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16. September 2025

 

Land Hessen will 440.000 Habitatbäume fällen

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NABU wirft der Landesregierung Wortbruch beim Waldnaturschutz vor

 

Wetzlar - Der NABU Hessen wirft der hessischen Landesregierung Wortbruch beim Naturschutz im Wald vor. Trotz gegenteiliger Beteuerungen sollen nun die Standards in der Naturschutzleitlinie Wald drastisch gesenkt werden. „Zwei Jahre nach der Landtagswahl setzt die neue Landesregierung die Kettensäge an die Naturschutzregelungen im landeseigenen Staatswald an“ so Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU. Dies sei ein „eklatanter Wortbruch“, denn noch vor einem Jahr haben Abgeordnete von CDU und SPD mehrfach im Landtag versprochen, dass die Naturschutzstandards der Forstbewirtschaftung beibehalten würden. Besonders eklatant ist der Plan, die Anzahl der ökologisch wichtigen „Habitatbäume“ stark zu verringern. Habitatbäume sind meist alte Bäume, an denen gefährdete Tiere wie Spechte, Fledermäuse, Haselmäuse oder Käfer leben, oder krumme, gegabelte Bäume, die wirtschaftlich wenig Wert haben, aber zukünftig Heimat vieler Arten sein können. Die Naturschutzleitlinie für die Bewirtschaftung des Staatswaldes schreibt seit 2022 den Erhalt von 10 solcher Habitatbäume pro Hektar in über 100jährigen Laubwaldbeständen vor, in europäischen Schutzgebieten 15. Diese Zahl soll nun auf nur 5 Bäume pro Hektar reduziert werden. „Damit werden auf einen Schlag über 440.000 Habitatbäume zum Einschlag freigegeben, die Tiere verlieren ihr Zuhause“, klagt Sommerhage an. 

 

Dramatische Wald-Entwertung

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Mark Harthun, Waldexperte beim NABU, ist entsetzt über die bevorstehende Entwertung hessischer Wälder. Seit Jahrzehnten wende sich die Forstwirtschaft gegen Schutzgebiete im Wald mit dem Argument, sie würde mit Habitatbäumen „integrierten Naturschutz“ betreiben. Und nun sollten sie im großen Stil gefällt werden. Das bestätige die Befürchtung der Naturschützer, dass „integrierter Naturschutz“ im Forst unzuverlässig sei und nur Schutzgebiete wirklich schützen. Der NABU sieht darin eine „dramatische Entwertung“ der Wälder. „Mit den Habitatbäumen werden die Keimzellen der Artenvielfalt in den Wäldern beseitigt“, so Harthun. Die im Koalitionsvertrag angekündigte „Mobilisierung der Holzvorräte“ für eine „ausreichende Rohstoffversorgung der hessischen Sägewerke“ käme so einer Plünderung der Naturschätze gleich. Betroffen sind ein Drittel (38%) des hessischen Waldes, das sich im Landeseigentum befindet.

 

