15. November 2024
EU-Parlament stimmt für ungebremste Waldzerstörung
WWF: Bewahrung der Schöpfung - Fehlanzeige! Blankes Entsetzen über die EVP-Fraktion bei EUDR-Abstimmung
Berlin/Brüssel: Das EU-Parlament hat gestern auf Initiative der Europäischen Volkspartei (EVP) für Änderungsanträge gestimmt, die die EU-Anti Entwaldungsverordnung (EUDR) erheblich abschwächen
und damit eines der wichtigsten Umweltgesetze der EU ausbremsen. Durch die Einführung einer „Null-Risiko“-Herkunftsländer-Kategorie setzen sich die EVP und Verbündete dafür ein, die weitere
Zerstörung von Wäldern sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas zu ermöglichen. „Die Rolle rückwärts der christlichen Parteien ist beschämend. Sie unterminiert nicht nur ein demokratisch zustande
gekommenes Gesetz und setzt die Glaubwürdigkeit der EU-Umweltpolitik aufs Spiel. Die EVP verleugnet damit ihre eigenen Wurzeln, die den Schutz der Schöpfung als eine Kernaufgabe sieht,“ sagt Johannes
Zahnen, Holzreferent des WWF Deutschland.
Mit dieser „Persilschein“-Kategorie der „Null-Risiko“-Staaten verleugnet die EU, dass auch in Europa illegal Holz geschlagen wird. EU-Drittstaaten werden Regeln auferlegt, die die EU für sich selbst
nicht einhalten will. Doch auch in Europa wird Holz in Wäldern geschlagen, in denen die Ökosysteme schwer geschädigt sind. Naturwälder werden gerodet und in Forstplantagen umgewandelt. Daher zielte
die EU-Verordnung bislang darauf ab, zusätzlich zu Entwaldung auch Degradierung, also Zustandsverschlechterung, zu stoppen. Dieses Ziel nun auszuhöhlen, ist angesichts der Klimakrise wahnwitzig, die
just eine rasche Walderholung und Wiederbewaldung erforderlich macht.
„Es ist nicht mehr so, dass wir die Natur nur nutzen, sondern wir übernutzen sie massiv und bringen damit den gesamten Planeten in Gefahr. Es geht inzwischen um den Erhalt Schöpfung
an sich. Doch die von christlich-konservativen Parteien eingebrachten Änderungsvorschläge berücksichtigen nur Wirtschaftsinteressen –
eine Rolle, die wir in Deutschland insbesondere von der FDP kannten. Waldschutz wäre damit nicht mehr möglich. Trotz verheerender Waldbrände, Sturmschäden und Trockenheit, mit massiven Waldschäden
auch in Deutschland durch den Klimawandel, scheinen die christlichen Parteien die Bewahrung der Schöpfung aus den Augen verloren zu haben“, so Zahnen.
Der WWF fordert nun Kommissionspräsidentin von der Leyen auf, ihren Vorschlag, die Umset-zung des EUDR zu verzögern, zurückzuziehen. Damit würde das Gesetz wie ursprünglich vorgesehen zu Ende des
Jahres 2024 in Kraft treten. Zugleich könnte EU-Präsidentin von der Leyen ihre Standfestigkeit beweisen, dass sie die Ziele des Green Deal weiterhin hochhält. Damit würde sie auch die Leistung vieler
vorwärts gewandter Unternehmen anerkennen, die sich bereits auf den pünktlichen Geltungsbeginn vorbereitet hatten und die wollen, dass die Verordnung unverändert in Kraft tritt.
Die EU zählt zu den größten Treibern von Waldzerstörung gemäß einer WWF-Studie. 16 Prozent der
globalen Tropenabholzung im Zusammenhang mit dem internationalen Handel gehen demnach auf das Konto der EU. Sie liegt damit auf Platz zwei der „Weltrangliste der Waldzer-störer“, hinter China (24
Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent).
Quelle: WWF
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