Weil viele heimische Wildpflanzen nicht auffällig blühen, sind sie fast in Vergessenheit geraten – zu Unrecht! Flächenverlust, Herbizide
und die Überdüngung der Landschaft machen ihnen in freier Wildbahn zu schaffen. Umso schöner, wenn wir ihnen in unseren Gärten zum Comeback verhelfen können – mit Naturgärten.
Die Pflanzen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt.
Heimische Wildpflanzen 2024
Heimische Wildpflanzen
2023
Heimische Wildpflanzen
2022
Pflanzenportrait Mai 2025
Echter Beinwell (Symphytum officinale)
Unsere Pflanze des Monats Mai wird schon lange von Menschen genutzt – daher rührt auch ihr Name: Das Wort „Bein“ ist eine alte
Bezeichnung für Knochen, während „well“ so viel wie „verheilen“ oder „zusammenwachsen“ bedeutet. In früheren Zeiten wurden die Blätter zur Unterstützung der Heilung bei Knochenbrüchen verwendet. Doch
nicht nur in der Heilkunde spielte Beinwell eine Rolle: Aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts ist er auch heute noch ein wertvoller Dünger. Ob als Mulchschicht oder in Form von Jauche –
Beinwellblätter leisten im Garten gute Dienste.
Der Echte Beinwell ist eine imposante Pflanze. Er entwickelt eine üppige Blattmasse, aus der ab Mai die
glockenförmigen Blüten erscheinen. Diese sind meist violett bis rosa, seltener gelblich-weiß gefärbt. Mit ihrer langen Kronröhre und der nach unten geöffneten Blüte sorgt die Pflanze für eine clevere
Bestäubung: Der Pollen rieselt, ausgelöst durch die Bewegung der besuchenden Insekten, auf diese herab. Das sind vor allem Hummeln mit ihrem langen Rüssel, die an den Nektar gelangen. Ist der Rüssel
zu kurz, greifen sie zu einem Trick: Sie beißen ein Loch in die Blütenwand, um direkt an den Nektar zu gelangen – eine Öffnung, die dann auch von späteren Blütenbesuchern genutzt wird. Die seltene
Beinwell-Sandbiene oder die verbreiteten Rostroten Mauerbienen und Frühlings-Sandbienen verwenden den Pollen gezielt für ihre Brut. Doch auch andere Insekten profitieren vom Beinwell wie verschiedene
Käfer, Minierfliegen und Schmetter-lingsraupen, darunter die des Distelfalters und des Schönbärs.
Der Echte Beinwell ist in ganz Deutschland verbreitet. Er bevorzugt halbschattige bis sonnige Standorte mit nährstoffreichem, feuchtem
Boden. Er wächst daher häufig in Auwäldern, an Wald-rändern oder auf nahrhaf-ten Feuchtwiesen.
Die Vermehrung des Beinwells ist denkbar einfach: Schon kleine Wurzelstücke genügen, um eine neue Pflanze entstehen zu lassen. Wer ihn
gezielt vermehren möchte, kann so schnell Bestände aufbauen. Wer ihn jedoch wieder loswerden will, braucht Geduld. Da Beinwell aus tiefreichenden Wurzelstücken immer wieder austreibt, müssen die
Blätter konsequent entfernt werden, bis der Pflanze die Kraft ausgeht.
Doch in den meisten Fällen ist der Echte Beinwell ein willkommener Gast – attraktiv für Mensch und Tier und eine Bereicherung für
naturnahe Gärten.