15. April 2025 | Artenvielfalt im Garten
Im Garten sollten
möglichst nur Insekten brummen
NABU Hessen: Mit
weniger Rasenmähen wächst die Artenvielfalt
Wetzlar - Hessen wird mit Frühlingssonne und milden Temperaturen verwöhnt. Der Sonne lockt das Leben im
Garten hervor und lässt alles sprießen, auch den Rasen. Nun plagt viele Rasenbesitzende bereits der Gedanke ans Mähen. Der Griff zum Mähroboter erscheint da eine gute Idee, denn die Hersteller
versprechen einen top gepflegten, perfekten Rasen und das praktisch auf Knopfdruck und ohne Mühe. Doch die automatisierte Rasenpflege hat auch ihre Schattenseiten. „Mähroboter haben im privaten
Garten eigentlich nichts verloren, denn sie schaden der Artenvielfalt und sind für zahlreiche Gartentiere eine große Gefahr“, mahnt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU
Hessen.
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Gefahr für die Vielfalt im Garten
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Die Geräte sparen zwar Zeit, mit ihnen wird aber zu häufig gemäht. „Ein gepflegter, „englischer“ Rasen – für
den der Mähroboter ja steht - widerspricht eigentlich schon in seinem Grundgedanken dem Artenreichtum, da Wildkräuter und Blüten die Voraussetzung für biologische Vielfalt im Rasen sind. Er
entspricht einer Monokultur von Gräsern und spiegelt damit im Kleinformat unsere moderne Landwirtschaft wider, in der Wildtiere kaum noch Nahrung und Lebensraum finden“, stellt der Landesvorsitzende
fest. Denn auf solchen Rasen gibt es kaum Leben und entsprechend auch keine Nahrung für Singvögel, Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Igel. Es ist nachgewiesen, dass zum Beispiel Igel so deutlich
längere und gefährlichere Wege auf der Nahrungssuche zurücklegen müssen. Dadurch fällt es ihnen schwer zum Winter hin genügend Reserven für die Überwinterung aufzubauen. Mähroboter stellen zudem eine
Gefahr für sie und andere kleine Tiere wie Spinnen, Schmetterlingsraupen oder Eidechsen dar. Diese haben kaum Möglichkeiten dem Sog und der zerstörerischen Zerkleinerungswirkung des Mähroboters
auszuweichen, werden überrollt, verstümmelt und getötet. Laufen die Mähroboter nachts oder in der Dämmerung, sind besonders nachtaktive Tiere wie Igel oder Spitzmaus gefährdet, warnt der NABU
Hessen.
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Zu hoher Wasserverbrauch
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Außerdem wird mit Mährobotern das Gras selbst bei relativ hoch eingestelltem Mähwerk häufig zu kurz gemäht.
So braucht der Rasen wesentlich mehr Wasser – in diesem Jahr stellt das aufgrund des trockenen Frühjahrs bereits jetzt ein Problem dar. Lässt man den Rasen jedoch etwas länger stehen, beschattet er
sich selbst und trocknet nicht so aus. „Wie problematisch extrem trockene Sommer sind, haben wir in Hessen vor einigen Jahren bereits erfahren müssen. Wasser und Bewässerung von Grünflächen wird in
den kommenden Jahren ein zentrales Thema bei uns werden“, mahnt Sommerhage. Kurz getrimmte Rasen sind laut NABU zu Zeiten der Klimakrise nicht zeitgemäß. Denn unser Trinkwasser ist zu kostbar, um zur
unnötigen Rasensprengung verwendet zu werden.
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Die Vielfalt macht den Unterschied
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„Wer glaubt, dass Naturschutz im Garten anstrengend ist und Unordnung verursacht, liegt falsch. Schon mit
kleinen Handgriffen lassen sich tolle Erfolge erzielen, die auch noch Freude machen und für Entspannung sorgen“, weiß Maik Sommerhage. Ein buntes Beet aus heimischen Wildstauden etwa oder eine
Igel-Ecke. Essbare Wildkräuter können im Garten bleiben und den Speiseplan ergänzen. Gleichzeitig liefern sie Blüten für Hummeln und Schmetterlinge, über die wir uns im Garten freuen. Beim Mähen
sollte man darauf achten immer nur einen Teilbereich des Rasens zu mähen und dann nach ca. zwei Wochen den nächsten. So haben die tierischen Gartenbewohner Zeit zwischen den Bereichen zu wechseln und
es bleibt immer eine sichere Insel stehen. Werden Grünflächen sogar lediglich ein oder zwei Mal im Jahr gekürzt, siedeln sich von alleine heimische Wildblumen an. Diese kommen häufig besser mit den
trockenen Bedingungen im Sommer zurecht als Zuchtrasen. Wer also ein bisschen mehr Wildnis wagt, Blüten stehen lässt und nur Fußwege im Garten häufiger mäht, schafft so ein kleines Paradies für sich
und seine tierischen Nachbarn.
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Vorbildcharakter öffentlicher Grünflächen
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Aber nicht nur im privaten Garten, auch in vielen hessischen Gemeinden und Städten bleibt in dieser Hinsicht
noch viel zu tun (obwohl es inzwischen auch erfreuliche Beispiele für artenreiche öffentliche Grünflächen gibt). Sicher gibt es Flächen, wie intensiv genutzte Sportplätze, auf denen eine Entwicklung
zu mehr Artenvielfalt nicht uneingeschränkt möglich ist. Dennoch gibt es viele Grünflächen im Siedlungsbereich, die von mehr Artenvielfalt profitieren könnten. Denn künstlich geschaffenen Systeme mit
hohem Finanz-, Material- und Pflegeaufwand, widersprechen jeder Form von Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zu Mährobotern sparen naturnah gepflegte öffentliche Grünflächen Arbeitszeit und damit Kosten. Da
sie generell einen geringeren Pflegeaufwand haben und auch weniger Wasser bis gar keine Bewässerung benötigen. Es gibt praktikable und ökologisch wirksame Alternativen zum klassischen englischen
Rasen wie Wildblumenwiesen, Extensivrasen und auch Natursteinschüttungen ohne Vliesunterlage an geeigneten (Hang-) Standorten, die sogar gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten - damit
sind jedoch nicht die berüchtigten "Schottenwüsten" gemeint, die auch auf öffentlichen Flächen immer wieder angelegt werden.
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Quelle: NABU Hessen