNEA).
„Die albanische Regierung hat sich erneut über die Berner Konvention hinweggesetzt, obwohl sie Vertragspartei der Konvention ist. Wir
haben eine einfache Bitte: Die albanische Regierung und die zuständigen Behörden sollen sich an die Rechtsstaatlichkeit halten und aufhören, den Rechtsrahmen zu verbiegen, wie sie es mit den
Änderungen des Gesetzes über Schutzgebiete getan haben – Änderungen, die dem eigentlichen Zweck des Gesetzes, dem Schutz der Natur, zuwiderlaufen“, erklärt Viktor Berishaj, Senior Policy Officer bei
EuroNatur.
Hintergrundinformationen:
Quelle: EuroNatur
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