6. Oktober 2025 | Zugvögel
Kranichzug über Hessen beginnt
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NABU Hessen: Kranich-Beobachtungen online melden
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Wetzlar – In den nächsten Wochen ist wieder das großartige Herbstschauspiel ziehender Kraniche am Himmel über
Hessen zu sehen. Aufmerksame Naturfreund*innen konnten heute bereits allererste Schwärme des laut trompetenden „Glücksvogels“ am Himmel beobachten. „Für die Kraniche heißt es jetzt wieder: Mit lautem
Trompeten auf in den Süden! Da Hessen mitten auf der Zugroute liegt, kann man sie vielerorts beobachten und das genau passend zur Aktion EuroBirdwatch am Wochenende“, erklärt Maik Sommerhage,
Landesvorsitzender des NABU Hessen. Insgesamt ist mit bis zu 250.000 Vögeln an Hessens Himmel zu rechnen. Bei günstiger Witterung gibt es im Herbst oft ‚Massenflugtage‘, an denen in kurzer Zeit viele
Kraniche in die südlichen Überwinterungsgebiete ziehen.
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Kraniche fliegen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann von den östlichen Winden mitge-tragen werden und
dadurch Kraft sparen können. „Wir rufen dazu auf, Kranichbeobachtungen unter www.Kranich-Hessen.de online zu melden. Mit Hilfe der Meldungen möglichst vieler Kranichfans ist es uns möglich, eine bessere Übersicht
über das Zuggeschehen und Hinweise auf Veränderungen von Flugrouten zu erhalten“, erläutert der NABU-Ornithologe Bernd Petri. Da sich Kraniche bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln
orientieren, sind sie bei ungünstiger Witterung dazu gezwungen, eine außerplanmäßige Zwischenrast einzulegen. Der NABU bittet alle Naturbeobachter*innen um Rücksichtnahme: „An den Rastplätzen sollte
man einen Abstand von mindestens 300 Meter einhalten, um die Kraniche nicht unnötig zu beunruhigen“, so Petri. Jede Störung koste die „Vögel des Glücks“ Kraft, die sie für den langen Flug in die
Überwinterungsquartiere benötigten.
Hessen liegt in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von der Ostsee in ihre Winterquartiere im
Südwesten Europas. An ihren größten nördlichen Sammelplätzen – z.B. bei Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte – finden sich im Herbst jeweils 100.000 bis 150.000 Kraniche ein. Bei günstiger
Witterung brechen einzelne Schwärme früh morgens auf und ziehen südlich und nördlich am Harz vorbei. Sie erreichen dann das Weserbergland und Thüringen und fliegen meist in den Nachmittags- und
Abendstunden weiter durch Hessen. Schwerpunkte des hessischen Durchzuges sind die Flusstäler Ober-, Ost- und Mittelhessens, wo einige Tiere bei schlechten Flugbedingungen auch Rastgebiete aufsuchen.
Beim Weiterflug mit 50 bis 70 km/h erreichen die Vögel die Auen von Main und Rhein und fliegen weiter bis zum großen Zwischenrastplatz am Lac du Der-Chantecoq (Marnestausee) in Nordfrankreich. Das
Flugziel der meisten Kraniche ist die spanische Extremadura, wo sie den Winter verbringen.
Für Naturbeobachter*innen sind die ziehenden Kraniche an ihrer keilförmigen Formation und den trompetenartigen
Rufen zu erkennen. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, dann folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen
Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. Manche legen bei Wetterumschwüngen aber auch eine Rast in Hessen ein. Sie landen dann z.B. im Amöneburger Becken oder in den Flusstälern von Fulda, Werra,
Schwalm, Ohm und Lahn. Auch Feuchtgebiete in der Wetterau und die Rheinauen in Südhessen sind gern aufgesuchte Orte zum Ausruhen. Die Rücksichtnahme an den Rastplätzen ist notwendig, weil viele
Kraniche bereits eine weite Flug-strecke hinter sich haben, wenn sie in Hessen eine Pause einlegen. „Sie brauchen Ruhe und die Gelegenheit, etwas zu fressen und wieder Kräfte zu sammeln“, erklärt der
Biologe Petri.
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Gemeinsam europaweit Zugvögel beobachten
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Zum Höhepunkt des Vogelzuges über Deutschland ruft der NABU jedes Jahr zur Vogelbeo-bachtung auf: Im Rahmen des
EuroBirdwatch bieten NABU und Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) am ersten Oktoberwochenende zahlreiche fachkundig geleitete Exkursionen an. Der Birdwatch ist eine gemeinsame
Aktion der Partner im Netzwerk BirdLife International und findet am Wochenende 4./5. Oktober 2025 bereits zum 32. Mal statt. „Am Birdwatch-Wochenende greifen Vogelbegeisterte in ganz Europa zu den
Ferngläsern und spähen in den Himmel. Die Beobachtungen erfreuen nicht nur Laien, sondern helfen Expertinnen und Experten, Veränderungen in Flugrouten oder Zugzeiten festzustellen. So erlangen wir
unter anderem Kenntnisse darüber, wie die Klimakrise oder der Verlust natürlicher Lebensräume das Zugverhalten beeinflussen“, sagt der hessische Landesvorsitzende und Vogelexperte Maik Sommerhage.
Wenn Sie schon immer einmal wissen wollten, welche Vogelarten zu beobachten sind oder wie man ziehende Vögel in einem Schwarm identifizieren kann, schließen Sie sich einfach einer der zahlreichen
Veranstaltungen an.
Quelle: NABU Hessen
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