30. Juni 2023 | Wolf & Herdenschutz
NABU begrüßt zusätzliche Fördergelder für Herdenschutz
Stellungnahme des NABU-Landesvorsitzenden:
Herdenschutz bleibt das wirksamste Mittel gegen Wolfsübergriffe
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Hannover – Der NABU Niedersachsen begrüßt ausdrücklich die zusätzlich bereitgestellten Gelder für die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen. Diese sollen im noch laufenden Jahr auf 6,7 Millionen Euro erhöht und damit mehr als verdoppelt werden. Gleichzeitig fordert Minister-präsident Stephan Weil eine Bejagung von Wölfen. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen dazu: „Dass kurzfristig 3,7 Millionen Euro zusätzlich für den Herden-schutz und die Entschädigung von Tierhaltenden zur Verfügung gestellt werden, ist neben einem positiven Signal auch eine absolute Notwendigkeit. Nur so kann der Herdenschutz flächendeckend weiter umgesetzt werden. Es muss konstant gesichert bleiben, dass finanzielle Schäden durch Wölfe ausgeglichen werden und die Nutztierhaltungen in ihrer Arbeit, ihre Tierbestände vor Wölfen zu schützen, in vollem Umfang unterstützt werden müssen. Auch die Entbürokratisierung und Beschleunigung der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen sowie der Beantragung von Entschädigungen ist vordringlich.“
Dr. Buschmann weiter: „Das Rissgeschehen spielt sich nach wie vor zu über 80% auf gar nicht oder unzureichend geschützten Weiden ab. Ein korrekt umgesetzter und funktionstüchtiger Herdenschutz ist und bleibt also das wirksamste Mittel zum Schutz vor Wolfsangriffen.
Eine Bejagung von Wölfen, wie sie jetzt auch Ministerpräsident Weil fordert, ersetzt hingegen keinen Herdenschutz und führt nicht nachhaltig zur Befriedung von Konflikten. Forderungen nach wolfsfreien Zonen und Abschüssen tragen nicht zu einer konstruktiven und sachlichen Diskussion bei. Der Wolf – der Streifgebiete von bis zu 350 Quadratkilometern nutzt – müsste, um solche Zonen umzusetzen, in Nordniedersachen vollständig vergrämt bzw. entnommen werden. Außerdem würde es für Einzeltiere oder Rudel unmöglich, andere Gebiete zu besiedeln und die sogenannten wolfsfreien Zonen zu durchwandern. Die wolfsfreien Zonen würden neben einer vollständigen Entnahme des Wolfes im Norden Niedersachsens auch die Durchmischung unterschiedlicher Wolfspopulationen verhindern und im Ergebnis die Inzucht der verbleibenden isolierten Rudel zur Folge haben.“
Hintergrund: NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“
Dass Herdenschutzmaßnahmen funktionieren und Konflikte zwischen Wolf und Weidetier-haltungen entschärft werden können, zeigt der NABU mit seinem Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“. Hier werden Weidetierhaltungen professionell unterstützt: Vor-Ort-Beratung, praktische Unterstützung beim Bau wolfsabweisender Zäune mit geschulten Ehrenamtlichen, wertvolle Netzwerkarbeit und Wissenstransfer mit dem Ziel der Erhaltung von Beweidung bei Wolfspräsenz. Das setzt die flächendeckende, fachgerechte Anwendung entsprechender Maßnahmen voraus. Allein durch die Projektaktivitäten wurden bisher über 330 Weidetier-haltungen beraten und mehr als 150 von diesen sogar praktisch beim wolfsabweisenden
Zaunbau durch das Projektteam sowie geschulte Ehrenamtliche unterstützt. Dabei wurden etwa 350 Weiden mit über 1.500 Hektar Fläche durch mehr als 350 Kilometer moderne, wolfsab-weisende Zäune geschützt. Ergebnis dort bislang: Keine Übergriffe. Das NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ wird derzeit vom WWF Deutschland, der Deutschen Postcode Lotterie sowie durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz gefördert.
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Quelle: NABU Niedersachsen
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