1. Oktober 2025 | Spinnen
Haarige Hausgäste dulden oder raussetzen?
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NABU Hessen: Im Herbst zieht es Spinnen vermehrt in die Häuser
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Wetzlar – Bis in den Herbst hinein kann man an sonnigen Tagen die filigranen Kunstwerke von Spinnen in der Natur
betrachten. Denn plötzlich werden die Spinnennetze in Tau und Nebel deutlich sichtbar. Doch nicht nur draußen, auch im Haus kommt es nun zu vermehrten Begeg-nungen mit den achtbeinigen Krabblern.
„Viele Menschen fragen sich, warum gerade jetzt so viele Spinnen unterwegs sind. Tatsächlich fallen uns die Spinnen im Herbst aber nur stärker auf. Sie suchen nun nach frostfreien Verstecken für den
Winter und kommen dabei auch ins Haus“, erklärt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Mit einem kleinen Holzstapel, einem Steinhaufen oder aufgehäuftem Laub lassen sich ohne viel Aufwand gute
Winterquartiere für die Achtbeiner im Garten schaffen. Dort leisten die fleißigen Jägerinnen einen wichtigen Beitrag für ein ökologisches Gleichgewicht. Im Laufe eines Jahres fressen sie das
mehrfache ihres eigenen Körpergewichts, dienen zugleich aber auch vielen Tieren, wie Vögeln, Schlupf-wespen oder Eidechsen, als Nahrung. Als wechselwarme Tiere passen sich die Spinnen der
Außentemperatur an. Sobald der Herbst Einzug hält, verkriechen sie sich an einen sicheren, frostfreien Ort im Boden, unter einem Laub- oder Holzhaufen und zwischen Steinen.
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Wer muss gehen und wer sollte bleiben können?
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Sollte man die Achtbeiner denn nun dulden, wenn sie bei uns unterschlüpfen? Maik Sommer-hage begegnet seinen
Mitbewohnern mit Gelassenheit und Neugier und weiß welche Spinnen man besser wieder vor die Tür setzt und welche gerne bleiben dürfen: „Für die meisten Spinnen-arten ist der Ausflug in unsere vier
Wände ein großes Risiko. Denn spätestens mit Einsetzen der Heizperiode wird die Raumluft für sie zu trocken. Sie verenden dann meist schon nach kurzer Zeit. Kreuzspinne, Zebraspringspinne und Co
sollten daher am besten eingefangen und wieder nach draußen gesetzt werden.“ Zu den wenigen Arten, die sich das ganze Jahr bei uns wohlfühlen, gehören die Hauswinkel-, die Zitter- und die
Nosferatuspinne. Auch wenn deren Anwesenheit einigen von uns nicht ganz geheuer ist, muss man nicht in Panik verfallen. Denn die heimischen Arten sind für uns Menschen ungefährlich. Spinnen sind
sogar äußerst nützlich, da sie viele Insekten vertilgen: „Mücken, Motten oder geflügelte Blattläuse sind die bevorzugte Spinnennahrung. Daher unsere Bitte: Töten Sie die unterschätzten Nützlinge
nicht, sondern setzen Sie sie lebendig wieder vor die Tür“, rät der Landesvorsitzende. Dazu kann man die Spinnen mit einem Glas und einem Stück Pappe einfangen und nach draußen bringen.
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Das „Who is Who“ der hausbewohnenden Spinnen
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Die Große und Kleine Winkelspinne und die Waldwinkelspinne gehören zu den häufigsten Besuchern in unseren
Wohnungen, Kellern und Schuppen. Die Tiere sind recht groß, dunkel, langbeinig und behaart. Tagsüber hocken sie oft regungslos in der Wohnröhre ihres trichte-rförmigen Netzes. Sie ernähren sich von
Fluginsekten, Asseln und Tausendfüßlern. Eher zart gebaut ist die Große Zitterspinne mit ihren grazilen Beinen und dem kleinen Körper. Obwohl sie regelmäßig als Untermieter anzutreffen ist, fällt sie
nicht sehr auf. Häufig bemerkt man die Zitterspinne erst, wenn man zufällig ihr Netz berührt: Denn dann beginnt sie zu zittern! Dieser eher “schwächeren“ Spinne traut man gar nicht zu, dass sie sich
mit großen Gegnern anlegt. Dennoch ist gerade sie es, die in Kellerschächten oder im Keller der Hauswinkelspinne nachstellt. Öfter noch als die Spinne selbst fallen uns allerdings ihre großflächigen
Netze auf, vor allem, wenn sie verlassen und nach einiger Zeit verstaubt sind.
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Gekommen, um zu bleiben:
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Ein neuer Gast im Haus ist die aus dem Mittelmeergebiet eingewanderte Nosferatuspinne, die in immer mehr
Wohnungen anzutreffen ist. Sie gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen und kommt als wärmeliebende Art fast nur in und an Gebäuden vor. Auch sie gilt als fleißiger Insek-tenjäger. Mit einer
Körperlänge von bis zu zwei Zentimetern und einer Beinspannweite von etwa fünf Zentimetern gehört sie zusammen mit der Hauswinkelspinne zu den größten Gebäudebe-wohnerinnen. Ihren Namen verdankt sie
einer Rückenzeichnung, die an die gleichnamige Filmfigur erinnert. Sie kann spürbar zubeißen, tut das aber nur sehr selten bei direkter Be-drohung. Die Folgen eines Bisses für den Menschen sind in
der Regel, wenn keine Allergie vorliegt, ähnlich wie bei einem Bienen- oder Wespenstich. Als nächtliche Jägerin hält sie im Haus den Bestand an Fliegen und anderen Insekten
klein.
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Die Online-Plattform für Naturbeobachtungen Naturgucker hat zusammen mit dem NABU ein
spezielles Internetportal eingerichtet, um Sichtungen zu sammeln. „Ziel ist es, mehr über das Vorkommen dieser Art und ihre möglicherweise durch den Klimawandel und andere Faktoren bedingte
Ausbreitung in Deutschland zu dokumentieren“, berichtet Maik Sommerhage.
Fundmeldungen kann man schnell, einfach und ohne Registrierung unter
https://NABU-naturgucker.de/app/nosferatu eintragen.
„Meldungen mit Fotos sind besonders hilfreich“, so Sommerhage.
Quelle: NABU Hessen
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