9. August
Forte Energie in Cuxhaven und Bremen auf dem Holzweg Umweltorganisationen veröffentlichen Infopapier und fordern Absage an geplantes Holzheizkraftwerk
Hannover/Cuxhaven - Die Umweltorganisationen ROBIN WOOD, NABU, DUH, Biofuelwatch, Fridays for Future Cuxhaven, Parents for Future Cuxhaven und BUND Cuxhaven haben ein neues Informationspapier zum Energieunternehmen Forte Energie (ehemals Holzheizkraftwerke Cuxhaven GmbH) veröffentlicht. Das Dokument klärt aktuell über die Aktivitäten und Planungen des Unternehmens in Norddeutschland auf und informiert allgemeinverständlich über die Folgen von Holzverbrennung für Umwelt und Klima.
Forte Energie baut seit Anfang 2020 in Cuxhaven an einem Holzheizkraftwerk, das jährlich min-destens 100.000 Tonnen unbehandeltes Holz verbrennen soll, darunter einen großen Anteil an Primärholz, das direkt aus dem Wald stammt. Die große Menge Holz, die jährlich verbrannt wer-den soll, lässt den Rückschluss zu, dass das Heizkraftwerk das ganze Jahr über im Grundlast-betrieb laufen soll – unabhängig davon, wie hoch der Wärme- und Strombedarf gerade ist. Das Unternehmen erhält für jede Kilowattstunde des eingespeisten Stroms EEG-Förderung gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. In Bremen Farge hofft das Unternehmen, ein ebenso großes Heizkraftwerk auf dem Gelände von Onyxs stillgelegten Kohlekraftwerks bauen zu dürfen.
Die Umweltorganisationen kritisieren dies scharf: „Gerade an der windreichen Nordseeküste ist ein unflexibles und Ressourcen verschwendendes Holzheizkraftwerk ein Hindernis für die Ener-giewende. Die vermeintliche nachhaltige Fernwärmeversorgung dient Forte Energie nur als Fei-genblatt für ein klimaschädliches Geschäftsmodell – dies liegt auch an einer falschen nationalen Förderpolitik“, heißt es im Infopapier.
In der Öffentlichkeit betreibt das Unternehmen Greenwashing, indem es verlauten lässt, es inves-tiere in sogenannte „saubere Energie und Infrastruktur“, womit das Verbrennen von Holz und an-derer Biomasse zur Energiegewinnung gemeint ist. Doch die Holzverbrennung ist nach Auffas-sung der Umweltorganisationen keine saubere Energiequelle. Die CO2-Emissionen pro Energie-einheit liegen wegen des geringeren Brennwertes von Holz vergleichbar hoch wie bei Kohle. Die Umweltorganisationen arbeiten bereits seit Jahren daran, diese Tatsache einer breiten Öffentlich-keit und der Politik zu verdeutlichen, und Holzverbrennung als klimaschädliche Scheinlösung für den Kohleausstieg zu kennzeichnen.
In Cuxhaven mangelte es zudem während des Genehmigungsverfahrens an Transparenz und Offenheit des Unternehmens. So fand das Verfahren nur deshalb ohne Beteiligung der Öffentlich-keit statt, weil die Leistung der Kessel insgesamt knapp unter 50 Megawatt (MW) liegen sollte. Doch die Leistung der Kessel, die installiert wurden, überschreitet nun diese Grenze. Zudem wur-den seitdem Angaben zur Menge an Holz, das pro Stunde in dem Kraftwerk verbrannt werden soll, kommuniziert, die ebenfalls auf eine künftige Überschreitung der 50 MW-Grenze hinweisen.
Wo das Holz für die geplante Verbrennung in Cuxhaven herkommen soll, ist auch dem Betreiber anscheinend noch nicht klar. Nachdem zunächst beteuert worden war, dass der Brennstoff maxi-mal aus einem Umkreis von 100 km beschafft werden solle, sprach das Unternehmen 2021 von Importen aus den baltischen Staaten und 2022 von möglichen Importen aus Skandinavien. „Das würde bedeuten, dass Deutschland seine Energiewende auf Kosten der Ökosysteme anderer Länder bewerkstelligt", heißt es dazu im Info-Papier der Umweltorganisationen.
Auch Altholz statt Frischholz zu verwenden, ist keine Alternative, da sich das allermeiste Altholz in der Spanplattenproduktion gut nutzen lässt. Vor allem unbelastetes Altholz, das laut Genehmi-gungsbehörde in Cuxhaven auch verbrannt werden darf, ist sehr gut stofflich nutzbar.
Das Vorhaben in Cuxhaven dürfte nicht das einzige klimaschädliche Projekt des Unternehmens bleiben. So hat Forte Energie Interesse daran bekundet, ein ähnliches Holzheizkraftwerk wie in Cuxhaven in Bremen-Farge auf dem Gelände des dortigen im März 2024 stillgelegten Steinkohle-kraftwerks zu errichten.
Aus Sicht der Umweltorganisationen sollten die Städte Cuxhaven und Bremen, anstatt die Holz-verbrennung massiv auszuweiten, auf eine wirklich erneuerbare Wärmeversorgung setzen. Mit der Nutzung von Meerwasser und anderen (Ab-)Wärmequellen durch Großwärmepumpen sowie mit überschüssigem Windstrom gespeiste Power-to-Heat-Anlagen stehen hier vielfältige Lösungs-möglichkeiten zur Verfügung. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung sollten die Städte dar-auf hinwirken, dass diese echten klimafreundlichen Alternativen priorisiert und realisiert werden.
Quelle: NABU Niedersachsen
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