5. Dezember 2025

Der Tannenstachelbart (Hericium flagellum) soll im Tanzboden wieder
neuen Lebensraum finden. (Foto: Peter Karasch / Nationalpark Bayerischer Wald)
Neuschönau. Eine Sohle aufs Parkett legen kann man bei diesem Tanzboden nicht. Dafür aber eine Vielzahl an seltenen Arten finden. Denn mit dem Tanzboden des Nationalparks Bayerischer Wald ist ein wertvolles Waldstück nahe Neuschönau gemeint, das vielfältige Strukturen und Lebensräume sowie eine große Artenvielfalt aufweist. Rund die Hälfte dieser Abteilung liegt in der Managementzone, in der dauerhaft aktive Maßnahmen stattfinden, unter anderem um Lebens-räume zu erhalten und zu verbessern. Damit dieser Bereich weiter aufgewertet werden kann, wird derzeit eine Maßnahme für die Ansiedelung und Unterstützung von zwei ausgesprochen seltenen und gefährdeten Pilzen auf den Weg gebracht.
Die zwei Pilzarten, die hier künftig einen weiteren Lebensraum finden sollen, sind der Buchen-stachelbart (Hericium coralloides) und der Tannenstachelbart (Hericium flagellum). Unter welchen Bedingungen beide Arten am besten wachsen, das wissen die Forscher des Nationalparks aus Ergebnissen eines 2024 gestarteten Forschungsprojekts.
„Bei diesem deutschlandweit einmaligen Artenhilfsprogramm für Rote-Liste-Arten, das auch von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird, wurden zehn Pilzarten zunächst im Labor auf Nährböden kultiviert“, erläu-tert Peter Karasch, Pilzexperte im Nationalpark. „Danach wird das Pilzmyzel auf Holzdübel über-tragen, die man vom Möbelaufbauen kennt, und diese wiederum werden in die Stämme ihrer Wirtsbäume eingebracht.“
Erste Erfolgsergebnisse beim „Pilze impfen“ konnten in diesem Jahr bereits erzielt werden, unter anderem eben mit dem seltenen Buchenstachelbart. „Bisher haben wir nur liegendes Tot-holz geimpft“, erklärt Karasch. Der Buchen- und der Tannenstachelbart benötigen jedoch ganz besondere Totholzstrukturen. „Beide Arten besiedeln stehende Bäume, die geschwächt oder bereits am Absterben sind.“ Im Tanzboden gibt es zwar stehendes Totholz, jedoch nicht in aus-reichender Menge oder in zu stark zersetztem und bereits von anderen Pilzen besiedeltem Zustand. „Deshalb hilft der Mensch etwas nach. Wir haben einige wenige Buchen und Tannen geringelt, sprich im unteren Bereich des Stamms rundherum einen zirka 30 Zentimeter breiten Streifen der Rinde entfernt“, berichtet Jakob Geiger, Leiter der Nationalparkdienststelle Neu-schönau.
„Dadurch sterben die Bäume langsam ab und können ab dem kommenden Jahr mit den beiden seltenen Pilzen geimpft werden.“ Der Tannenstachelbart konnte bereits im Tanzboden nachgewiesen werden, was die Erfolgsaussichten für diese Maßnahme nochmal verbessert.
Unterstützt wird das Projekt vom Lehrstuhl für Pilzökologie der Uni Bayreuth. Hier werden Prof. Claus Bässler und Dr. Franziska Zahn den Nationalpark bei der Beschaffung von Impfmaterial unterstützen.
Quelle: Nationalpark Bayerischer Wald
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