10. Dezember 2025 | Smart statt Gas
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Aktuelle Analyse von BUND und Gaswende zeigt Vorteile von Flexibilisierung im Energiesystem
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Die Förderung und Nutzung von Erdgas sind teuer, zerstören Umwelt und Klima und machen Deutschland abhängig von anderen Ländern I
(c) cwizner via canva
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Berlin. Aktuell treibt die Bundesregierung den Zubau von neuen klimaschädlichen Gaskraftwerken mit der Kraftwerksstrategie voran. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Gaswende kritisieren diese einseitige Strategie als klimapolitisch schädlich und plädieren für einen Fokus auf die Flexibilisierung des Energiesystems. Eine heute veröffentlichte Analyse mit Berechnungen des Reiner Lemoine Instituts (RLI) untermauert die Vorteile einer solchen smarten Strategie für Kostensenkung, Resilienz und das Erreichen der Klimaziele.
Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim BUND: „Mit ihrem einseitigen Fokus auf neue Gaskraftwerke gefährdet Bundesministerin Reiche die Klimaziele, zementiert fossile Abhängig-keiten und treibt die Strompreise nach oben. Stattdessen muss sie endlich die Flexibili-sierung des Energiesystems voranbringen und den Ausbau der Erneuerbaren konsequent weiterführen. Das sorgt dafür, dass es nur wenige Stunden im Jahr überhaupt ein Back-Up braucht. Reiche hat außerdem keinen Plan vorgelegt, wie ihre neuen Kraftwerke rechtzeitig klimaneutral werden sollen. Das ist unverantwortlich angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise.”
Flexibilitäten verringern Einsatz von Kraftwerken erheblich
Die Analyse der beiden Organisationen beinhaltet auch Berechnungen des RLI zu den Auswir-kungen von Flexibilitäten auf den Einsatz von Kraftwerken mit Blick auf das Zieljahr 2045. Die Berechnungen basieren auf der Annahme, dass die aktuellen Ziele der Bundesregierung wie Erneuerbaren-Ausbau und Klimaneutralität 2045 erreicht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass innovative Flexibilitätsoptionen wie der Einsatz von Batteriespeichern, bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen oder Lastverschiebung in der Industrie kurzfristige und teure Spitzen im Stromsystem deutlich abmildern.
Dadurch kommen Kraftwerke insgesamt deutlich weniger zum Einsatz: Bis zum Jahr 2045 kann laut den Berechnungen die Stromerzeugung in Kraftwerken um bis zu 45 Prozent reduziert werden gegenüber einer Strategie, die nicht auf Flexibilitäten setzt. Die Einsatzstunden dieser Anlagen gehen um fast ein Drittel (32 Prozent) zurück. Das bringt Kostenvorteile und macht das Energiesystem resilienter, weil die Importabhängigkeit sinkt. Die Grenzpreise – also die im jeweiligen Moment von der teuersten noch benötigten Erzeugungseinheit gesetzten Preise – könnten im Jahresschnitt um 12 Prozent geringer ausfallen.
Tina Loeffelbein, Projektleiterin bei der Gaswende: „Flexibilitäten wie Batteriespeicher und Lastmanagement stehen im mehrstelligen Gigawattbereich in den Startlöchern. Sie müssen jetzt durch kluge Rahmensetzung konsequent ermöglicht und netzdienlich eingebunden werden. Es ist unverantwortlich, dass die Bundesregierung nur einen kleinen Teil der Kraftwerksstrategie dafür öffnet und ansonsten auf fossile Gaskraftwerke setzt.“
Nur grüner Wasserstoff passt zu einem klimaneutralen Energiesystem
Laut bisher bekannt gewordener Einigung zur Kraftwerksstrategie sollen neue Gaskraftwerke „H2-ready“ sein – bislang ein Etikett ohne klimapolitische Konsequenz. Es fehlt ein verbindlicher Fahrplan, um die Kraftwerke bis spätestens zum Jahr 2035 auf den Betrieb mit grünem Wasser-stoff umzustellen. Zudem soll die Nutzung aller Wasserstoffarten sowie von CCS (Carbon Capture and Storage) möglich sein. Die vorgelegte Analyse zeigt jedoch in einem Vergleich der aktuell diskutierten Dekarbonisierungsoptionen, dass nur grüner Wasserstoff als klimaneutraler Brennstoff in Frage kommt. Alle anderen Optionen sind weder mit Blick auf Klima und Umwelt noch auf zu erwartende Strompreise oder ihren technologischen Reifegrad Alternativen. Das ist auch mit Blick auf den geplanten Kapazitätsmarkt relevant, über den ab 2027/28 noch mehr Kraftwerke Subventionen erhalten könnten.
Graichen: „In einem klimaneutralen Energiesystem kann einzig grüner Wasserstoff in eng begrenztem Umfang in Spitzenlastkraftwerken zum Einsatz kommen. Andere Wasserstoffarten und CCS schädigen Klima und Umwelt massiv und treiben die Strompreise stärker nach oben. Von einer klaren Weichenstellung im Stromsektor würde auch die Industrie profitieren, da Wasserstoffkraftwerke als Ankerkunden den Hochlauf von grünem Wasserstoff sichern und damit perspektivisch die Produktionskosten senken.“
Quelle: BUND |
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