19. Dezember 2023
Leitbildkommission zur Zukunft der Ostseefischerei schließt Arbeit ab
Beteiligte Umweltverbände: „Vereinbarte Maßnahmen schnell umsetzen“ / Fischerei kommt künftig aktivere Rolle im Meeresschutz zu
Berlin. In Berlin endete die Arbeit der “Leitbildkommission zur Zukunft der Ostseefischerei”.
Sie war beauftragt, im Spannungsfeld zwischen einem bedrohten Ökosystem und den Existenz-sorgen der Fischerei Maßnahmenempfehlungen für die Transformation der Ostseefischerei zu erarbeiten. Die
Verbände BUND, DUH, NABU und WWF vertraten in der Kommission den Umwelt- und Naturschutzsektor. Aus Verbändesicht bleibt als
positives Ergebnis, dass die Fischerei künftig eine aktivere Rolle im Meeresnaturschutz übernehmen und das Fischerei-management stärker an ökologischen Kriterien ausgerichtet werden soll. Auch nach
Einigung auf einen Abschlussbericht betonen die Verbände, dass die Erholung der Fischpopulationen und damit der Fischerei grundsätzlich auf der Erholung der Meeresumwelt basiert. Aufgrund des
dramatisch schlechten ökologischen Zustands der Ostsee und der zusammengebrochenen Populationen von Dorsch und Hering besteht dringender Handlungsbedarf.
Jetzt komme es darauf an, wie effektiv und wie schnell die vereinbarten Maßnahmen umgesetzt werden. Für den Meeresnaturschutz ist es gelungen, das Bekenntnis zum Ökosystemansatz im
Fischereimanagement im Bericht zu verankern. Auch die nationale Verteilung von Fangquoten soll überprüft werden, um in Zukunft ökologische und soziale Kriterien einzubeziehen, anstatt bisher
ausschließlich die historische Teilhabe. Der Fischerei wird bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz von Arten und Lebensräumen der Ostsee eine aktivere Rolle als bisher zuge-schrieben.
“Seit Jahren ist es offensichtlich, dass sich die Ostseefischerei wandeln muss. Um dem Fischerei-sektor dabei zu helfen, muss er sich aktiver beteiligen und auch die eigene Verantwortung für den
schlechten Zustand der Fischpopulationen und des Ökosystems anerkennen”, so die Verbände BUND, DUH, NABU und WWF.
Darüber hinaus verweist der Bericht klar auf die EU-Biodiversitätsstrategie, nach der zehn Prozent der deutschen Meeresfläche in Ost- und Nordsee anhand ökologischer Kriterien identifiziert und bis
zum Jahr 2030 unter strengen Schutz gestellt werden müssen. “Das sind Errungenschaften, hinter die wir nicht zurückfallen dürfen. Im nächsten Jahr wird aus der Leitbildkommission Ostseefischerei die
Zukunftskommission Fischerei für Nord- und Ostsee. Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse dort als Ausgangspunkt genommen und nicht in Frage gestellt werden”, betonen die Verbände.
Für die Zukunftskommission sehen die vier Umweltverbände vor allem das zuständige Bundes-landwirtschaftsministerium in der Pflicht. Das BMEL müsse die Ansätze der Fischerei zur kritischen
Selbstreflexion unterstützen, die Diskussionen zur Fischereipolitik im Lichte europä-ischer Verpflichtungen zum Meeresnaturschutz fortsetzen und die Erkenntnisse aus dem Prozess der
Leitbildkommission konstruktiv nutzen.
“Die Bedürfnisse für Umwelt, Mensch und Fischerei sind klar, die Gesprächsbereitschaft ist gegeben und die Instrumente sind bekannt, jetzt
muss die Politik die Voraussetzung dafür schaffen, dass die Transformation stattfinden kann.” Mit diesem Appell der Umweltverbände wird heute der Endbericht an die zuständige
Staatssekretärin des Bundesministeriums für Land-wirtschaft und Ernährung, Silvia Bender, übergeben.
Weitere Informationen:
Die Leitbildkommission war vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung eingesetzt und hatte den Auftrag, in einem partizipativen Prozess ein Leitbild zu erarbeiten, wie die Zukunft der deutschen Ostseefischerei aussehen sollte. Entsprechend des partizipativen Ansatzes waren Vertreter:innen der Umwelt- und Fischereiverbände, der Wissenschaft, Verwaltung und der Gesellschaft Teil der Kommission. Das insgesamt 30-köpfige Gremium arbeitete seit November 2022 und traf zu insgesamt zehn Präsenzsitzungen zusammen.
Quelle: WWF, Gemeinsame Pressemitteilung mit BUND, DUH und NABU |
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