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München. – In einer Woche beginnt in Samarkand (Usbekistan) die entscheidende Weltarten-schutz-Konferenz (CITES CoP20, 24.
November bis 5. Dezember 2025). Direkt im Anschluss an die Klimakonferenz in Baku entscheidet die Staatengemeinschaft über das Schicksal von mehr als 200 bedrohten Arten.
Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife warnt: Hinter dem internationalen Wildtierhandel stehen knallharte wirtschaftliche Interessen –
vom Sushi-Markt über Dekoartikel bis zur Unterhaltungs-branche. „Aale werden zu Sushi verarbeitet, Giraffen zu Sofakissen und Faultiere enden als Streicheltiere in Zoos“, sagt Daniela Freyer,
Artenschutz-Expertin bei Pro Wildlife. „Es geht um die Frage: Schützen wir die Artenvielfalt oder verkaufen wir sie?“
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| Dekadenz-Produkte bedrohen Ökosysteme |
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Die 51 Anträge auf der CITES-Konferenz offenbaren ein breites Spektrum der kommerziellen Ausbeutung: Aale – alle 17
Arten weltweit – sollen erstmals unter internationalen Schutz gestellt werden. Besonders Japan wehrt sich vehement gegen die Handelsbeschränkungen. „Japanische Aalgerichte mögen eine
Tradition sein, aber die Realität ist: Die Bestände sind durch Überfischung zusammengebrochen. Sushi darf nicht zum Sargnagel für eine ganze Tiergruppe werden“, betont die Biologin Freyer.
Auch in Europa sind Delikatessen eine Gefahr: Pro Wildlife-Recherchen belegen, dass die EU weltweit größter Importeur von Froschschenkeln ist. Millionen Frösche werden
jährlich aus der Natur entnommen – oft aus Südostasien, aber auch aus Südosteuropa. „Das ist ein unter-schätzter Biodiversitäts-Killer. Froschschenkel sind kein harmloser Gaumenkitzel – sie ziehen
der Natur buchstäblich die Beine weg“, so die Pro Wildlife Sprecherin. Die EU beantragt erstmals Handelskontrollen für Wasserfrösche, eine Initiative, die Pro Wildlife ausdrücklich
unterstützt.
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| Von lebender Deko bis zu Aberglaube |
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Der Lebendtierhandel boomt – mit fatalen Folgen: Faultiere werden für Zoos und für interaktive Begegnungen im
Tourismus aus ihrem Lebensraum gefangen. Einzigartige Tiere wie Goldbauch-mangaben und Galapagos-Leguane enden im Privatzoo einer indischen Milliardärsfamilie oder als exotisches
Haustier. „Diese Tiere sind weder Kuscheltiere noch Prestigeobjekte. Sie gehören in ihre natürlichen Lebensräume“, kritisiert Freyer.
Besonders perfide: Aus Giraffen werden Sofakissen, Knochenschnitzereien und andere Dekoartikel gefertigt. In den letzten fünf Jahren wurden allein 2.400 Jagdtrophäen sowie
Tausende Deko-Artikel aus Giraffenknochen gehandelt – trotz schrumpfender Bestände. Auch Aberglaube und traditionelle Medizin treiben den Tierhandel an: Geier und Nashörner werden
für vermeintliche Heilmittel gewildert, Rochen wegen ihrer Kiemen für die traditionelle asiatische Medizin gejagt.
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| Pro Wildlife deckt illegale Handelsnetzwerke auf |
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Im Rahmen der CITES-Vorbereitungen hat Pro Wildlife ein kriminelles Netzwerk hinter dem Schmuggel von Galapagos-Leguanen aufgedeckt.
„Unsere Untersuchungen zeigen: Der illegale Wildtierhandel ist professionell organisiert. Ohne konsequente Schutzmaßnahmen haben be-drohte Arten keine Chance“, warnt Freyer. Ecuador beantragt nun ein
globales Handelsverbot
für alle Galapagos-Leguane. Pro Wildlife hat sich bereits im Vorfeld der Konferenz für diese und weitere Schutzinitiativen eingesetzt.
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| Schutz oder Rückschritt? Elefant und Nashorn im Visier |
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Während die meisten Anträge auf besseren Schutz abzielen, drohen auch gefährliche Rück-schritte: Namibia will den Elfenbeinhandel
und den Handel mit Nashornhorn legalisieren. Fünf Länder fordern zudem, den Schutz von Giraffen im südlichen Afrika aufzuheben. „Das wäre ein fatales Signal. Wilderei ist nach wie vor die
größte Bedrohung für diese Arten. Die bestehenden Handelsbeschränkungen sichern ihr Überleben“, warnt Freyer.
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| Artenschutz und Klimaschutz gehören zusammen |
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Die CITES-Konferenz findet nur wenige Tage nach der UN-Klimakonferenz in Baku statt.
„Intakte Ökosysteme sind unsere beste Versicherung gegen die Klimakrise“, betont die Pro Wildlife Sprecherin. „Solange wir Arten für
Profit ausbeuten, zerstören wir beides: Klima und Arten-vielfalt.“
Pro Wildlife wird vom 24. November bis 5. Dezember in Samarkand vor Ort sein und bis zur letzten Minute Überzeugungsarbeit bei den Delegierten der 185 CITES-Vertragsstaaten
leisten.
Quelle: Pro
Wildlife
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