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8. November 2023 | Interview mit dem GNA-Projektmanager Dr. Helmut Steiner

 

Mit dem Roboter gegen die Herbstzeitlose

Bekämpfungsprojekt der GNA geht in die nächste Phase

Main-Kinzig-Kreis. Langsam setzt sich das kastenförmige Gefährt in Bewegung. Ein leises Brummen, dann fährt ein Bohrer in den Boden und hinterlässt ein kleines Loch …

Was sich anhört wie von einer Forschungsmission auf dem Mars findet in Wirklichkeit auf der Erde statt. Genauer gesagt in Erlensee bei Hanau. Im Rahmen des vom Land Hessen geförderten Forschungsprojekts „Rückdrängung der Herbstzeitlosen aus extensiv genutztem Grünland mit innovativen, naturverträglichen Methoden“ kommen zwei Roboter der Firma Paltech GmbH zum Einsatz, die die Blüte der Herbstzeitlose erkennen und die Pflanze mitsamt Wurzelknolle ausbohren sollen. Im Zuge dessen sprach Konstantin Helder, Student der Landschaftsökologie der Uni Münster mit Dr. Helmut Steiner von der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA), der die Projektleitung des von der GNA geführten Projekts innehat:

Herr Dr. Steiner, wie froh sind Sie, dass es nach einer Vorbereitungszeit von über einem Jahr endlich losgeht und Sie die Roboter in Aktion sehen?

„Die Herbstzeitlose ist ein Thema, das allen unter den Nägeln brennt, die mit Landwirtschaft und Naturschutz zu tun haben. Selbstverständlich sind wir daher sehr froh, dass die Roboter endlich fahren.“

Warum braucht es überhaupt eine naturverträgliche Methode, um die Herbstzeitlose zurückzudrängen?

„Eine solche Methode braucht man aus zwei Gründen: Aus Sicht der Landwirte sind die extensiv bewirtschafteten Flächen nicht nutzbar, solange die Herbstzeitlose auf den Flächen steht, da diese selbst im Heu noch stark giftig für Pferde und Rinder ist. Da das Grünland aber sehr wertvoll ist, soll die Herbstzeitlose ausschließlich mit naturverträglichen Methoden bekämpft werden. Aus Sicht des Naturschutzes ist der Erhalt der Flächen extrem wichtig, da sie bei Nichtnutzung nach und nach verbuschen und dann für bestimmte Zielarten nicht mehr nutzbar sind.“

Das heißt, dass sich die Situation für gefährdete Arten wie zum Beispiel für die beiden Wiesenknopf-Ameisenbläulinge oder auch typische Wiesenvögel wie Kiebitz, Bekassine und Brachvogel indirekt durch das Auftreten der Herbstzeitlosen zuspitzen könnte?

„Wie gerade ausgeführt gehen wichtige Habitate durch das Einstellen der Bewirtschaftung verloren und damit natürlich auch die darauf spezialisierten Arten. Da viele typische Wiesenarten sowieso schon stark gefährdet sind, können wir es uns nicht erlauben, noch mehr Habitate, sprich extensiv bewirtschaftete Wiesen, zu verlieren.“

Sollten wir nach den Erfahrungen der letzten Jahrhunderte dennoch nicht etwas vorsichtiger mit dem Gedanken umgehen, Arten gezielt zu bekämpfen?

„Dieser Grundgedanke ist sicher richtig, wenn es sich um ursprüngliche Natur handelt. Man muss sich aber klar machen, dass wir hier von einer Kulturlandschaft reden, in die der Mensch schon immer eingegriffen hat und die auch erst durch den Menschen und seine Nutzung entstehen konnte.“

Was ist neben dem niedrigeren Aufwand und den damit verbundenen wirtschaftlichen Vorzügen denn noch vorteilhaft beim Einsatz eines solchen Roboters? Gibt es auch naturschutzfachliche Gewinne, die nur durch diese Methode erzielt werden können?

