19. September 2025 | Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Herbstkartierung im vollen Gange
Main-Kinzig-Kreis. Die Kartierung der Herbstzeitlosenblüte bindet momentan wieder alle Kräfte, berichtet die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA e.V.). Denn jetzt heißt es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um möglichst viele Blüten der giftigen Pflanze zu erfassen.
„Die alljährlich stattfindende Herbstkartierung ist eine systematische Erfassung der Bestände auf den landwirtschaftlich genutzten Grünlandflächen im unteren Kinzigtal.“ erklärt Projektmanager Dr. Helmut Steiner (GNA) die Hintergründe des langjährigen Projekts zur Bekämpfung der Herbst-zeitlosen, die sich in den letzten Jahren - zum Verdruss von Landwirtschaft und Naturschutz – zu einem großen Problem entwickelt hat.
Denn Colchicum autumnale, wie die Herbstzeitlose wissenschaftlich genannt wird, ist eine extrem giftige Pflanze, die sich ausgerechnet auf den extensiv bewirtschafteten Flächen angesiedelt und stark ausgebreitet hat. Alle Pflanzenbestandteile enthalten Colchicin, ein toxisches Alkaloid, das zwar aufbereitet und in entsprechenden Konzentrationen als Medikament zum Einsatz kommen kann, aber im Heu, das als Tierfutter gewonnen werden soll, nichts zu suchen hat.
Um die drohende Nutzungsaufgabe der wertvollen Flächen zu verhindern, hat sich der Natur-schutz schon 2015 dem Problem angenommen, denn das extensive Grünland ist Lebensraum vieler seltener und bedrohter Arten, darunter gefährdete Blütenpflanzen und Gräser, Schmet-terlinge, Heuschrecken, wiesenbrütende Vögel wie Kiebitz und Bekassine, Laubfrösche und viele andere Amphibien.
„Uns geht es um den Erhalt der biologischen Vielfalt in einer ansonsten leider artenarmen Agrarlandschaft.“ so der Biologe Dr. Steiner.
Lebenszyklus mal anders
Der Lebenszyklus der Herbstzeitlosen weist einige Besonderheiten auf. Welche Pflanze leistet sich schon eine Sommerruhe und eine Winterruhe? In beiden Lebensphasen ist sie wochen- bis monatelang nicht zu sehen und verbringt ihr Leben in unterirdischen Knollen. Die speichern die Nährstoffe, aus denen sich die Pflanze jährlich regeneriert. Erst nach den heißen Sommermo-naten, etwa Ende August bis Mitte Oktober, erscheint die Herstzeitlose wieder auf der Bildfläche und präsentiert ausschließlich ihre blass lila- bis rosafarbenen Blüten. Blätter sind jetzt keine zu sehen. Die treiben erst im nächsten Frühjahr wieder aus, ebenso die Samenkapseln.
Eine Bekämpfung kann durch mehrmaliges Ausstechen der Knollen oder durch das Entfernen der grünen Blätter im Frühjahr erfolgen. Da dies händisch auf den Grünlandflächen von Rodenbach, Erlensee, Langenselbold, Gründau und Hasselroth nicht mehr zu leisten ist, verfolgt die GNA eine andere Strategie. In Zukunft sollen Agrar-Roboter, die autonom arbeiten, diese Arbeit über-nehmen. Dazu ist es notwendig, die Standorte der Herbstzeitlosen genau zu kennen, um Bekäm-pfungsmaßnahmen gezielt durchführen zu können.
Auf gesondert angelegten Versuchsparzellen testet die GNA zusätzlich verschiedene Maßnah-men und kontrolliert die Ergebnisse
regelmäßig. „Erste Auswertungen sind vielversprechend.
Wir sind auf dem richtigen Weg.“, berichtet Dr. Steiner.
Das Projekt zur „Rückdrängung der Herbstzeitlosen aus extensivem Grünland mit innovativen
und naturverträglichen Methoden“ läuft bereits seit 2022 und wird bis 2027 gefördert durch das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und
Heimat.
Lernen Sie weitere Projekte der GNA kennen und unterstützen Sie die gemeinnützige Natur- und Artenschutzorganisation mit einer Spende auf das Konto bei der Raiffeisenbank Rodenbach mit der IBAN DE75 5066 3699 0001 0708 00.
Mehr Informationen unter www.gna-aue.de.
Quelle: Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung e.V.
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