München/Nürnberg. Nach der vollzogenen Tötung von 12 gesunden Guinea-Pavianen im Tier-garten Nürnberg haben die
Artenschutzorganisation Pro Wildlife und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht (DJGT) gemeinsam Strafanzeige gegen die Zooleitung gestellt. Die Organisationen sehen in dem
Vorgehen einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und fordern strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwortlichen.
„Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und
keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat”, kritisiert Laura Zodrow, Sprecherin von Pro Wildlife. „Diese Tötung war vermeidbar und ist aus unserer Sicht rechtswidrig.”
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Angekündigte Tötung trotz Alternativen vollzogen
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Bereits Ende Mai hatte Pro Wildlife den Tiergarten Nürnberg aufgefordert, von seinen Tötungsplänen abzusehen. Obwohl andere Einrichtungen
bereit waren, die Paviane aufzunehmen, hat der Zoo seine Ankündigung nun in die Tat umgesetzt und 12 ungewollte Tiere umgebracht.
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Tierschützer kritisieren systematisches Versagen im Zuchtmanagement |
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„Aus unserer Sicht ist das ein systematisches Versagen im Zuchtmanagement”, so Pro Wildlife.
Der Nürnberger Zoo züchtet seit Jahrzehnten Guinea-Paviane ohne tragfähiges Konzept für den Umgang mit dem Nachwuchs. Die Folge: In einem
Gehege, das ursprünglich für 25 Tiere konzipiert wurde, lebten zuletzt 45 Paviane – eine Überbelegung von 80 Prozent. Die Konsequenzen der beengten Haltung: Stress und Auseinandersetzungen unter den
Tieren.
„Statt die Tiere an eine Auffangstation abzugeben, auszuwildern, das Gehege zu vergrößern oder ein neues zu bauen, hat der Tiergarten Nürnberg die 'einfachste' Lösung gewählt: die Tötung“, betont
Zodrow. „Gleichzeitig investiert der Zoo Millionen in neue Projekte, um weitere Tiere anzuschaffen. Diese Doppelmoral ist inakzeptabel.“
Was die Tierschützer zudem schockiert: Nach der Tötung will der Tiergarten erneut mit den Pavianen züchten.
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Gefährliches Exempel wird statuiert |
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Moderne Zoos haben die Verantwortung, alternative Lösungen zu finden – sei es durch Abgabe an andere Einrichtungen, Verhütung oder
Umgestaltung der Haltung. Laura Zodrow von Pro Wildlife warnt eindrücklich: „Mit den Pavianen wird hier ein gefährliches Exempel statuiert – nach aller Voraussicht wird es nicht bei dieser einen
Tierart bleiben, wenn diese Praxis des Tötens ungewollter Zootiere erst einmal etabliert ist.”
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Neuer Präsident des Zoo-Dachverbandes in der Verantwortung |
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Besonders brisant: Dr. Dag Encke, Direktor des Tiergartens Nürnberg, wurde erst kürzlich zum neuen Präsidenten des Verbands der
Zoologischen Gärten (VdZ) gewählt. Die Mitglieder sprachen sich ohne Gegenstimmen für Encke aus, der nun als Verbandspräsident die Standards aller deutschen Zoos maßgeblich mitbestimmen wird. „Dass
ausgerechnet derjenige, der die Tötung gesunder Tiere als Managementmethode vorantreibt, nun den gesamten Zooverband repräsentiert, ist ein verheerendes Signal“, kritisiert Zodrow.
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Platzmangel rechtfertigt keine Tötung |
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Die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht erklärt, dass es keine rechtliche Grundlage gebe, die eine Tötung aus
Managementüberlegungen oder Platzmangel rechtfertigt. Dr. Christoph Maisack, Vorsitzender der DJGT betont: „Das Tierschutzgesetz erlaubt die Tötung von Wirbeltieren nur bei Vorliegen eines
vernünftigen Grundes. Der selbst herbeigeführte Zuchtüberschuss kann jedoch keinen solchen Grund darstellen. Aus unserer Sicht liegt ein Verstoß gegen § 17 Abs. 1 Nr. 1 TierSchG und damit eine
Straftat vor, die mit bis zu drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe zu ahnden ist.“
Mit der Strafanzeige fordern die beiden Organisationen nun eine umfassende rechtliche Prüfung. Gleichzeitig appellieren sie an die Politik,
die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zoos und deren Zuchtprogramme deutlich zu verschärfen.
Quelle: Pro Wildlife
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