„Aus Naturschutzsicht ist ein großer Vorteil, dass es sich um eine rein mechanische Bekämpfung handelt. Darüber hinaus kann diese Methode ganz gezielt nur auf eine einzige Art angewandt werden und beeinflusst dahingehend keine weiteren Arten.“

Wie wird denn überprüft, ob die durchgeführten Maßnahmen tatsächlich erfolgreich sind und zu einer Abnahme der Herbstzeitlosen-Dichte auf extensiv bewirtschafteten Wiesen führen?

„Wir kartieren die Flächen seit Jahren sowohl auf die Blüte im Herbst, als auch auf die Pflanze im Frühjahr, und werden das auch weiterhin machen, um zu untersuchen, wie sich die Populationen entwickeln.“

Also so ganz ohne menschliche Hilfe geht es dann doch nicht. Wie beurteilen Sie denn persönlich den Einsatz der kontrovers diskutierten KI jetzt auch in der Landwirtschaft und im Naturschutz? Anders gefragt: Ist aus Ihrer Sicht eine der anderen erprobten Maßnahmen überhaupt realistisch wirksam und durch die Landwirte auch gut umsetzbar?

„Wir haben momentan keine andere Methode, die wirklich vielversprechend und gleichzeitig nachhaltig ist. Zum Thema KI: Der Roboter soll lernen, die Pflanzen zu erkennen und einen optimalen Weg über die Fläche zu steuern. Das Gefährdungspotenzial halte ich dementsprechend in diesem Fall für sehr gering. Schon aus Kostengründen wird sich die „Intelligenz“ des Roboters darauf beschränken.“

Noch befindet sich das ganze Vorhaben in der Testphase. Das Projekt zu Rückdrängung der Herbstzeitlosen dauert noch bis 2027 an. Rechnen Sie bis dahin mit einer erfolgreichen Nutzung solcher Systeme, die auch seitens der Landwirte praktikabel und bezahlbar ist?

„Ehrlicherweise kann ich diese Frage aktuell nicht abschließend beantworten. Unser Projekt wird aber aufzeigen, ob ein solches Verfahren technisch machbar ist. Mit der Frage, wie eine kommerzielle Nutzung in Zukunft  aussehen kann, wird sich das Freisinger Startup Paltech beschäftigen, das wir natürlich gerne dabei unterstützen.“

Wie sieht der weitere Verlauf der Erprobung dieser komplett neuartigen Methode aus? Wird es im Frühjahr zur Zeit des Blattaustriebs einen erneuten Einsatz des Roboters geben?

„Auf jeden Fall! Im Frühjahr ist die Bekämpfung erfolgreicher, weil im Herbst nicht unbedingt alle Pflanzen blühen, dafür sind die Blüten besser zu erkennen als die Blätter.“

Gibt es Hinweise darauf, dass die Herbstzeitlose durch den Klimawandel eventuell von selbst in ihren Beständen dezimiert wird oder profitiert sie in Zukunft gar von den erhöhten Temperaturen und der Trockenheit?

„Hinweise gibt es keine, aber die Herbstzeitlose ist aus Westasien und dem Mittelmeerbereich eingewandert, von daher gehe ich davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie durch den Klimawandel von selbst zurückgedrängt wird.“

Im Oktober fand in Bischofsheim an der Rhön zu diesem Thema eine Fachveranstaltung mit Podiumsdiskussion statt, an der Sie als Referent teilnahmen. In weiten Teilen der Rhön bereitet die Herbstzeitlose den Landwirten ebenfalls erhebliche Probleme. Wie sieht es mit dem Einsatz von Robotern und KI in bergigem Gelände aus?

