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3. September 2024

 

Republik Moldau: Energiewende mit Gülle, Mist und Trester

 

Osnabrück. Energiesicherheit, Energieversorgung – und beides in Kombination mit mehr Umwelt-schutz: Diese Themen stehen im Mittelpunkt einer Delegationsreise der Deutschen Bundes-stiftung Umwelt (DBU) unter Leitung von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde in die Repub-lik Moldau. Mit dabei sind bis zum 5. September Projektpartner aus Niedersachsen, Sachsen und Bayern. „In drei aktuellen moldauischen DBU-Projekten geht es unter anderem darum, Know-how für den Bau von Biogasanlagen zu vermitteln“, so Bonde. „Das ist ein Beitrag zur Energiewende mit Gülle, Mist und Trester für Strom- und Wärmeerzeugung.“

 

„Nachhaltige Energieversorgung im Land verankern“

 

Nach Bondes Worten hat die Bioenergie-Erzeugung in der Republik Moldau einen besonders hohen Stellenwert. „Das kleine landwirtschaftlich geprägte Land bietet dafür hervorragendes Po-tenzial“, so der DBU-Generalsekretär. „Wir wollen zusammen mit den Menschen mittels unserer Moldau-Projekte auch Wege ebnen, damit sich eine zukunftsfähige und zugleich nachhaltige Energieversorgung im Land verankern lässt.“ Eine solche „Bürgerenergie“, die von lokalen und regionalen Stakeholdern aus dem Umwelt- und Klimabereich, aber auch von mittelständischen Betrieben sowie Behörden getragen werde, „hat zugleich das Zeug, dem Land Aussicht auf Energiesicherheit und -unabhängigkeit zu verschaffen“. 

 

Ausbau der energetischen Verwertung von agrarischen Reststoffen

 

Neben Gesprächen in der Deutschen Botschaft, Briefings zur moldauischen Umwelt- und Land-wirtschaftspolitik sowie einem Treffen im Landwirtschaftsministerium der Republik Moldau ist ein Aufenthalt im Landkreis Anenii Noi sowie am dort befindlichen Fluss Nistru geplant. Die Heraus-forderung in dieser Region erklärt DBU-Experte Jörg Lefèvre so: „Die energetische Verwertung von Gülle, Mist, Altspeisefetten oder von Trester, der als gepresste Masse im Obst- und Weinbau nach der Verwertung übrigbleibt, kann erheblich ausgebaut werden. Bislang verschmutzen die landwirtschaftlichen Abfallstoffe noch zu sehr Böden und Gewässer.“

 

Biogasanlagen bieten strategischen Vorteil beim Ausbau der erneuerbaren Energien in der Republik Moldau

 

Als Energieträger für die Biogasanlagen sind explizit agrarische Reststoffe vorgesehen, also keine Feldfrüchte wie Mais. Laut Lefèvre wollen drei aktuelle Moldau-Projekte der DBU mit Laufzeiten bis Ende dieses und nächsten Jahres sowie Fördersummen von jeweils 123.000 bis 142.000 Euro Bewegung in den Ausbau von erneuerbaren Energien (EE) und hin zu einer Energiewende in der Republik Moldau bringen. Biogasanlagen bieten Lefèvre zufolge einen strategischen Vorteil im Vergleich etwa zu Photovoltaik oder Windkraft – obgleich auch diese beiden EE-Varianten in der Republik Moldau eine Rolle spielen. Der DBU-Referent: „Mit einer Biogasanlage kann man dann Energie erzeugen, wenn man sie braucht. Das ist gerade in der Republik Moldau mit seinen langen, oft regnerischen Wintern ein Trumpf, um Strom und Wärme zu produzieren.“ Und: Die Verwendung der Reststoffe ist in einer Biogasanlage flexibel zu steuern. Während Gülle länger lagern kann, muss Trester, der von September bis November anfällt, binnen vier Wochen verwertet werden, „sonst verrottet er“, so Lefèvre. Neben den Wohnungen würden von der Bio-energie etwa beheizte Schulen ebenso profitieren wie städtische Betriebe, die auf Wasserpumpen und -filter angewiesen seien.

 

Hoher Modellcharakter der DBU-Projekte in der Republik Moldau

 

DBU-Generalsekretär Bonde betont den „hohen Modellcharakter der DBU-Projekte in Moldau“.

Es gehe nicht allein um innovative Technologie für den Bau etwa von Biogasanlagen. „Wir wollen auch Wissen vermitteln, wie man den notwendigen organisatorischen Aufbau bewältigt, welche Finanzierungsmodelle für Bäuerinnen und Bauern in Frage kommen und wie man am besten Dienstleister sowie Partnerverbände und Behörden für eine dezentrale Energieerzeugung ins Boot holt.“ Genau das ist das Ziel eines DBU-geförderten Vorhabens in der 6000-Einwohner-Gemeinde Caz Cosnita nahe der Hauptstadt Chisinau, in dem ein innovatives Bürgerenergie-modell entwickelt wird – „und als Blaupause für 150 andere Dörfer ähnlicher Größe und Be-schaffenheit dienen kann“, so Bonde.

 

Republik Moldau neu im MOE-Fellowship-Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

 

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt als eine der größten Umweltstiftungen Europas mit einem Stiftungskapital von rund 2,5 Milliarden Euro versteht sich zwar in erster Linie als eine nationale Stiftung. Gleichwohl werden in kleinerem Umfang auch internationale Projekte gefördert: zum einen über das Fellowship-Programm der mittel- und osteuropäischen Staaten (MOE), zum andern mittels der Projektförderung. Die Republik Moldau ist im Sommer dieses Jahres in das MOE-Fellowship-Programm der DBU neu aufgenommen worden – wobei mittels der interna-tionalen Projektförderung seitens der DBU bereits seit 2010 diverse Vorhaben in dem Land unterstützt worden sind. Die sehr landschaftlich geprägte Republik zwischen Rumänien und der Ukraine ist von der Fläche fast so groß wie Baden-Württemberg, hat mit rund 2,6 Millionen Menschen aber längst nicht so viele Einwohnerinnen und Einwohner. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland Ukraine ist die politische Lage angespannt. Am 20. Oktober steht nicht nur die Präsidentenwahl bevor, sondern auch ein Referendum zur Frage, ob der Beitritt zur Europäischen Union (EU) als Ziel in der Verfassung verankert werden soll. Denn seit Dezember 2023 ist die Republik Moldau neben der Ukraine und Georgien EU-Beitritts-kandidatin. Am 25. Juni dieses Jahres hat die EU mit der Ukraine und der Republik Moldau die Beitrittsverhandlungen offiziell eröffnet. Noch ist die Abhängigkeit von Russland enorm: Mehr als 90 Prozent der Erdgaslieferungen stammen von dort. Hinzu kommt eine wirtschaftliche Bredouille: Durch die EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekriegs ist der Republik Moldau ein Großteil der Absatzmärkte weggebrochen. All das sind Gründe für das Land, im Wirtschafts- und Energiesektor mit einer eigenen Energiewende unabhängiger zu werden.

 

 

Quelle: DBU

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