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22. November 2023

 

Vom Bauunternehmer zum Naturschützer und Wurstverkäufer

 

Wesendorf. Es ist so ein typischer Herbsttag, Nieselregen, grau in grau – genau das richtige Wetter, um auf dem Sofa zu liegen. Für Diethelm Lilje ist das kaum vorstellbar. Der 55-jährige gelernte Steinsetzer, ehemalige Bauunternehmer und heutige Tierhalter von unter anderem 30 Galloway-Mutterkühen und ihren Kälbern ist wie jeden Tag im Jahr auf der DBU-Naturerbefläche Wesendorf im Landkreis Gifhorn im Einsatz.

 

Tiere versorgen, Zäune kontrollieren – Alltag des Biobauers

„Mein Kompagnon Ekkehard Schulz und ich schauen täglich nach den Tieren, prüfen, ob der Wasseranschluss funktioniert, kontrollieren und reparieren den kilometerlangen Zaun“, erläutert Lilje. Damit aber nicht genug: Diethelm Lilje betreibt zusammen mit seiner Frau einen Imbiss-wagen, einen Marktstand und kümmert sich um die regionale Vermarktung des hochwertigen Galloway-Fleisches. Bis zur Corona-Krise 2019 hatte er auch einen Burgerladen, nutzte dann aber die Auszeit, um sich am Hof einen eigenen Verarbeitungsraum umzubauen, um Würstchen, Grillfleisch und Wurst selbst herzustellen. Er nahm Kontakt mit Feinkostläden auf und beliefert sie seitdem wie auch das Museumsdorf Hösseringen in Suderburg mit seinen Produkten. Dabei legt er Wert darauf, das hochwertige Fleisch vollständig zu vermarkten. Was in den Läden nicht direkt verkauft wird, nimmt er vakuumiert zurück, um es innerhalb der Haltbarkeit an seinen Verkaufsständen anzubieten. So werde kaum etwas entsorgt. „In erster Linie bin ich aber Bio-Bauer, spätberufen, aus Überzeugung“, betont Lilje und ergänzt: „Am schönsten ist es für mich, bei den Tieren draußen zu sein und Heu zu machen.“ Und seine Kühe und Bullen sind vor allem als Landschaftspfleger ganzjährig auf der Weide unterwegs, genauer gesagt auf der DBU-Naturerbefläche Wesendorf, einer Fläche von der Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe.

 

Galloways dienen als Landschaftspfleger und halten seltenen Magerrasen offen

25 Minuten ist er auch heute von seinem Hof in Wittingen zu dem ehemals militärisch genutzten Areal rund um die Hammerstein-Kaserne gefahren. Schulz und er wollen ein paar Zaunpfosten austauschen. Lilje hat seine braune Lederjacke über den Blaumann gezogen. Ansonsten scheint ihm das feucht-kalte Wetter nicht viel auszumachen. Er deutet auf Schulz und seinen alten Trecker und erzählt von seinen Kremserfahrten. Im Sommer hängt Lilje einen Planwagen an den Schlepper und führt Interessierte über die DBU-Naturerbefläche Wesendorf. Dann fährt er durch ein großes Tor, entlang der Magerrasen zu seiner Herde. Die rund 40 Hektar große Weide ist nie intensiv landwirtschaftlich genutzt worden. Der Boden ist besonders nährstoffarm, weil er nicht gedüngt wurde. In Deutschland sind solche Flächen mit ihrem typischen Arteninventar selten und daher für den Schutz der biologischen Vielfalt wichtig. Damit sich der Magerrasen nicht irgendwann bewaldet, braucht es die tierischen Landschaftspfleger. Sie halten den Lebensraum offen und bieten pflanzlichen Hungerkünstlern wie Heidenelke und Sandglöckchen sowie auch Schmetterlingen wie dem seltenen Habichtskrautspinner eine Heimat. Vom Trecker aus braucht Lillje seine Herde nur zu rufen. Die schwarzen und hellbeigen wolligen Galloways kommen ihm sogleich in gemächlichem Tempo entgegen. „Willkommen in Jurrasic Park“, ruft Lilje dann gerne seinen Gästen zu und erzählt von der Besonderheit dieser Rinderrasse.

