12. September 2025
So gelingt der Wandel zur zukunftssicheren Chemieindustrie
Berlin: Über eine umfassende Elektrifizierung und den breiten Einsatz von Kreislaufwirtschafts-technologien kann die Chemie essenzielles Standbein der Industrie bleiben und Wirtschaftsmotor
für Deutschlands Zukunft sein. Die Umweltverbände Germanwatch, NABU, WWF sowie Bellona Deutschland legen in einem gemeinsamen Papier einen Impuls für die Ausgestaltung der Chemieagenda 2045 vor, die
im Koalitionsvertrag angekündigt wurde. Das Papier bietet Anknüpfungs-punkte für die weitere politische Debatte.
Als Schwergewicht beim CO2-Ausstoß trägt die Chemieindustrie eine Schlüsselrolle für Deutsch-lands Transformation. Allein die zwölf treibhausgasintensivsten Chemieparks Deutschlands sind für rund
drei Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich, wie eine WWF-Studie 2024 berechnete. Gleichzeitig liegt in der Chemieindustrie enormes Innovationspotenzial – ein Vorteil für
Deutschland im internationalen Wettbewerb, wenn die politischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.
Die beteiligten Organisationen fordern daher eine zügige Umstellung der Chemieindustrie auf Strom aus Erneuerbaren sowie die Nutzung von grünem Wasserstoff in der Vorkette. Damit dies gelingt, muss
die Bundesregierung konsequent den Ausbau von Wind- und Solarenergie und der Netze vorantreiben, statt ihn zu drosseln. Ja stärker Produktionsprozesse elektrifiziert werden, desto größer wird der
Bedarf an grünem Strom. Der Ausbau der Erneuerbaren muss sich an den Bedarfen einer klimaneutralen Wirtschaft in Deutschland bis 2045 orientieren.
Parallel zum Erneuerbaren-Ausbau und der entsprechenden Nutzung in der Chemie muss der Ausstieg aus den fossilen Energien und Rohstoffen forciert werden. Hier braucht es einen regulatorischen Rahmen,
etwa über Investitionsanreize. Quoten für nachhaltige Chemieprodukte etwa in der öffentlichen Beschaffung können ebenfalls einen wichtigen Beitrag für den nötigen Wandel der Chemieindustrie
leisten.
Neben dem Switch von fossilen auf erneuerbare Quellen sollte eine Chemieagenda 2045 das Thema Kreislaufwirtschaft zentral behandeln. Den fossilen Primärrohstoffbedarf zu reduzieren, sollte
oberste Priorität haben. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern verringert auch Emissionen und Abhängigkeiten von anderen Ländern.
Am Ende wird der Wandel der Chemie aber nur möglich sein, wenn die nötigen privaten Investitionen getätigt werden (können). Dafür spielt das Sondervermögen eine entscheidende Rolle. Hinzukommen
geeignete Instrumente wie Klimaschutzverträge, Rückversicherungen und Garantien.
Bei der Ausgestaltung der Chemieagenda 2045 sollte die Regierung auf das tiefe Know-how von Wissenschaft, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen zurückgreifen und diese aktiv
einbinden. Das vorliegende Papier ist ein erster Impuls in diese Richtung.
Weiterführende Informationen:
Die Transformation der Chemieindustrie berührt eine Vielzahl von Umweltaspekten – etwa Infra-strukturfragen, Flächennutzung oder den Einsatz von Biomasse als Rohstoff. Um die Transforma-tion zu einer
klimaneutralen Chemieindustrie mit der Expertise der Zivilgesellschaft zu bereichern, entwickelt der NABU ein zivilgesellschaftlich getragenes Dialogformat zu Transformationspfaden und deren
gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen.
Quelle: Gemeinsame
Pressemitteilung von Germanwatch, NABU, WWF und Bellona Deutschland
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