11. November 2025 | Artenschutz im Garten
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Unterschätztes Multitalent Efeu
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NABU Hessen empfiehlt Efeu für Artenvielfalt und gesundes Stadtklima
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Wetzlar – Jedes Kind kennt den Efeu. Er wächst in vielen Gärten, in der Großstadt wie auf dem Dorf bedeckt
er Mauern oder klettert an Bäumen hinauf.
„Leider hat der Efeu trotz seiner vielen Vorteile mit einem Imageproblem zu kämpfen und wird häufig nicht gern
gesehen. Eine Umfrage unter Insekten hingegen würde dem Efeu im Herbst sicherlich die höchsten Beliebtheitswerte garantieren“, sagt NABU-Botaniker Dr. Berthold Langenhorst. Denn die Kletterpflanze
blüht bis weit in den November hinein, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen. Damit lockt sie zahlreiche dankbare Gäste an: Von Ameisen über Fliegen, Schwebfliegen aller Art,
Falten- und Solitärwespen, Bienen wie die auf Efeu spezialisierte Efeusandbiene bis hin zu Schmetterlingen wie Admiral oder Tagpfauen-auge und Wanzen: Alle besuchen den reich gedeckten
Tisch.
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„Auch nach der Blüte bleibt Efeu eine wichtige Nahrungsquelle. Zwischen Januar und April trägt der Efeu kleine
blaue Früchte, die als Winterfutter dankbar von den hierbleibenden Standvögeln, vor allem von Staren, Amseln und anderen Drosseln aber auch von Rotkehlchen, gerne gefres-sen werden“, erklärt
Langenhorst. Und im nächsten Frühjahr bietet das Laub wieder Unterschlupf für Insekten sowie Brutmöglichkeiten für Vögel wie Amsel, Zaunkönig, Sommergoldhähnchen oder Zilpzalp. Der NABU appelliert
daher an private Gartenbesitzer*innen, Gartenämter und -baubetriebe, der immergrünen und ökologisch wichtigen Kletterpflanze nicht nur in Gärten, sondern generell im Siedlungsbereich weiterhin Raum
zu geben.
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Genügsame Klimaanlage mit Mehrwert
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In Innenstädten mit wenig Freiflächen sind Efeuwände nicht nur wichtige Kleinbiotope und Garanten für
Artenvielfalt. Darüber hinaus haben sie hervorragende positive lokalklimatische, luftreinigende und natürlich ästhetische Aspekte.
Ähnlich wie bei Bäumen mildern Efeublätter Temperaturextreme und filtern
Feinstaub aus der Luft. Außerdem erzeugt Efeu durch Verdunstung einen deutlich messbaren Kühlungseffekt an Gebäuden. Da die Pflanze nur geringe Ansprüche an Boden, Licht und
Wasserversorgung stellt – es darf nur nicht zu trocken sein– wächst sie auch dort gut, wo für Bäume kein Platz ist.
Einige Städte setzen deshalb bei Begrünungen bereits auf Efeu. Aus stadtklimatischer Sicht sei es äußerst
sinnvoll, die Begrünung mit Efeu zu fördern und insbesondere in zukünftigen Stadt-begrünungskonzepten stärker zu berücksichtigen, so der NABU.
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Natürlicher Schutzschild für Hausfassaden
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An Häuserfassaden kann eine Bepflanzung mit Efeu wie ein natürlicher Schutzschild dienen. Er filtert den
Feinstaub und die Schadstoffe aus der Luft und schützt somit die Fassade vor Schmutzeinwirkung. Hausbesitzende sehen Efeu manchmal kritisch und befürchten Probleme an ihren Gebäuden. Dabei
richten die Haftwurzeln des Kletterers selten Schaden an.
Nur wenn das Mauerwerk brüchig und verwittert ist oder der Putz bröckelt, ist Vorsicht geboten. In größere
Fugen kann sich nämlich Erde einlagern, in die verholzende Triebe geraten können. Durch das Dickenwachstum der Triebe können sich die Fugen vergrößern oder vorgeschädigtes Mauerwerk abplatzen. Neuere
Kalkzementputze nach DIN 18550 halten jedoch jedem Bewuchs stand. Auch Dachschindeln kann Efeu nur dann anheben, wenn hinter der Öffnung Licht lockt. Sonst gibt es auch hier keine
Bohreffekte.
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Die immergrüne Pflanze nutzt auch Bäume als Kletterhilfe. Entgegen seinem Ruf stellt Efeu dort
aber ebenfalls keine große Gefahr dar, da seine Haftwurzeln nicht in die Leitungsbahnen des Baumes eindringen können. Zudem erwürgt Efeu, entgegen der verbreiteten Vorurteile, keine
Bäume. „Efeu ist keine parasitäre Pflanze, die den Bäumen Nährstoffe entzieht. Zu beachten ist jedoch, dass Efeu dem Baum das Licht zum Wachsen nehmen kann. Auch das Eigengewicht des
Efeus kann eine zusätzliche statische Belastung darstellen. Ist der Träger-baum jedoch groß, stabil und besitzt eine ausladende Krone, besteht keine Gefahr durch Einsturz oder Lichtmangel“, so
Langenhorst.
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Langlebig und wandelbar
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Bis Efeu zur Blüte kommt, vergehen acht bis zehn Jahre. Er kann über 200 Jahre alt werden und
über 20 Meter hochklettern. Die in der Jugend langsam wachsende Pflanze, die später bis zu zwei Meter pro Jahr austreibt, bildet zunächst nur Klettertriebe mit den typischen drei- bis fünflappigen
Blättern. Erst im Alter bilden sich überhängende, kletterwurzelfreie Blütentriebe mit rundlichen Blättern. Efeu ist „lichtscheu“, das heißt, die Triebe wachsen bevorzugt auf der dem Licht abgewandten
Seite. Deshalb gedeiht er im Halbschatten und im Schatten besser als in der prallen Sonne oder an hellen Wänden.
Quelle: NABU Hessen
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