21. Oktober 2024
Ostsee-Fangmengen: Mit Weitblick fischen
• | Ab Montag verhandeln EU-Fischereiminister:innen über Ostsee-Fangmengen | |
• | WWF fordert: „Grenzen des Ökosystems beachten und Beifang von Dorsch und westlichem Hering auf das unvermeidbare Minimum reduzieren“ |
Hamburg/Luxemburg: Ab Montag verhandeln die Fischereiminister:innen der EU darüber, wieviel Fisch 2025 in der Ostsee gefangen werden darf.
Der WWF fordert, die Festlegung der Fang-mengen an dem desolaten Zustand der Fischbestände und des Ökosystems Ostsee insgesamt auszurichten und vorsorglich unter den wissenschaftlichen
Fang-Empfehlungen zu bleiben.
„Das Ökosystem Ostsee ist längst am Limit. Das Zusammenspiel von jahrzehntelanger Über-fischung, Nährstoffüberschuss und Klimakrise hat fatale Auswirkungen: Die Bestände der heimi-schen
Brotfische Dorsch und Hering sind bereits kollabiert. Eine Kehrtwende ist nicht in Sicht, deshalb ist Vorsorge gefragt, die auch die Wechselwirkungen zwischen den Arten berücksichtigt“, betont
Philipp Kanstinger, Fischereiexperte beim WWF Deutschland. „In der Schollenfischerei wird immer auch Dorsch mitgefangen, weil beide Arten am Meeresboden leben. Es gibt nur noch so wenig
Dorsche, dass allein ihr Beifang eine Erholung des Bestands gefährdet. Daher muss die Beifangquote gekürzt werden.“ Zusätzlich müsse die Fischerei besser kontrolliert werden. Um zu verhindern, dass
Dorschbeifang verbotenerweise über Bord geworfen wird, braucht es auf See eine verpflichtende Überwachung des Fangs mithilfe von Kameras.
Auch die häufigen Fehlmeldungen aus der industriellen Fischerei auf Sprotte und Hering müssen durch bessere Kontrolle auf See und vorsichtig gesetzte Fangmengen eingedämmt werden. Der
Heringsbestand in der zentralen Ostsee zeigt erste, leichte Erholungstendenzen. Statt jetzt wie von der EU-Kommission geplant die Fangmenge zu verdoppeln und damit Erholung zu riskieren, sollte die
erhöhte Fangmenge vorsorglich unter der wissenschaftlichen Empfehlung bleiben, fordert der WWF. „Nutznießer der erhöhten Fangmenge sind vor allem industrielle Fischtrawler, deren Fang ins Tierfutter
geht. Für diese Verschwendung dürfen wir die Gesundheit des Öko-systems nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Hering und Sprotte sind wertvolle Speisefische und spielen im Nahrungsnetz der Ostsee
eine Schlüsselrolle“, so WWF-Experte Kanstinger. Die Klimakrise erschwert es Fischbeständen im kritischen Zustand, wieder
auf gesunde Größe anzuwachsen. Auch wissenschaftliche Prognosen waren da häufig zu optimistisch. Die Fischereiminister:innen müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und die langfristige
Gesundung statt kurzfristiger Erträge priorisieren. WWF-Experte Philipp Kanstinger sagt: „Man kann sich nicht ewig über die ökologischen Zusammenhänge und natürlichen Grenzen hinweg-setzen. Vorsorge
statt Nachsehen – das muss jetzt die Leitschnur sein“.
Quelle: WWF
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