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2. Juli 2025 

 

Wachsender Druck gefährdet den Vjosa-Wildfluss-Nationalpark 

 

Verschiedene Gefährdungsursachen bedrohen die Vjosa und ihren Status als Wildfluss-Nationalpark; sofortiger Handlungsbedarf ist notwendig.

 

Tirana, Wien, Radolfzell. Rund zwei Jahre nach ihrer historischen Ausweisung als Europas erster Wildfluss-Nationalpark im März 2023 steht die Vjosa weiterhin unter großem Druck: Bergbau- und Förderindustrie, der Ausbau der Infrastruktur sowie Missmanagement gefährden die öko-logische Integrität des Nationalparks - und seinen globalen Naturschutzwert. Wenn die alba-nische Regierung diese Belastungen weiterhin ignoriert, besteht die Gefahr, dass der Vjosa-Wildfluss-Nationalpark ein reiner „Papierpark“ ist, der zwar rechtlich besteht, aber in der Realität keinen Schutz bietet.

Gleichzeitig strebt die albanische Regierung den Status eines UNESCO-Biosphärenreservats für das Vjosa-Tal an. Solange jedoch die beschriebenen Bedrohungen für die Vjosa nicht angegangen und bewältigt werden, wird die Aufnahme in die Liste der Biosphärenreservate nur symbolisches Prestige bedeuten; ein wirklicher Schutz vor Ort bliebe aus.

Ein neuer Bericht – “Mapping Pressures in the Vjosa Wild River National Park” – dokumentiert die genannten Bedrohungen im Detail. Die Analyse, die der Nationalen Agentur für Schutzgebiete in Albanien im März 2025 vorgelegt wurde, unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf der Regierung. 


Die größten Bedrohungen für den Vjosa-Wildfluss-Nationalpark

  1. Ölförderung: Unzureichend überwachte Ölförderung bedroht die Biodiversität und die Wasserqualität der Vjosa. Es wurden zahlreiche Öllecks dokumentiert, die das Wasser verunreinigen und die aquatischen Ökosysteme schädigen. Obwohl der Managementplan des Nationalparks ein Verbot vorsieht, kommt es Berichten zufolge immer wieder zu unkontrollierten Ölverschmutzungen entlang der Flussufer.
  2. Bitumengewinnung und -verarbeitung: Der Abbau von Bitumen - einem schwarzen, klebrigen Stoff, der aus Erdöl gewonnen wird - im mittleren Teil des Flusses verursacht schwere Umweltschäden. Die illegale Entsorgung von Bergbauabfällen dauert an und gefährdet Lebensräume und Wassersysteme. Diese Praktiken sind zwar verboten, doch werden diese Verbote nur unzureichend geahndet.
  3. Wasserentnahme: Die übermäßige Wasserentnahme für die Landwirtschaft, die Industrie und den Tourismus trägt zu einer Verringerung der Wassermenge im Fluss bei, was wiederum die aquatischen Ökosysteme und die flussabwärts gelegenen Gemeinden beeinträchtigt. Da der Klimawandel die Wasserverfügbarkeit in der Vjosa bis 2050 voraussichtlich um 30 Prozent verringern wird, wird die unkontrollierte Wasserentnahme zu einer noch größeren Bedrohung.
  4. Kiesentnahme: Die kontinuierliche Kiesentnahme an der Vjosa beeinträchtigt die Hydrologie des Flusses, zerstört die Laichplätze der Fische und destabilisiert das Flussbett.
  5. Städtische Abfälle und Abwässer: Eine unzulängliche Abfall- und Abwasserwirtschaft verschmutzt  die Vjosa und gefährdet die Tierwelt sowie die öffentliche Gesundheit. Mülldeponien befinden sich oft zu nahe an den Ufern des Flusses, so dass die Gefahr einer Verschmutzung bei Hochwasser besteht. Ländliche Gebiete tragen in erheblichem Maße zur Kunststoffverschmutzung bei, und unbehandelte Abwässer werden direkt in den Fluss Vjosa eingeleitet.

Zusätzlich zu diesen fünf Hauptbedrohungen gefährdet die unkontrollierte Entwicklung des Tourismus die ökologische Integrität des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks. Während nachhaltiger Tourismus willkommen ist, stellt die rasche und schlecht geplante Expansion von touristischer Infrastruktur eine Herausforderung für die Erhaltung von Lebensräumen, das Besuchermanage-ment und die ökologische Widerstandsfähigkeit dar.

Was jetzt geschehen muss

 

Die Schwere einiger dieser Umweltverschmutzungen würde selbst außerhalb eines Schutz-gebiets als Umweltverbrechen gelten. Im Kontext eines neu gegründeten Nationalparks sind solche Verstöße besonders skandalös und erfordern sofortige Maßnahmen, um die Glaub-würdigkeit der Ausweisung als Schutzgebiet zu bewahren. Daher fordern wir die albanische Regierung sowie das Ministerium für Tourismus und Umwelt auf:

  • Strenge Vorschriften durchzusetzen, um extraktive und umweltverschmutzende Aktivitäten wie Bitumenabbau, Ölverschmutzungen und Kiesgewinnung zu überwachen und zu verhindern.
     