„Da sehe ich kein Problem. Jede Fläche, die sich durch landwirtschaftliche Maschinen bearbeiten lässt, kann auch von Robotern befahren werden. Das Besondere des Roboters ist, dass er autonom agiert und die Pflanzen selbstständig erkennen kann, alles andere ist im Grunde genommen altbewährte Maschinentechnik.“

Für ein erfolgreiches Ergebnis des Projekts ist eine enge Zusammenarbeit der Landwirtschaft mit dem Naturschutz essenziell. Inwieweit kann diese Zusammenarbeit ein Vorbild sein für andere Konfliktfelder zwischen Landwirtschaft und Naturschutz?

„Hier handelt es sich um einen speziellen Fall, da sich die Interessen von Naturschützern und Landwirten bei diesem Thema decken. Grundsätzlich ist natürlich aber jedes Projekt Vorbild, das zeigt, dass eine gute Zusammenarbeit beide Bereiche weiterbringt.“

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg beim weiteren Verlauf des Projekts.

Das Interview führte Konstantin Helder (GNA).

 

Zur Unterstützung ihrer wichtigen Projekte bittet die Gesellschaft für Naturschutz und Auenent-wicklung um Spenden auf das GNA Konto bei der Raiffeisenbank Rodenbach mit der IBAN:

DE 75 5066 3699 0001 0708 00. Die gemeinnützige Naturschutzorganisation ist berechtigt, Spendenbescheinigungen für das Finanzamt auszustellen.

Mehr Informationen gibt es unter www.gna-aue.de.

 

Quelle: Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung e.V.

 

 

 

 

 

Sonderbericht

Copyright: Moholoholo Wildlife Rehabilitation Center

Südafrika im Mai 2025

Massenvergiftung Weißrückengeier

Ein besonderer Bericht von ELISABETH ZOJA

[>>>Zum Bericht]

Ausstellung

Grafik: VISUAL SPACE AGENCY & STUDIO BENS

 

Natur und deutsche Geschichte

Glaube – Biologie – Macht

 

Neue Ausstellung
ab dem 14. November 2025 im
Deutschen Historischen Museum

Was ist gemeint, wenn von „Natur“ die Rede ist? Auf diese Frage sind in der deutschen Geschichte sehr unter-schiedliche Antworten gegeben worden. Regierungen sowie religiöse und politi-sche Bewegungen haben den Begriff der Natur definiert – und für sich bean-sprucht. In einer neuen Ausstellung zeigt das Deutsche Historische Mu-seum, wie unterschiedlich „Natur“ zu verschiedenen Zeiten im Spannungs-feld von Glaube, Biologie und Macht verstanden und politisch eingesetzt wurde. Der schillernde und vielseitige Begriff der „Natur“ wird in seiner histori-schen Breite und Tiefe ausgelotet.

Mehr Informationen beim DHM

Veranstaltungen

Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen

Ausstellung im Biosphären-Infozentrum Propstei Zella/Rhön ab 25. September

 

Eintauchen in geheimnisvolle Welten

Sie sind vielseitig, faszinierend – und unverzichtbar für unsere Ökosysteme: Pilze begleiten uns ständig, meist un-bemerkt, und spielen eine zentrale Rol-le im Kreislauf der Natur. Die neue Aus-stellung „Pilze – Mehr als kulinarische Delikatessen“ im Biosphären-Infozen-trum Propstei Zella/Rhön lädt ein, in die geheimnisvolle Welt der „heimlichen Herrscher“ einzutauchen. Mehr Infos:

www.biosphaerenreservat-rhoen.de 

NATUR Online  Kolumne

Beiträge zu wichtigen Nachhaltigkeits-themen aus der Redaktion

AKTUELLER  BEITRAG

Ohne Wasser geht es nicht

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WEITERE THEMEN

Es gibt kaum noch Dunkelheit

Ein Plädoyer für den Maulwurf

Kein Torf in den Topf

Steine blühen nicht


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NATUR Online   TV Tipps

Hannes Jaenicke
Im Einsatz für den Oktopus

Muss ein Tier erst kurz vor der Ausrot-tung stehen, damit der Mensch sich für es einsetzt? Für Jaenicke lautet die Antwort: nein. Der Schauspieler und Umweltaktivist macht sich auf die Spuren des Oktopus.

