18. November 2024
Atommüll Schweiz: Das unsichere Endlager unterm Geldberg rückt näher
Die Schweiz will das Endlager für Atommüll an der Grenze zu Deutschland im Gebiet "Nördlich Lägern", wenige Kilometer südlich der
deutschen Gemeinde Hohentengen bauen. Die Schweizer Behörden werden in dieser Woche über den geplanten Bau des Endlagers im Kanton Zürich informieren. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung
radioaktiver Abfälle (Nagra), die als Bauherrin fungiert, will beim Bundesamt für Energie (BFE) die Rahmenbewilligungsgesuche für das geologische Tiefenlager für radioaktive Abfälle einreichen.
Zugleich beantragt die Nagra die Rahmenbewilligung für den Bau einer "Brennelementverpackungsanlage", die grenznah im aargauischen Würenlingen das atomare Risiko erhöhen wird.
Die Standortauswahl, für den besten aller schlechten Standorte eines atomaren Endlagers in der Schweiz spricht für eine gewisse Verzweiflung der Schweizer AKW-Betreiber und der Nagra und
verheißt nichts Gutes. Atommüll, der eine Million Jahre sicher verwahrt werden muss, braucht eine gute Geologie und nicht gute Worthülsen.
Für den Standort gibt es allerdings auch einige Argumente:
Der extrem grenznahe Standort entspricht einem alten europäischen Prinzip: Nationale Vorteile werden genossen - Risiken aber
international verteilt. Wir Deutschen haben mit unseren politisch gewählten Atommüll-Standorten Gorleben/Morsleben an der ehemals innerdeutschen Grenze, sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Plutonium
hat eine längere Halbwertszeit als National-staaten.
Bei einem Endlager, das Sicherheit für eine Million Jahre geben soll, muss die Geologie im Vordergrund stehen und nicht die, auch mit 800 Millionen Schweizer Franken erkaufte, politische
Durchsetzbarkeit.
Die wichtigen offenen Fragen und berechtigten Zweifel im Bereich der Geologie beim Standort "Nördlich Lägern" müssen jetzt kritisch und vor allem unabhängig und neutral geprüft werden. Hier steht auch das Land Baden-Württemberg in Verantwortung.
Eventuell könnte in den geologischen Formationen der Schweiz schwach- und mittelradio-aktive Abfälle mit vernachlässigbarer
Wärmeleistung und vorwiegend kurzlebigen radio-aktiven Stoffen mit kurzer Halbwertszeit endgelagert werden. Es wachsen allerdings die Zweifel, ob die Schweiz in der Lage ist, den
langlebig-hochradioaktiven Müll im eigenen Land für eine Million Jahre sicher zu lagern.
Quelle: Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein, (Der Autor war 30 Jahre lang BUND-Geschäfts-führer und ist Mitglied im Vorstand des Trinationalen Atomschutzverbandes TRAS)
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