Falsches Versprechen bei FSC-Ausstieg

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Vor einem Jahr gab es bereits eine hitzige Debatte, als das Land aus der „FSC“-Zertifizierung ausstieg. Bis dahin war die Einhaltung einiger Naturschutzstandards extern kontrolliert worden. Die Landtagsfraktionen von CDU und SPD beschlossen im Mai 2024 eine Evaluierung der FSC-Zertifizierung unter der Voraussetzung, „dass für den Zeitraum des Moratoriums weiterhin ein hoher Umwelt-, Sozial und Naturschutzstandard in der Bewirtschaftung des Staatswaldes (…) sichergestellt wird und die weiteren, bisher geltenden Richtlinien für die Bewirtschaftung des Staatswaldes Anwendung finden.“ Auch Umweltminister Ingmar Jung versicherte damals, „dass durch das Ruhen der FSC-Zertifizierung keine Verschlechterung des Naturschutzes im Wald zu erwarten ist.“ Er versprach „Die (…) Naturschutzleitlinie (gilt) auch während des FSC-Moratoriums fort.“ Trotzdem wurde nun ein Entwurf für eine neue Naturschutzleitlinie für den Staatswald mit dramatischen Verschlechterungen für den Naturschutz vorgelegt. Den Vorwurf des Wortbruchs richtet der NABU auch an die SPD als Regierungspartner. Auch der Abgeordnete Alexander Hofmann (SPD) hatte im Landtag vehement versprochen „Die geltenden Richtlinien, die wir sonst haben – übrigens auch ein weiteres Zertifikat, nämlich PEFC –, bleiben erhalten“ und dass das FSC-Moratorium „ausdrücklich nicht dazu (führte), dass der Naturschutz in den hessischen Staatsforsten abgebaut werde“.  Es sei erschütternd für die Demokratie, wenn Bevölkerung und Parlamentarier derart mit Falschaussagen getäuscht werden, so der NABU.

 

Weitere Verschlechterungen für den Wald

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Neben dem Verlust der Habitatbäume soll die Neufassung der Naturschutzleitlinie noch zahlreiche weitere Verschlechterungen für den Naturschutz enthalten: Das „Tafelsilber“ des hessischen Waldes, die Naturwälder-Naturschutzgebiete, sollen künftig nicht mehr nutzungsfrei sein, stattdessen sollen künftig „steuernde Maßnahmen“ möglich sein, wie auch die Jagdverpachtung an Private, die Baumfällung für Jagdschneisen, die Baumfällung zur Anlage von Rückegassen, mehr Baumfällungen zur Verkehrssicherung und die Fällung von Fichten in einer Zone von 500 Meter vom Rand. In Europäischen Schutzgebieten wird ein Einschlagsverzicht in alten Laubwäldern aufgehoben. Es soll dort auch keinen Verzicht auf kahlschlag-ähnliche „Schirmschläge“ mehr geben.

Der problematische Geist der neuen Naturschutzleitlinie werde besonders deutlich bei der Aufhebung des Schutzes der wenigen noch vorhandenen alten dicken „Methusalembäume“ in den Wäldern: Bisher mussten alle Bäume mit einem Durchmesser von über 1 Meter erhalten werden, künftig nur noch „ausgewählte“. Weiterhin wurde eine Nutzungsoption neu geschaffen. So heißt es nun: „Im Sinne einer weiterhin gewünschten Holzbereitstellung für hochwertige Verwendungen können einzelne Exemplare weiterhin genutzt werden, wenn das Erdstammstück besonders gute Qualitäten (Güteklasse A oder B nach RVR) erwarten lässt". Dies mache das ganze Methusalembaum-Konzept hinfällig.

 

Holzeinschlag auch im Sommer möglich

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Holzeinschlag mitten im Sommer soll künftig nicht mehr unterlassen, sondern nur noch vermieden werden, Holzrückung darf künftig auch im Sommer sogar in Schutzgebieten erfolgen. Bei Neupflanzungen soll künftig nur noch „ein angemessener Anteil“ der vorgesehenen 4 bis 5 standortgerechten Baumarten heimisch sein, ansonsten setzt der Forst auf Douglasien, Roteichen, Küstentannen oder andere nicht angepasste Arten von anderen Kontinenten. Das Ziel zum Erhalt und zur Förderung von artenreichen Pionierwäldern und blütenreichen Schlagfluren bei der neuen Waldentwicklung wurde komplett gestrichen. Sie sind besonders für Schmetterlinge wichtig. Das Gebot der „größtmöglichen Schonung des Waldbodens gegenüber mechanischen Störungen“ auch aus Sicht des Klimaschutzes wurde gestrichen. Trotz Trockenschäden im Wald soll künftig nicht mehr „stets die Möglichkeit zum Rückbau von Entwässerungssystemen im Wald und das Schließen von Gräben“ geprüft werden, obwohl auch das Jahr 2025 wieder sehr trocken war.


