3. September 2021 | Aktivitäten in der Natur
NAJU: Mit Kindern den Naturgarten für den Herbst fit machen
Hilfe für Igel, Insekten und Vögel / NAJU gibt Tipps für Aktivitäten in der Natur
Hannover. Der Spätsommer geht langsam, aber sicher in seine nächste Runde, viele Zugvögel haben uns bereits gen Süden verlassen und die Tage werden merklich kürzer – der Herbst steht vor der Tür, aber noch sind keine Fröste in Sicht. Eine gute Zeit, im naturnahen Garten aktiv zu werden, um für so manche heimische Tierart Gutes zu tun, meint die Naturschutzjugend (NAJU) Niedersachsen. Dabei sollten Kinder und Jugendliche mit einbezogen werden: „Auf diese Weise bekommen junge Menschen einen direkten und praktischen Bezug zur Natur, erlangen Artenkenntnis, lernen die Jahreszeiten kennen – und können mit der sie umgebenden Natur Empathie aufbauen. Das ist enorm wichtig, denn nur was ich kenne, werde ich auch schützen!“, sagt NAJU-Geschäftsführerin Andrea Goike. „Deshalb sollten sich Kinder und Jugendliche auch in alle praktischen Aktivitäten im naturnahen Garten mit einbringen können, damit sie Kenntnis der dortigen Lebensräume gewinnen und Neugier für das spannende Leben von Igel, Rotkehlchen, Spitzmaus, Zaunkönig, Marienkäfer, Frosch und Co. entwickeln können!“
Zu diesen Aktivitäten, die nun langsam anrollen dürfen, um den Naturgarten für den Herbst und Winter fit zu machen, gehört etwa die Reinigung der Vogel-Nistkästen. Diese sollte möglichst im Oktober vorgenommen werden, wie Andrea Goike erläutert: „Die alten Nester sollten entfernt werden, da sie oft voller Lausfliegen und Vogelflöhen stecken und diese Parasiten der nächstjährigen Brut auch den im Winter schutzsuchenden Vögeln sehr zusetzen können.“ Dabei sei es wichtig, dass der Nistkasten vorsichtig vom Baum genommen werde: „Das alte Nest sollte am Boden herausgenommen werden. Aus Sicherheitsgründen sollten dabei Atemschutzmasken getragen werden. Bei einem Blick in das alte Nest wird sich dann Spannendes zeigen, etwa, aus welchen Materialien es gebaut wurde und ob sich noch alte Eier oder gar tote Jungvögel darin finden. Außerdem ist es interessant zu sehen, ob eventuell zwei Nester übereinander gebaut wurden.“ Bei der Kastenreinigung solle es nicht zum Einsatz von Chemie kommen, rät die Naturschützerin. Sinnvoll sei es dabei auch, dass Kinder und Jugendliche die jährlichen Brutergebnisse im Garten aufschrieben. Goike: „Dann zeigt sich, welche Ecken des Gartens besonders gute Lebensräume für Vögel sind und wo diese am meisten Nahrung finden. Über Jahre hinweg ergibt sich daraus ein Bild, und es können Verbesserungen am Lebensraum vorgenommen werden, etwa durch Pflanzung von mehr insektenfreundlichen Pflanzen, sodass auch den Vogelarten mehr Nahrung zur Verfügung steht.“
Natürlich können auch jetzt bereits neue Nistkästen aus Holz gebaut und angebracht werden – vom Meisenkasten für Blau- oder Kohlmeise über Sperlingskästen, Baumläufer- und Kleiberkästen bis zur Halbhöhle für Grauschnäpper, Rotschwanz und Co. „Und selbst wenn der Nistkasten noch so krumm und schief sein sollte, den ein Kind, das ihn selbst gebaut hat, vor Omas Küchenfenster anbringt: Sobald die erste Blaumeise herausschaut und eines Tages die jungen Meisen ausfliegen, wird das Kind dies niemals wieder vergessen und Interesse an den Meisen, an der Vogelwelt, an der Natur entwickeln“, betont Goike.
Auch bei Pflanzungen und Einsaaten sollten Kinder und Jugendliche eingebunden werden, regt die NAJU-Leitende an: „Es ist toll, wenn man mit Erde in Berührung kommt, wenn vorher ein Pflanzloch gegraben wurde, bei dem so mancher ‚Schatz‘ zu sehen sein wird, etwa Regenwürmer, Maikäfer-Engerlinge oder andere Bodenlebewesen oder der Haselnussstrauch, über dessen Früchte sich schon in wenigen Jahren Eichhörnchen und Co. freuen können, gepflanzt wird.“ So könne ein direkter Bezug zu nutznießenden Tierarten aufgebaut werden. Gleiches gelte für die Pflanzung eines „Vogelbüffets“ aus Früchte-, Nüssen- oder beerentragenden Bäumen und Sträuchern wie Wildapfel, Rotbuche, Wildrose, Weißdorn, Schlehe, Schneeball, Johannisbeere und vielen weiteren Arten. „Darin werden von den Kindern und Jugendlichen später viele Vogelarten zu beobachten sein.“
Einsaaten von zertifiziertem Regio-Saatgut, um den Garten mit vielen besonders gut geeigneten Wildpflanzen für Insekten weiter aufzuwerten, sind eine weitere Möglichkeit, jungen Menschen in diesen Herbsttagen die Faszination Natur weiterzugeben: „Diese Saaten keimen jetzt gut und helfen, Insekten den Tisch zu decken“, sagt Goike. Ebenfalls sehr beliebt bei jungen Naturschützern ist der Bau einer „Igelburg“, die leicht aus Holz gefertigt werden kann. Darin können die Stacheltiere geschützt den Winter verbringen. Überdeckt mit Ästen und Laub und an einer etwas erhöhten, trockenen Stelle im Garten aufgestellt, etwa unter einer Sträucherhecke, sind solche Igelburgen ideale Quartiere. „Kinder und Jugendliche haben ihre Freude daran, zu beobachten, ob die Igelburg angenommen ist und ob überhaupt ein Igel im Garten sein Stelldichein gibt, ob er igelgerecht und vielfältig genug ist“, unterstreicht Goike.
Für die genannten Aktivitäten hält der NABU Niedersachsen ein kleines Info-Paket bereit, das aus der Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art (einschließlich der Igelburg) und der Farbbroschüre „Gartenlust“ besteht, in der sich auch Anregungen für die Pflanzung geeigneter Bäume und Sträucher finden. Es kann angefordert werden gegen Einsendung einer 5-Euro-Banknote beim NABU Niedersachsen, Stichwort Gartenlust, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
Quelle: NABU Niedersachsen
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