 

Faszinierende Natur Doku 
TV-Erstausstrahlung im ZDF
am 16. September 22:15 Uhr
und in der ZDF Mediathek

Dokumentation in 3sat Mediathek

Guter Biber – böser Biber?

Er ist wieder da, der Biber! Und mit ihm jede Menge Chancen und Risiken. Rund 1,5 Millionen Biber leben heute wieder in Europa – und befeuern eine mitunter hitzig geführte gesellschaft-liche Debatte. Denn die Tiere siedeln bevorzugt in tiefer gelegenen, dicht besiedelten Regionen. 

Der Abschuss eines Bibers bleibt das letzte Mittel – und wurde bisher, zumindest in der Schweiz, noch nie offiziell angewendet. In Deutschland hingegen gibt es allein in Bayern, bei einem Bestand von 25.000 Tieren, pro Jahr über 2.500 „letale Entnahmen“, wie es fachmännisch heißt.

 

Doku 50 Min. Verfügbar bis 15.03.2026

NATUR Online   Tipp

Naturnahe Gärten | Foto: Martin Kremer

Artenvielfalt gestalten und erleben

Vom Garten zur Naturoase
 
Spannender Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung
 
Ein Garten kann mehr sein als ein Stück Grün hinterm Haus: Er kann summen, zwitschern, blühen und sogar als kleines Paradies für seltene Tiere dienen. Wie aus einem gewöhnlichen Hausgarten eine lebendige Naturoase
wird, zeigt Frank Kunick am Donners-tag, den 2. Oktober 2025 um 19 Uhr in der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Hilders (Marienstraße 13)

 

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Mehr Informationen
Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung.[...]
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Veranstaltung 2026

Grenzenlos wandern

Der 123. Deutsche Wandertag findet vom 24. bis 27. September 2026 unter dem Motto „bewegt verbunden – Gemeinsam durch das Erzgebirge“ in Oberwiesenthal statt. Erstmals wird das traditionsreiche Großereignis eng mit der internationalen EURORANDO verknüpft, die bereits ab dem 20. September Wanderfreundinnen und -freunde aus ganz Europa ins deutsche und tschechische Erzgebirge führt.

Wer sich für den Deutschen Wandertag interessiert, findet nicht nur ein Wan-derfest, sondern auch eine Plattform für Vernetzung, Ehrenamt und Nachhaltig-keit. Der DWV lädt Vereine und andere Unterstützer ein, sich einzubringen und das Ereignis aktiv mitzugestalten.

www.wanderverband.de

Jetzt da | Kurzprogramm zum
38. Deutscher Naturschutztag

NATUR  MENSCH  ZUKUNFT
10. bis 14. März 2026 in Berlin
Freie Universität Berlin-Dahlem


Das ist der DNT: über 100 Fachvor-träge, Exkursionen (Berlin & Branden-burger Umland), Barcamps, Fach-Ausstellung, Berufsfeldforum Natur-schutz, Landesempfang, Lange Nacht des Naturschutzes und und und...

Informieren - Vernetzen - Mitgestalten!

Aktuelle Infos 

Anmeldungen ab Mitte November 2025

Programm & Anmeldung
DNT2026_Kurzprogramm.pdf
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Pflanze des Monats (c) Stiftung für Mensch und Umwelt

Heimische Wildpflanzen

Die Pflanzen des Monats werden vor-gestellt von der Stiftung Mensch und Umwelt. [>>>weiterlesen]

 

Gelbbeinige Kielsandbiene © Roland Günter

Heimische Wildbienen

Die Wildbienen des Monats werden vorgestellt von der Stiftung Mensch
und Umwelt. 
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Aktualisiert am 2. Oktober 2025

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