  • Unternehmen der Rohstoffindustrie zu verpflichten, Renaturierungsprojekte nach dem Verursacherprinzip („Polluter Pays“-Prinzip) zu entwickeln und umzusetzen.
     
  • Die Wasserentnahme streng zu kontrollieren und gemeinsam mit den Gemeinden und dem Landwirtschaftsministerium Maßnahmen zu ergreifen, um eine unsachgemäße Nutzung zu verhindern.
     
  • Die Standorte kommunaler Mülldeponien zu überprüfen und ggf. zu verlegen, um Plastikverschmutzung der Gewässer zu verhindern. Zudem sollten die Gemeinden Maßnahmen zur Sanierung bestehender Deponien erarbeiten und umsetzen müssen sowie ihre Abfallwirtschaftssysteme und Kläranlagen verbessern.
     
  • Die unkontrollierte Entwicklung und Ausweitung touristischer Infrastruktur in der Nähe des Vjosa Wildfluss-Nationalparks strikt zu überwachen, da diese die Biodiversität gefährden und die Schutzziele des Parks untergraben können.

 

Warum die Vjosa wichtig ist
 

Das Flusssystem der Vjosa beheimatet über 1.100 Arten, darunter 13 weltweit bedrohte Tier-arten, und zählt zu den letzten großen, frei fließenden Flüssen Europas. Ihre Ausweisung als IUCN-Nationalpark der Kategorie II war ein bedeutender Meilenstein für den internationalen Flussschutz. 

„Der Vjosa-Wildfluss-Nationalpark wird weltweit gefeiert, aber die Realität vor Ort sieht ganz anders aus. Ohne entschlossenen politischen Willen droht die Vjosa nur auf dem Papier geschützt zu sein“, sagt Olsi Nika von EcoAlbania.

 

Hintergrundinformationen:
  • Die Initiative zum Schutz der Vjosa ist Teil der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“, koordiniert von Riverwatch und EuroNatur. In Albanien ist EcoAlbania unser lokaler Partner. Bei unserem Einsatz für die Ausweisung der Vjosa als Wildfluss-Nationalpark kooperierten wir mit dem Outdoor-Unternehmen Patagonia. Die Kampagne wird unter anderem von der Manfred-Hermsen-Stiftung unterstützt.
  • Die Vjosa ist der letzte große Wildfluss Europas außerhalb Russlands. Auf ihrer fast 270 Kilometer langen Strecke fließt sie ungehindert von den Pindos-Bergen bis zur Adria. Im März 2023 – nach zehn Jahren unserer Kampagne – erklärte die albanische Regierung die Vjosa zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas.
Rohölaustritt © Riverwatch
 
Etwa 150 aktive Ölförderanlagen befinden sich im mittleren Abschnitt der Vjosa. Aus ihnen tritt regelmäßig Rohöl aus, sie verschmutzen das Wasser, zerstören Lebensräume und schädigen die heimische Tierwelt. © Riverwatch
 
Bitumen-Verarbeitungsanlage © Joshua.D.Lim
 
Bitumen-Verarbeitungsanlage am Ufer der Vjosa bei Selenica © Joshua.D.Lim

 

 

4. Mülldeponie „Majkosh“ der Gemeinde Tepelena © Joshua.D.Lim
 
Mülldeponie „Majkosh“ der Gemeinde Tepelena © Joshua.D.Lim

 

 

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur, Riverwatch und EcoAlbania 
 

Sonderbericht

Copyright: Moholoholo Wildlife Rehabilitation Center

Südafrika im Mai 2025

Massenvergiftung Weißrückengeier

Ein besonderer Bericht von ELISABETH ZOJA

[>>>Zum Bericht]

Ausstellung

Grafik: VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS

 

Natur und deutsche Geschichte

Glaube – Biologie – Macht

 

Neue Ausstellung
ab dem 14. November 2025 im
Deutschen Historischen Museum

Was ist gemeint, wenn von „Natur“ die Rede ist? Auf diese Frage sind in der deutschen Geschichte sehr unter-schiedliche Antworten gegeben worden. Regierungen sowie religiöse und politi-sche Bewegungen haben den Begriff der Natur definiert – und für sich bean-sprucht. In einer neuen Ausstellung zeigt das Deutsche Historische Mu-seum, wie unterschiedlich „Natur“ zu verschiedenen Zeiten im Spannungs-feld von Glaube, Biologie und Macht verstanden und politisch eingesetzt wurde. Der schillernde und vielseitige Begriff der „Natur“ wird in seiner histori-schen Breite und Tiefe ausgelotet.