 

Alte Rasse aus Schottland war vom Aussterben bedroht

Vor der Industrialisierung waren Galloways vor allem in Schottland sehr verbreitet. Es war die Zeit der großen Viehtrecks. Sogenannte Drover trieben die Tiere zum Schlachten von ihren abgele-genen Weiden viele Kilometer nach London oder in andere Großstädte. „Es gab zu dem Zeitpunkt ja noch keine Kühlhäuser“, erläutert Lilje. Die Galloways kamen mit den teils schlechten Futter-bedingungen am Wegesrand im Vergleich zu anderen Rassen bestens aus, schafften es sogar, noch zuzunehmen. „Sie sind sehr genügsam und fressen auch Brennnesseln, Blätter oder Binsen, die andere Rinder nicht anrühren“, so Lilje. Nach der Industrialisierung, als das Schlach-ten vor Ort einfacher wurde, waren sie vom Aussterben bedroht. „Die Bestände haben sich heute aber wieder stabilisiert. Und das Fleisch der Galloways ist nach wie vor vorzüglich“, schwärmt der Biobauer. 

 

Vom Hobbyhalter zum Biobauern: Lilje pachtete 2016 Flächen im DBU Naturerbe

Lilje hält seit 2003 Galloways. Anfangs war es nur ein Hobby mit fünf Tieren, die er auf dem Kasernengelände unterbringen durfte. 2016 wurde der angrenzende rund 300 Hektar große ehemalige Standortübungsplatz als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund an das DBU Naturerbe übertragen. Der zuständige Revierleiter Rainer Scharte vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen sprach Diethelm Lilje an und fragte, ob er die Offenlandpflege mit den Galloways übernehmen wolle. „Das brachte den Schwung, den ich noch brauchte, um als Biobauer durchzustarten“, erinnert sich Lilje. Heute schaut er mit Zuversicht in die Zukunft: „Ekkehard und ich werden wohl noch mit 80 Jahren hier rumkurven und nach den Tieren schauen. Ich bin mir auch sicher, dass es für so hochwertige Bio-Wurst von Tieren, die ganzjährig auf der Weide sind, auch zukünftig einen Markt geben wird.“

 
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Sonderbericht

Copyright: Moholoholo Wildlife Rehabilitation Center

Südafrika im Mai 2025

Massenvergiftung Weißrückengeier

Ein besonderer Bericht von ELISABETH ZOJA

[>>>Zum Bericht]

Ausstellung

Grafik: VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS

 

Natur und deutsche Geschichte

Glaube – Biologie – Macht

 

Neue Ausstellung
ab dem 14. November 2025 im
Deutschen Historischen Museum

Was ist gemeint, wenn von „Natur“ die Rede ist? Auf diese Frage sind in der deutschen Geschichte sehr unter-schiedliche Antworten gegeben worden. Regierungen sowie religiöse und politi-sche Bewegungen haben den Begriff der Natur definiert – und für sich bean-sprucht. In einer neuen Ausstellung zeigt das Deutsche Historische Mu-seum, wie unterschiedlich „Natur“ zu verschiedenen Zeiten im Spannungs-feld von Glaube, Biologie und Macht verstanden und politisch eingesetzt wurde. Der schillernde und vielseitige Begriff der „Natur“ wird in seiner histori-schen Breite und Tiefe ausgelotet.

Mehr Informationen beim DHM

Veranstaltungen

Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen

Ausstellung im Biosphären-Infozentrum Propstei Zella/Rhön ab 25. September

 

Eintauchen in geheimnisvolle Welten

Sie sind vielseitig, faszinierend – und unverzichtbar für unsere Ökosysteme: Pilze begleiten uns ständig, meist un-bemerkt, und spielen eine zentrale Rol-le im Kreislauf der Natur. Die neue Aus-stellung „Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen“ im Biosphären-Infozen-trum Propstei Zella/Rhön lädt ein, in die geheimnisvolle Welt der „heimlichen Herrscher“ einzutauchen. Mehr Infos:

www.biosphaerenreservat-rhoen.de 

NATUR Online  Kolumne

Beiträge zu wichtigen Nachhaltigkeits-themen aus der Redaktion

AKTUELLER  BEITRAG

Ohne Wasser geht es nicht

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WEITERE THEMEN

Es gibt kaum noch Dunkelheit

Ein Plädoyer für den Maulwurf

Kein Torf in den Topf

Steine blühen nicht


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NATUR Online   TV Tipps

Hannes Jaenicke
Im Einsatz für den Oktopus

Muss ein Tier erst kurz vor der Ausrot-tung stehen, damit der Mensch sich für es einsetzt? Für Jaenicke lautet die Antwort: nein. Der Schauspieler und Umweltaktivist macht sich auf die Spuren des Oktopus.