„Dies sind alles Maßnahmen, die einer Anpassung an den Klimawandel zuwiderlaufen“, so Harthun. Gerade die uralten Bäume sind für die Anpassung wichtig, weil sie verschiedenste Witterungsbedingungen erlebt haben und diese Erfahrung über ihre Samen an die neue Baumgeneration weitergeben könnten. „Vermehren sollten sich die vitalsten, ältesten Bäume, die bewiesen haben, dass sie gut angepasst sind“, so der NABU. Ihre Fällung vernichte das „Gedächtnis des Waldes“.

 

Auflösung des Naturschutzbeirats

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Zudem soll der Naturschutzbeirat beim Landesbetrieb Hessen-Forst aufgelöst werden, weil man sich einer Kritik nicht mehr aussetzen möchte. Beteiligungsmöglichkeiten und Informationsrechte von Naturschutzverbänden werden damit gestrichen. Künftig gibt es auch kein Recht mehr, die entscheidenden Forstbetriebskarten einsehen zu können, aus denen man das Alter und die Baumart der Waldbestände herauslesen kann. „Geheimniskrämerei, Abschottung, rücksichtsloses Ausbeuten der Wälder und freie Fahrt für Harvester“ fasst Harthun die neue nicht zukunftsfähige Forststrategie zusammen. Mit den neuen Bewirtschaftungs-Standards reiße das Land unnötig Konflikte zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft wieder auf, die seit 15 Jahren erfolgreich beigelegt waren.

 

Quelle: NABU Hessen

Sonderbericht

Copyright: Moholoholo Wildlife Rehabilitation Center

Südafrika im Mai 2025

Massenvergiftung Weißrückengeier

Ein besonderer Bericht von ELISABETH ZOJA

[>>>Zum Bericht]

Ausstellung

Grafik: VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS

 

Natur und deutsche Geschichte

Glaube – Biologie – Macht

 

Neue Ausstellung
ab dem 14. November 2025 im
Deutschen Historischen Museum

Was ist gemeint, wenn von „Natur“ die Rede ist? Auf diese Frage sind in der deutschen Geschichte sehr unter-schiedliche Antworten gegeben worden. Regierungen sowie religiöse und politi-sche Bewegungen haben den Begriff der Natur definiert – und für sich bean-sprucht. In einer neuen Ausstellung zeigt das Deutsche Historische Mu-seum, wie unterschiedlich „Natur“ zu verschiedenen Zeiten im Spannungs-feld von Glaube, Biologie und Macht verstanden und politisch eingesetzt wurde. Der schillernde und vielseitige Begriff der „Natur“ wird in seiner histori-schen Breite und Tiefe ausgelotet.

Mehr Informationen beim DHM

Veranstaltungen

Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen

Ausstellung im Biosphären-Infozentrum Propstei Zella/Rhön ab 25. September

 

Eintauchen in geheimnisvolle Welten

Sie sind vielseitig, faszinierend – und unverzichtbar für unsere Ökosysteme: Pilze begleiten uns ständig, meist un-bemerkt, und spielen eine zentrale Rol-le im Kreislauf der Natur. Die neue Aus-stellung „Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen“ im Biosphären-Infozen-trum Propstei Zella/Rhön lädt ein, in die geheimnisvolle Welt der „heimlichen Herrscher“ einzutauchen. Mehr Infos:

www.biosphaerenreservat-rhoen.de 

NATUR Online  Kolumne

Beiträge zu wichtigen Nachhaltigkeits-themen aus der Redaktion

AKTUELLER  BEITRAG

Ohne Wasser geht es nicht

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WEITERE THEMEN

Es gibt kaum noch Dunkelheit

Ein Plädoyer für den Maulwurf

Kein Torf in den Topf

Steine blühen nicht


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NATUR Online   TV Tipps

Hannes Jaenicke
Im Einsatz für den Oktopus

Muss ein Tier erst kurz vor der Ausrot-tung stehen, damit der Mensch sich für es einsetzt? Für Jaenicke lautet die Antwort: nein. Der Schauspieler und Umweltaktivist macht sich auf die Spuren des Oktopus.

