21. Juli 2020 | Deutschland
Neues Projekt in Thüringen soll Artenvielfalt auf kleinen Flächen
schützen
Projekt „VIA Natura 2000“ vernetzt Schutzgebiete in Thüringen
Thüringen bekommt ein neues Naturschutzprojekt. Im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt werden Natura 2000-Gebiete in den
Bereichen Osterland, Gotha/Ilm-Kreis, Südharz/Kyffhäuser, Unstrut-Hainich/Eichsfeld und Mittelthüringen/Hohe Schrecke jetzt stärker miteinander vernetzt. Dort werden artenreiche Saumstrukturen in der
Agrarlandschaft neu angelegt oder ökologisch aufgewertet. Vor allem die Insektenvielfalt soll davon profitieren. „VIA Natura 2000 ‒ Vernetzung für Insekten in der Agrarlandschaft zwischen Natura
2000-Gebieten in Thüringen“ wird mit rund 4,78 Millionen Euro durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit finanziert.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Natura-2000-Gebiete bilden das größte grenzübergreifende Schutzgebietsnetz weltweit – mit dem Ziel die biologische Vielfalt in Europa zu erhalten. Damit
sich eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt zwischen den einzelnen Gebieten miteinander austauschen, vernetzen und somit erhalten kann, unterstützen wir mit Projekten wie „VIA Natura 2000“ grüne
Brücken als Verbindungselemente – in Form von artenreichen Grünstreifen am Wegesrand oder Böschungen. Gerade in Agrarlandschaften, die mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands ausmachen, können
solche Saumbiotope wertvolle Lebensräume für zahlreiche Arten darstellen.“
BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Blütenreiche Randstrukturen an Feldern und Wegen sind in vielen Regionen selten geworden. Diese vermeintlich kleinen Flächen wie Feldraine, Wegränder,
Uferrandstreifen, Gräben und Hecken sind für Insekten und viele weitere Tierarten wichtige Lebens- und Rückzugsräume, vor allem in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft. ‚VIA Natura 2000‘ fördert
mit der Erhaltung solcher Flächen nicht nur die Artenvielfalt in Thüringen, sondern auch Ökosystemleistungen, wie die Bestäubung und Schädlingsbekämpfung, die ebenfalls der Region
zugutekommen.“
Die Stiftung Naturschutz Thüringen setzt sich gemeinsam mit den Trägern der Natura 2000-Stationen Osterland, Gotha/Ilm-Kreis, Südharz/Kyffhäuser, Unstrut-Hainich/Eichsfeld und Mittelthüringen/Hohe
Schrecke sowie der Umwelt- und Agrarstudien GmbH dafür ein, die vorhandenen Saumbiotope ökologisch zu optimieren und vor Ort neue Flächen in den Agrarlandschaften dauerhaft anzulegen. Über 15 Prozent
der deutschen Landesfläche sind Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 und damit streng nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. In Thüringen machen diese Flächen knapp 17
Prozent der Landesfläche aus.
Zur Vernetzung der Natura 2000-Gebiete in Thüringen sieht das Projekt „VIA Natura 2000“ in den kommenden sechs Projektjahren zahlreiche Maßnahmen vor. Für umfangreiche Zustandsanalysen werden
Luftbilder, Kartenmaterial, Liegenschaftsinformationen und Vor-Ort-Begehungen ausgewertet. Sie bilden die Grundlage für ein sukzessive entwickeltes, flurstückgenaues Planungskonzept in jeder der fünf
Projektregionen. Die Projektbeteiligten werden mit den Gemeinden, Landwirtschaftsbetrieben, Eigentümerinnen und Eigentümern eng zusammenarbeiten, um standortangepasste, arten- und strukturreiche
Saumstrukturen aufzuwerten und neu anzulegen. Über die Entwicklung der Saumbiotope und ihre Vernetzung sollen auf ausgewählten Projektflächen projektbegleitende Erhebungen zu den Pflanzen-, den
Wildbienen- und Schwebfliegengemeinschaften sowie Luftaufnahmen und GIS-Analysen im gesamten Projektgebiet Aufschluss geben. Zusätzlich werden eigentums- und nutzungsrechtliche, förderspezifische
sowie weitere relevante ökonomische Fragen analysiert, um die Flächen dauerhaft zu erhalten und ökologisch hochwertig zu pflegen. Mit einem Handlungsleitfaden und zwei Fachsymposien während der
Projektlaufzeit sollen die Erkenntnisse auch über das Projekt hinaus Anwendung finden.
Das Team von „VIA Natura 2000“ wird die Bevölkerung vor Ort direkt einbeziehen und insbesondere den Wert der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft vermitteln. Dafür bietet das Projekt
Feldrain-Patenschaften an, die Verbände, Vereine, Schulen und Kindergärten in den Regionen übernehmen können. Zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und zur Ergänzung der
projektbegleitenden Erhebungen können sich Interessierte zudem an einem ehrenamtlichen Tagfaltermonitoring in den Projektgebieten beteiligen.
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS
eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen
Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt
und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische
Vielfalt zu stärken.
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit & Bundesamt für Naturschutz