 

Faszinierende Natur Doku 
TV-Erstausstrahlung im ZDF
am 16. September 22:15 Uhr
und in der ZDF Mediathek

Dokumentation in 3sat Mediathek

Guter Biber – böser Biber?

Er ist wieder da, der Biber! Und mit ihm jede Menge Chancen und Risiken. Rund 1,5 Millionen Biber leben heute wieder in Europa – und befeuern eine mitunter hitzig geführte gesellschaft-liche Debatte. Denn die Tiere siedeln bevorzugt in tiefer gelegenen, dicht besiedelten Regionen. 

Der Abschuss eines Bibers bleibt das letzte Mittel – und wurde bisher, zumindest in der Schweiz, noch nie offiziell angewendet. In Deutschland hingegen gibt es allein in Bayern, bei einem Bestand von 25.000 Tieren, pro Jahr über 2.500 „letale Entnahmen“, wie es fachmännisch heißt.

 

Doku 50 Min. Verfügbar bis 15.03.2026

NATUR Online   Tipp

Naturnahe Gärten | Foto: Martin Kremer

Artenvielfalt gestalten und erleben

Vom Garten zur Naturoase
 
Spannender Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung
 
Ein Garten kann mehr sein als ein Stück Grün hinterm Haus: Er kann summen, zwitschern, blühen und sogar als kleines Paradies für seltene Tiere dienen. Wie aus einem gewöhnlichen Hausgarten eine lebendige Naturoase
wird, zeigt Frank Kunick am Donners-tag, den 2. Oktober 2025 um 19 Uhr in der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Hilders (Marienstraße 13)

 

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Mehr Informationen
Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung.[...]
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Veranstaltung 2026

Grenzenlos wandern

Der 123. Deutsche Wandertag findet vom 24. bis 27. September 2026 unter dem Motto „bewegt verbunden – Gemeinsam durch das Erzgebirge“ in Oberwiesenthal statt. Erstmals wird das traditionsreiche Großereignis eng mit der internationalen EURORANDO verknüpft, die bereits ab dem 20. September Wanderfreundinnen und -freunde aus ganz Europa ins deutsche und tschechische Erzgebirge führt.

Wer sich für den Deutschen Wandertag interessiert, findet nicht nur ein Wan-derfest, sondern auch eine Plattform für Vernetzung, Ehrenamt und Nachhaltig-keit. Der DWV lädt Vereine und andere Unterstützer ein, sich einzubringen und das Ereignis aktiv mitzugestalten.

www.wanderverband.de

Jetzt da | Kurzprogramm zum
38. Deutscher Naturschutztag

NATUR  MENSCH  ZUKUNFT
10. bis 14. März 2026 in Berlin
Freie Universität Berlin-Dahlem


Das ist der DNT: über 100 Fachvor-träge, Exkursionen (Berlin & Branden-burger Umland), Barcamps, Fach-Ausstellung, Berufsfeldforum Natur-schutz, Landesempfang, Lange Nacht des Naturschutzes und und und...

Informieren - Vernetzen - Mitgestalten!

Aktuelle Infos 

Anmeldungen ab Mitte November 2025

Programm & Anmeldung
DNT2026_Kurzprogramm.pdf
PDF-Dokument [367.2 KB]

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NATUR Online   Portraits

Pflanze des Monats (c) Stiftung für Mensch und Umwelt

Heimische Wildpflanzen

Die Pflanzen des Monats werden vor-gestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt. [>>>weiterlesen]

 

Gelbbeinige Kielsandbiene © Roland Günter

Heimische Wildbienen

Die Wildbienen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch
und Umwelt. 
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Horizons Séranne bietet sanften Touris-mus, der Treffen und Austausch schafft und zu lebendigen Diskussionen über Europa und seine politischen Inhalte beiträgt. Die Bildungsangebote richten sich an Interes-sierte, die das europäische Natur- und Kulturerbe verstehen und die fremde Land-schaften bereisen wollen. www.seranne.de

 

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Aktualisiert am 2. Oktober 2025

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