10. Januar 2024 | Natur/Zentren
NABU: Hüterin von 430 Tieren
Ulrike Meierfrankenfeld ist die neue Leitung des NABU-Schäferhofs in Lemförde
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Lemförde – Gerade erst angekommen und direkt wieder Fluchtrouten für sich selbst und die eigenen Schafe zu planen: So sah die Ankunft von Ulrike Meierfrankenfeld auf dem NABU-Schäferhof aus. Seit dem 1. Januar hat sie diesen als neue Schäferin übernommen. Das Hochwasser zum Jahreswechsel bescherte dem Hof in Lemförde eine Insellage und es war nicht klar, ob der Pegel der Hunte weiter steigen würde. Meierfrankenfeld, die bereits seit Anfang Dezember mit dem Umzug ihrer 430 Schafe und mehreren Hunden in ihr neues Domizil beschäftigt ist, berichtet: „Die Kisten waren noch nicht ausgepackt, aber ich probte schon den Ernstfall und überlegte mir Fluchtrouten, auf denen ich meine Tiere in Sicherheit hätte bringen können. Bisher ist der Ernstfall zum Glück noch nicht eingetreten.“
„Der Start war anders als gedacht, aber als Schäferin bringt mich so schnell nix aus der Ruhe“, sagt Ulrike Meierfrankenfeld umringt von ihren Schützlingen. „Die Schäferei ist mein absoluter Traumberuf. Ich bin überglücklich, den NABU-Schäferhof mit meiner Familie und meinen Tieren beziehen zu können.“ Zukünftig werden ihre Tiere Weideflächen im Schwegermoor, am Huntedeich sowie auf der hofeigenen Fläche im Ochsenmoor beweiden. Das sind insgesamt 68 Hektar, weitere Flächenübernahmen sind für die Zukunft geplant. Die Schäferin, die das Handwerk von ihrem Großvater gelernt hat, musste auf Wunsch ihres Vaters Bürokauffrau werden, was sie dann auch wurde. Aber irgendwann hat sie sich ihren Traum von einem Beruf erfüllt. Zukünftig wird sie den Schäferhof mit ihren 430 Herdentieren, unter anderem 50 Ziegen, und ihren Hüte- und Herdenschutzhunden bewirtschaften.
Ulrike Meierfrankenfeld ist in das Herdenschutzprojekt des NABU Niedersachsen eingebunden und kann so am NABU-Schäferhof zeigen, wie extensive Weidewirtschaft in Koexistenz mit freilebenden Wölfen in einer Wolfsregion auch in der heutigen Zeit erfolgreich sein kann. Sie hat einen Teil der Diepholzer Moorschnucken vom vorherigen Schäfereibetrieb der Familie Seel übernommen. Die Rasse ist in der Region dort seit Jahrhunderten heimisch und in einzigartiger Weise an den Naturraum angepasst. Die Moore sind nährstoffarm, die Gräser bitter. Die meisten Schafrassen könnten davon nicht leben. Die Mutterschaf-Herde der Familie Seel war die letzte reinrassige Diepholzer Moorschnucken-Herde, die es noch gab. Die Seels haben die Tiere verkauft, nachdem sie den Hof aufgegeben haben.
Der NABU Niedersachsen hat den Schäferhof Anfang 2023 vom Verein Naturraum Dümmer-niederung übernommen. Die damalige Pächterfamilie Seel hat den Betrieb des NABU-Schäferhofes im Herbst 2023 aus privaten Gründen aufgegeben. „Wir sind froh, mit Ulrike Meierfrankenfeld eine erfahrene und engagierte neue Pächterin gefunden zu haben. Und es freut uns umso mehr, dass sie reinrassige Diepholzer Moorschnucken übernommen und auf den Schäferhof zurückgebracht hat“, sagt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Die Beweidung der Moorflächen ist von entscheidender Bedeutung für die lokalen Ökosysteme und den Artenschutz“, ergänzt er. Durch den Verbiss der Pflanzen hält die Schnucken-Herde die weite Moorlandschaft offen. So wird dem Moor weniger Wasser entzogen und Moorflächen bleiben erhalten, die als CO2-Senke einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Neben dem Schutz der Moore ist der NABU-Schäferhof auch touristisch bedeutsam für die Region. Das Café, nach dem Weggang der Familie Seel geschlossen, soll wieder eröffnet werden, ein Hofladen ist geplant. Beides sind attraktive Ausflugsziele für Menschen auf Wander- oder Fahrradtouren. Das „Kommunikationszentrum“ steht als Vernetzungspunkt regionalen Akteuren zur Verfügung. Hier können auch Räume für Tagungen gebucht werden; eine erste Hochzeit hat dort bereits stattgefunden. Darüber hinaus gibt es vom NABU Dümmer und dem Naturschutzring Dümmer Veranstaltungen wie z. B. Umweltbildungsangebote.
Durch die aktuelle Hochwasserlage steht der Keller des Wohnhauses unter Wasser, weshalb die Pumpen der Feuerwehr Tag und Nacht laufen. Sobald die Wassermassen abgeflossen sind, wird der NABU umgehend mit der Abdichtung des Kellers und der turnusgemäßen Sanierung der Reetdächer beginnen, um den Schäferhof als kostbares Leuchtturmprojekt für Mensch und Natur zu erhalten.
Weitere Informationen zum NABU-Schäferhof: www.NABU-niedersachsen.de/schaeferhof
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Quelle: NABU Niedersachsen
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