Mehr Informationen beim DHM

Veranstaltungen

Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen

Ausstellung im Biosphären-Infozentrum Propstei Zella/Rhön ab 25. September

 

Eintauchen in geheimnisvolle Welten

Sie sind vielseitig, faszinierend – und unverzichtbar für unsere Ökosysteme: Pilze begleiten uns ständig, meist un-bemerkt, und spielen eine zentrale Rol-le im Kreislauf der Natur. Die neue Aus-stellung „Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen“ im Biosphären-Infozen-trum Propstei Zella/Rhön lädt ein, in die geheimnisvolle Welt der „heimlichen Herrscher“ einzutauchen. Mehr Infos:

www.biosphaerenreservat-rhoen.de 

NATUR Online  Kolumne

Beiträge zu wichtigen Nachhaltigkeits-themen aus der Redaktion

AKTUELLER  BEITRAG

Ohne Wasser geht es nicht

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WEITERE THEMEN

Es gibt kaum noch Dunkelheit

Ein Plädoyer für den Maulwurf

Kein Torf in den Topf

Steine blühen nicht


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NATUR Online   TV Tipps

Hannes Jaenicke
Im Einsatz für den Oktopus

Muss ein Tier erst kurz vor der Ausrot-tung stehen, damit der Mensch sich für es einsetzt? Für Jaenicke lautet die Antwort: nein. Der Schauspieler und Umweltaktivist macht sich auf die Spuren des Oktopus.

 

Faszinierende Natur Doku 
TV-Erstausstrahlung im ZDF
am 16. September 22:15 Uhr
und in der ZDF Mediathek

Dokumentation in 3sat Mediathek

Guter Biber – böser Biber?

Er ist wieder da, der Biber! Und mit ihm jede Menge Chancen und Risiken. Rund 1,5 Millionen Biber leben heute wieder in Europa – und befeuern eine mitunter hitzig geführte gesellschaft-liche Debatte. Denn die Tiere siedeln bevorzugt in tiefer gelegenen, dicht besiedelten Regionen. 

Der Abschuss eines Bibers bleibt das letzte Mittel – und wurde bisher, zumindest in der Schweiz, noch nie offiziell angewendet. In Deutschland hingegen gibt es allein in Bayern, bei einem Bestand von 25.000 Tieren, pro Jahr über 2.500 „letale Entnahmen“, wie es fachmännisch heißt.

 

Doku 50 Min. Verfügbar bis 15.03.2026

NATUR Online   Tipp

Naturnahe Gärten | Foto: Martin Kremer

Artenvielfalt gestalten und erleben

Vom Garten zur Naturoase
 
Spannender Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung
 
Ein Garten kann mehr sein als ein Stück Grün hinterm Haus: Er kann summen, zwitschern, blühen und sogar als kleines Paradies für seltene Tiere dienen. Wie aus einem gewöhnlichen Hausgarten eine lebendige Naturoase
wird, zeigt Frank Kunick am Donners-tag, den 2. Oktober 2025 um 19 Uhr in der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Hilders (Marienstraße 13)

 

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Mehr Informationen
Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung.[...]
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Veranstaltung 2026

Grenzenlos wandern

Der 123. Deutsche Wandertag findet vom 24. bis 27. September 2026 unter dem Motto „bewegt verbunden – Gemeinsam durch das Erzgebirge“ in Oberwiesenthal statt. Erstmals wird das traditionsreiche Großereignis eng mit der internationalen EURORANDO verknüpft, die bereits ab dem 20. September Wanderfreundinnen und -freunde aus ganz Europa ins deutsche und tschechische Erzgebirge führt.

Wer sich für den Deutschen Wandertag interessiert, findet nicht nur ein Wan-derfest, sondern auch eine Plattform für Vernetzung, Ehrenamt und Nachhaltig-keit. Der DWV lädt Vereine und andere Unterstützer ein, sich einzubringen und das Ereignis aktiv mitzugestalten.

www.wanderverband.de

Jetzt da | Kurzprogramm zum
38. Deutscher Naturschutztag

NATUR  MENSCH  ZUKUNFT
10. bis 14. März 2026 in Berlin
Freie Universität Berlin-Dahlem


Das ist der DNT: über 100 Fachvor-träge, Exkursionen (Berlin & Branden-burger Umland), Barcamps, Fach-Ausstellung, Berufsfeldforum Natur-schutz, Landesempfang, Lange Nacht des Naturschutzes und und und...

Informieren - Vernetzen - Mitgestalten!

Aktuelle Infos 

Anmeldungen ab Mitte November 2025

Programm & Anmeldung
DNT2026_Kurzprogramm.pdf
PDF-Dokument [367.2 KB]

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NATUR Online   Portraits

Pflanze des Monats (c) Stiftung für Mensch und Umwelt

Heimische Wildpflanzen

Die Pflanzen des Monats werden vor-gestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt. [>>>weiterlesen]

 

Gelbbeinige Kielsandbiene © Roland Günter

Heimische Wildbienen

Die Wildbienen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch
und Umwelt. 
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Aktualisiert am 2. Oktober 2025

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