 

Faszinierende Natur Doku 
TV-Erstausstrahlung im ZDF
am 16. September 22:15 Uhr
und in der ZDF Mediathek

Dokumentation in 3sat Mediathek

Guter Biber – böser Biber?

Er ist wieder da, der Biber! Und mit ihm jede Menge Chancen und Risiken. Rund 1,5 Millionen Biber leben heute wieder in Europa – und befeuern eine mitunter hitzig geführte gesellschaft-liche Debatte. Denn die Tiere siedeln bevorzugt in tiefer gelegenen, dicht besiedelten Regionen. 

Der Abschuss eines Bibers bleibt das letzte Mittel – und wurde bisher, zumindest in der Schweiz, noch nie offiziell angewendet. In Deutschland hingegen gibt es allein in Bayern, bei einem Bestand von 25.000 Tieren, pro Jahr über 2.500 „letale Entnahmen“, wie es fachmännisch heißt.

 

Doku 50 Min. Verfügbar bis 15.03.2026

NATUR Online   Tipp

Naturnahe Gärten | Foto: Martin Kremer

Artenvielfalt gestalten und erleben

Vom Garten zur Naturoase
 
Spannender Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung
 
Ein Garten kann mehr sein als ein Stück Grün hinterm Haus: Er kann summen, zwitschern, blühen und sogar als kleines Paradies für seltene Tiere dienen. Wie aus einem gewöhnlichen Hausgarten eine lebendige Naturoase
wird, zeigt Frank Kunick am Donners-tag, den 2. Oktober 2025 um 19 Uhr in der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Hilders (Marienstraße 13)

 

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Mehr Informationen
Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung.[...]
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Veranstaltung 2026

Grenzenlos wandern

Der 123. Deutsche Wandertag findet vom 24. bis 27. September 2026 unter dem Motto „bewegt verbunden – Gemeinsam durch das Erzgebirge“ in Oberwiesenthal statt. Erstmals wird das traditionsreiche Großereignis eng mit der internationalen EURORANDO verknüpft, die bereits ab dem 20. September Wanderfreundinnen und -freunde aus ganz Europa ins deutsche und tschechische Erzgebirge führt.

Wer sich für den Deutschen Wandertag interessiert, findet nicht nur ein Wan-derfest, sondern auch eine Plattform für Vernetzung, Ehrenamt und Nachhaltig-keit. Der DWV lädt Vereine und andere Unterstützer ein, sich einzubringen und das Ereignis aktiv mitzugestalten.

www.wanderverband.de

Jetzt da | Kurzprogramm zum
38. Deutscher Naturschutztag

NATUR  MENSCH  ZUKUNFT
10. bis 14. März 2026 in Berlin
Freie Universität Berlin-Dahlem


Das ist der DNT: über 100 Fachvor-träge, Exkursionen (Berlin & Branden-burger Umland), Barcamps, Fach-Ausstellung, Berufsfeldforum Natur-schutz, Landesempfang, Lange Nacht des Naturschutzes und und und...

Informieren - Vernetzen - Mitgestalten!

Aktuelle Infos 

Anmeldungen ab Mitte November 2025

Programm & Anmeldung
DNT2026_Kurzprogramm.pdf
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Pflanze des Monats (c) Stiftung für Mensch und Umwelt

Heimische Wildpflanzen

Die Pflanzen des Monats werden vor-gestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt. [>>>weiterlesen]

 

Gelbbeinige Kielsandbiene © Roland Günter

Heimische Wildbienen

Die Wildbienen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch
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Aktualisiert am 2. Oktober 2025

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