10. Oktober 2024
Wald bleibt CO2-Senke, aber Forstwirtschaft ist CO2-Quelle
Neue Bundeswaldinventur zeigt: Holznutzung durch hohe Einschläge nicht mehr nachhaltig
Hannover – Die neue Bundeswaldinventur belegt, dass seit 2017 in deutschen Wäldern im Rah-men der forstlichen Nutzung mehr Bäume gefällt wurden, also mehr Holz genutzt wurde, als nachgewachsen ist. Das bedeutet, dass die gesetzlich zur Nachhaltigkeit verpflichtete Forstwirt-schaft durch hohe Einschläge seit Jahren nicht mehr nachhaltig ist.
Als wichtigste Säule der forstlichen Nachhaltigkeit muss mehr Holz im Wald nachwachsen, als durch Fällung genutzt wird. Werden durch Schadereignisse also vermehrt kranke Bäume geschla-gen (Kalamitäts-Zwangsnutzung), müssen dafür entsprechend weniger gesunde Bäume gefällt werden, so dass die Holzmenge im Wald (Vorrat) und damit der Kohlenstoffspeicher nicht abneh-men. Außerdem führt der Klimawandel durch Trockenheit zu abnehmendem Holzzuwachs, was eine Anpassung der Holznutzungsmengen noch dringlicher macht.
Durch die nicht mehr nachhaltige Holznutzung wurde nun seit 2017 mehr CO2 aus Holz freige-setzt, als im Wald und in den Holzprodukten wieder gebunden werden konnte. Dies untergräbt die internationalen Ziele zum Klimaschutz, auf die sich auch Niedersachsen verpflichtet hat und ver-stößt gegen die gesetzlich verbindlichen Emissions-Reduktions-Ziele für CO2 im Landnutzungs-Sektor (LULUCF).
Dazu Dr. Nick Büscher, stellvertretender Vorsitzender des NABU Niedersachsen: „Fakt ist, dass der Wald weiter eine sehr effektive CO2-Senke und ein noch vielfach größerer CO2-Speicher ist. Die nicht mehr nachhaltige Forstwirtschaft ist aber nun zur CO2-Quelle geworden, da sie dem Wald mehr Holz entnimmt als in Zeiten der Klimakrise nachwachsen kann. Wir werden die Lan-desregierung auch daran messen, ob sie ihren Beitrag leistet, damit der Wald unverzüglich wieder die Klimaschutz-Ziele erreicht. Das kann nicht auf die lange Bank geschoben werden, denn der Klimawandel wartet nicht. Nachhaltigkeit darf kein Lippenbekenntnis sein: Holznutzung und Holzzuwachs müssen unverzüglich wieder ins Gleichgewicht gebracht werden."
Damit Niedersachsen seine verpflichtenden Klimaziele erreichen kann, muss der Einschlag ge-sunder Laubbäume und Kiefern so weit reduziert werden, dass sowohl der Verlust der Fichte als auch der dürrebedingte geringere Zuwachs ausgeglichen werden können. Nur so können die Holzvorräte wieder wachsen und die Senken-Leistung der Forstwirtschaft wieder hergestellt werden. Dies ist auch und gerade im Interesse der Forstwirtschaft, die die Nachhaltigkeit be-rechtigterweise zu ihrer Kernbotschaft erhoben hat. CO2-Emissionen durch Übernutzung der Holzvorräte schaden durch die daraus folgende Verstärkung der Erderhitzung der Forstwirtschaft zuallererst. Außerdem könnten auf die Forst- und Holzwirtschaft durch Einbeziehung in den CO2-Emissionshandel erhebliche finanzielle Risiken zukommen.
Quelle: NABU
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